Millionenspende für Elbphilharmonie

Von Werner Nording · 06.09.2005
Nach einer privaten Spende in Höhe von 30 Millionen Euro für den Bau der Elbphilharmonie kommt Hamburg seinem Prestigeprojekt näher. Das 186 Millionen teure Konzerthaus soll zum neuen Aushängeschild der Stadt werden. Dass es auch akustisch Weltspitze sein wird, davon sind Experten überzeugt.
Hamburg will die Elbphilharmonie, soviel ist parteiübergreifend bei einer Anhörung in der Hansestadt deutlich geworden. Doch weit über Hamburg hinaus beschäftigt das geplante Konzerthaus die Fachleute. Professor Peter Raue vom Verein der Freunde der Nationalgalerie Berlin spricht davon, dass die Elbphilharmonie für ganz Deutschland ein neues Musikzentrum bilden wird.

"Es ist eine epochale Entscheidung, weil es die Kunststruktur in unserem Lande verändern wird, es ist nicht ein Nebenbau, sondern ein zentraler Bau und für das Verhältnis Berlin-Hamburg ist es nur ein Anlass zur Freude. Der Berliner weiß ja gar nicht, was für Musik hier gemacht wird. Und Gebäude sind, das hat man auch in München gesehen bei dem Gasteig-Gebäude, sind Anziehungspunkte, wenn man in ein wunderbares Haus geht, ist das reizvoll, das ist wie in einem Museum."

Am 26. Oktober will die Bürgerschaft formell dem Bau der Elbphilharmonie zustimmen. Durch die angekündigte Spende von 30 Millionen Euro, mit der ein Hamburger Ehepaar als Großmäzen das Projekt unterstützt, scheint auch der Finanzrahmen gesichert zu sein. Eine letzte Ausstiegsmöglichkeit für den Senat gibt es noch im nächsten Sommer, sagt die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck:
"Ganz wichtig ist natürlich noch die Verhandlung mit den Investoren, die fangen erst an, wenn die Bürgerschaft Ende Oktober grünes Licht gibt, dann gibt es noch einen möglichen letzten Ausstieg im nächsten Sommer, wenn alles auf dem Tisch liegt . Wir sind natürlich einen Riesenschritt vorangekommen durch die Spende des Ehepaars Greve, das ist genial, ich hatte mir als Ziel gesetzt, das in einem Jahr zu schaffen, das ist natürlich ganz genial."

Kenner der Musikszene verweisen darauf, dass es allerhöchste Zeit wird, einen Generalintendanten für die Elbphilharmonie zu finden, der sehr viel von Musik versteht, beste Kontakte zu Künstlern hat und außerdem noch ein guter Kulturmanager ist. Als aussichtsreiche Kandidaten für diese Aufgaben sind immer wieder drei Namen zu hören: Rolf Beck, Intendant vom Schleswig-Holstein Musikfestival und Leiter des NDR-Klangkörpers, Peter Rusischka, Intendant der Salzburger Festspiele sowie Andreas Mölich-Zebhauer, Chef des Baden-Badener Festspielhauses.

In Hamburg würde ein Generalintendant gebraucht, der die Laeisz-Halle zusätzlich zur Elbphilharmonie führen würde. Die Zeit drängt, meint der Direktor und Geschäftsführer der Hamburgischen Staatsoper, Detlef Meierjohann:

"Das ist sicher so, in dieser Phase ist es notwendig einen Partner zu haben, mit dem man über das Programm spricht, mit dem man die Positionen verifizieren kann. Man sollte darauf hinweisen, die drei großen Orchester sollten mit der künftigen Leitung der Elbphilharmonie ins Gespräch kommen, um die Dinge ordentlich auf den Weg zu bringen. "

Das NDR-Sinfonieorchester ist EINES der drei großen Orchester in Hamburg. Sein Leiter Christoph von Dohnanyi tritt allen Zweiflern entgegen, die fragen, ob es denn in Hamburg überhaupt ein Bedürfnis für ein zusätzliches Konzerthaus mit fast 3000 Plätzen gibt.

"Es ist immer ein Bedürfnis für Kultur da und die Fakten schaffen ein Bedürfnis. Gab es ein Bedürfnis für die neunte Sinfonie? Nein, aber als sie da war, gab es das. Neben dem bestehenden Bedürfnis bin ich sicher, dass ein zusätzliches entstehen wird, wenn diese Halle wirklich so gelingt, wie sie geplant ist und wie die Hamburgische Stadt versucht das zu realisieren."

Wenn die Stadt ihre Zusagen hält, ist es keineswegs ausgeschlossen, dass die Elbphilharmonie zu einem der zehn führenden Konzerthäuser weltweit wird, sagt von Dohnanyi.

"Von außen ist es bestimmt eine unglaublich repräsentative Geschichte, das kann man schon im Modell sehen. Was innen passiert und was akustisch passiert, ist zum Teil ein bisschen Glück aber auch berechenbar und ich glaube, dass die Stadt alles daran setzt, dass es eine sehr konkurrenzfähige und spezielle Halle wird mit allen großen Häusern dieser Welt."

Der große Saal der Elbphilharmonie soll kein Schuhkasten-Format bekommen, so viel steht fest. Von Dohnanyi weiß, dass mit der Akustik alles steht und fällt. Er geht aber davon aus, dass der nestförmig gestylte Konzertsaal keine Wünsche offen lässt.

"Ich sag das immer wieder, dass man ja auch mit den Augen isst und man hört auch mit den Augen, die Berliner Philharmonie klingt an manchen Stellen nicht so berückend, wie man glaubt, dass sie klänge, wenn man drin sitzt, weil man eben einen phänomenalen Bau hat, und wenn der von der Ästhetik großartig ist und von der Akustik so weit, wie man das heute wissenschaftlich beherrscht, dann nehme ich an, dass sie den Ansprüchen entspricht, die wir stellen müssen, nämlich dass man von klassischer Musik bis zu modernster Musik alles arrangieren und spielen kann."
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