Modejournalistin über Popmusiker als Modemacher

Eine gewisse Attitüde anziehen

Die US-amerikanische Sängerin Rihanna (2012) bei einem Konzert in Deutschland.
Auch die US-Sängerin Rihanna mischt in der Modeszene mit © Britta Pedersen / dpa
Gesine Kühne im Gespräch mit Andreas Müller  · 05.07.2018
Das Modelabel von Kanye West hat Modereporterin Gesine Kühne auf der Berliner Fashion Week wenig beeindruckt. Auch Rihanna oder Gwen Stefani mischten im Modegeschäft mit. Für die Fashion-Geschichte blieben sie "völlig belanglos".
Auch Musiker experimentieren immer wieder mit Modetrends und zwar nicht erst seit Kanye West, der ein eigenes Modelabel namens "Yeezy" betreibt. Modereporterin Gesine Kühne zeigt sich anlässlich der Berliner Fashion Week allerdings von der modischen Kreativität des Musikers wenig beeindruckt. "West macht eher sportlich-schlichte Sachen, die hier und da mal ein Detail haben, das erkennen lässt, dass das Teil aus der Yeezy-Kollektion kommt", sagt sie im Deutschlandfunk Kultur.

Hautfarben bis Rentnerbeige

Im Februar, als Kanye neue Sneaker rausgebrachte, hätten Turnschuhfans tagelang vor einem Schuhladen campiert, um ein paar "Yeezys"-Turnschuhe zu ergattern. Kühne sagt, Kanye arbeite meistens mit dem Sportartikelhersteller Adidas zusammen, sodass sich die Frage stelle, wie viel das sein eigenes Design sei. "Ich habe eine Kollektion im Kopf, die war hautfarben bis Rentnerbeige, die Schnitte einfach." Diese Kombination habe nichts aufzuweisen, das Modegeschichte schreiben könnte.

Win-Win-Situation

Die Modejournalistin erinnert daran, dass Victoria Beckham, einst "Spice Girl", seit über einem Jahrzehnt eine wirklich gefeierte Modedesignerin sei. Gwen Stefani habe ebenfalls vor mehr als einem Jahrzehnt die Marke "Lamb" gegründet. Es sei eben auch eine gute Einnahmequelle, Mode zu machen. Als Beispiel nennt Kühne die Sängerin Rihanna und den Sportartikel-Hersteller Puma.
Die englische Sängerin und Celebrity Victoria Beckham bei einem Auftritt in Shanghai (China)
Die britische Sängerin Victoria Beckham st seit mehr als einem Jahrzehnt eine gefeierte Modedesignerin© dpa / Imaginechina / Zhou Jianzhong
Das sei eine Win-Win-Situation, wie sich vor zwei Jahren zeigte, als die Popikone mit Puma zusammen einen Schuh herausbrachte. Er hieß "Fenty", sei sofort ausverkauft gewesen und sogar der meistverkaufte Schuh 2016. "Es ist ein klassischer Turnschuh oben, die Sohle aber ist eine Creepers-Krepp-Sohle", sagt Kühne. Nun biete Puma ganze Rihanna-Kollektionen an, etwas ausgefallenere Sportmode, die Rihanna so auch auf der Bühne tragen könnte. .

Regelrechte Kaufsucht

Trotz solcher Trends kann die Modejournalistin keine nachhaltige Relevanz erkennen. Dafür sei die Pop-Mode zu schnelllebig. Mit Hilfe der sozialen Medien werde eine regelrechte Kaufsucht geschürt. "Wir kaufen uns einen gewissen Lifestyle, unbeschwert, cool, glamourös – das, was Popstars eben so verkörpern", sagt Kühne. Im Hip Hop gebe es das Phänomen schon seit 30 Jahren, dass man sich mit den Klamotten eine gewisse Attitüde anziehe. Für die Wirtschaft lohne sich die Pop-Mode, für die Fashion-Geschichte bleibe sie allerdings "völlig belanglos".
(gem)

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