Moderator Günther Jauch

"Ich habe mich selbst noch nie im Fernsehen gesehen"

77:21 Minuten
Fernsehmoderator Günther Jauch lächelt in die Kamera.
Fernsehmoderator Günther Jauch sieht seinen Erfolg betont gelassen. © picture alliance/ dpa/ Erwin Elsner
Moderation: Britta Bürger |
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Wer Glück hat und gut vorbereitet ist, kann bei ihm viel Geld verdienen. Seit 20 Jahren hat Günther Jauchs Quizshow „Wer wird Millionär“ Rekord-Einschaltquoten. Nebenbei ist er Weinbauer, Restaurantbesitzer und spendet für Potsdam.
Seit 20 Jahren moderiert Günther Jauch das Fernsehquiz "Wer wird Millionär?". Das Erfolgsgeheimnis dieses TV-Evergreens sieht er so: "Ich vermute, weil es so simpel ist. Sie schalten sich in die Sendung ein, Sie verstehen sofort das Spielsystem." Jeder und jede könne mitraten, erlebe Triumph oder Blamage der Kandidaten mit, die Günther Jauchs Schwiegermutter mal als "Gottes großer Zoo" bezeichnet hat. Seine Rolle als Moderator dabei sei "hart, aber ungerecht", alles andere würde auf die Dauer langweilig werden. Die Sendung dürfe nicht "in eine Art betreutes Gewinnen" ausarten.
In unserem Gespräch, das wir vor dem Ausbruch der Corona-Krise aufgezeichnet haben, blickt der 63-Jährige betont gelassen auf seine Erfolge, auch die zahlreichen Fernsehpreise, die er in seiner langen Karriere gewonnen hat: "Wenn ich sie gewonnen habe, dürfen sie ein halbes Jahr bei mir irgendwo im Zimmer stehen, danach kommen sie unweigerlich in eine Umzugskiste und fristen ein erbärmliches, dunkles Dasein in der Garage."

Wenig Liebe für die Schule, umso mehr fürs Radio

Zu Jugendzeiten war er ein "mittelmäßiger Schüler", der das Gymnasium in Westberlin mit so wenig Aufwand wie möglich hinter sich bringen wollte, und er war "ein fanatischer Radiohörer". Seine ersten Erfahrungen im Journalismus machte der Mann, der später vor allem im Fernsehen berühmt wurde, denn auch beim Radio: schon mit 16 Jahren, als er beim Berliner Sender RIAS jobbte, aus dem später der Deutschlandfunk Kultur hervorgegangen ist.
Journalismus lag bei Günther Jauch in der Familie. Sein Vater war Korrespondent der Katholischen Nachrichtenagentur, und so wurde Günther Jauch christlich erzogen. Er habe aus der Kirche "viel Tröstliches, viel Verbindendes, viel Positives mitgenommen". Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche seinen "ganz furchtbar, daran leiden die Betroffenen, aber ich glaube, dass die Kirche daran auch leidet".

Eine "akustische Offenbarung" namens Thomas Gottschalk

Seine Karriere begann beim Bayerischen Rundfunk, wo er als "Preuße" aus Berlin bei seiner ersten Oktoberfest-Reportage Spott erntete, als er das gebratene Hendl völlig unbayerisch wie den Namen des Komponisten Georg Friedrich Händel aussprach. Beim BR traf er Thomas Gottschalk, für den jungen Jauch ein Vorbild, weil er "ein absoluter Radio-Revolutionär" war, "der war für mich eine akustische Offenbarung". Die beiden Star-Moderatoren verbindet seither eine jahrzehntealte Freundschaft, ohne Rivalität, wie Jauch betont: "Von ihm habe ich wirklich sehr viel gelernt und deswegen war die Rangfolge zwischen uns schon von mir aus gesehen immer klar."
Ein Foto von 1989 von Günther Jauch und Thomas Gottschalk: Sie moderieren das ZDF Mittagsmagazin. Jauch trägt dabei ein bund gemustertes Hemd, Gottschalk eine Lederjacke und Kapitänsmütze.
Günther Jauch und Thomas Gottschalk haben oft zusammen vor der Kamera gestanden, hier 1989 im ZDF.© dpa/ picture alliance/ Gerd Ulli Baranski
Nach seiner Radiozeit startete Günther Jauch beim Fernsehen richtig durch. Vor der Kamera habe er keine Angst, Nervosität erlebe er selten, "ich bin da relativ dicht bei mir". Allerdings sagt er auch: "Ich möchte mir das Ergebnis nicht gerne ansehen. Ich kann mit Fug und Recht von mir behaupten, dass ich mich selbst noch nie im Fernsehen gesehen habe."

Spagat zwischen öffentlich-rechtlichem und Privat-TV

Wobei Günther Jauch sowohl im öffentlich-rechtlichen wie im privaten TV unterwegs war und ist. Ein Spagat, räumt er ein, aber "der war immer mein Traum". Er möge den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, weil er ihn für wichtig halte. Gleichzeitig fasziniere ihn aber die "Angriffslust" der privaten Sender, um die Zuschauer "auch emotional" zu interessieren. Information und Unterhaltung verbinden, das war sein Credo bei "stern TV", das er zehn Jahre lang moderierte.
Seine Popularität setzt Günther Jauch unter anderem dafür ein, das Stadtzentrum seiner Wahlheimat Potsdam aufzuwerten. Über Werbeverträge und durch Einwerben von Spenden sammelt er Geld, etwa für den Wiederaufbau des Fortunaportals am Potsdamer Stadtschloss. Wobei er häufig erstmal selbst tief in die Tasche greift, um Nachahmer zu motivieren, was nicht immer gelingt: "In Deutschland wartet man darauf, dass der Mäzen das bitte nach Möglichkeit alles bezahlen soll. Kein sehr schöner Zug, aber wenn man was bewegen will, muss man erstmal selber in die Bütt steigen und vorlegen."
Günther Jauch steht im Hob seines Weingutes und hält eine rot-graue Plastikkiste voller grüner Weintrauben in die Kamera.
Das Fernsehen war ihm irgendwann nicht mehr genug: Günther Jauch besitzt inzwischen auch ein Weingut.© dpa/ picture alliance/ Birgit Reichert
Und als wäre das nicht schon genug, ist Günther Jauch seit rund zehn Jahren auch noch Winzer: Er besitzt ein Weingut an der Saar, wobei er zunächst von Wein keinerlei Ahnung hatte. Bis er etwa 30 Jahre alt war, hat Günther Jauch keinen Alkohol getrunken. Und mit seinem neuen Restaurant in Potsdam wurde er 2019 als "Gastronom des Jahres" ausgezeichnet, eine Ehre, die er nicht recht gelten lassen möchte: "Ich bin kein Gastronom, mit diesen Federn sollte ich mich wirklich nicht schmücken." Weswegen in der Küche Sternekoch Tim Raue das Sagen hat.
(pag)
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