Ein neues Wahrzeichen für Hamburg

Von Werner Nording · 28.06.2005
Im Hamburger Hafen soll ein architektonisches Wunderwerk entstehen. Über hundert Meter hoch wird die neue Elbphilharmonie in Form einer Welle in den Himmel ragen. Bürgermeister van Beust unterstützt das Projekt, dessen Machbarkeitsstudie nun vorgestellt wurde.
Auf einen alten Kaispeicher im Hamburger Hafen, wo früher Kakaobohnen lagerten, soll in wenigen Jahren ein architektonisches Wunderwerk entstehen, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. 103 Meter hoch wird sich die neue Elbphilharmonie in den Himmel strecken und zum neuen Wahrzeichen der Hansestadt werden. Der neue Glaspalast soll wie eine Welle geformt sein. Das Konzerthaus wird die Hafencity krönen, einen neuen Stadtteil für Zehntausende Menschen. Der Hamburger CDU-Bürgermeister Ole von Beust stellte heute klar, dass er den neuen Konzertsaal für Hamburg will:

" Ich werde dem Senat empfehlen, grünes Licht dafür zu geben, dass wir in der Bürgerschaft den Antrag stellen, dass die Bürgerschaft Finanzierung, Planung und Bau entschließt, ich gehe davon aus, dass das im Spätherbst dieses Jahres möglich sein wird. (…) Und wir haben gemeinsam auch den Wunsch, Regierung und alle Fraktionen, dass angesichts der allgemeinen Notlage der öffentlichen Kassen, der öffentliche Anteil gedeckelt werden muss, ich glaube, dass das machbar ist und die öffentliche Sympathie treffen wird. "

An der Zustimmung der Bürgerschaft wird nicht gezweifelt, denn die CDU hat die absolute Mehrheit im Hamburger Parlament und auch die SPD hat grundsätzliche Zustimmung signalisiert. 186 Millionen Euro will sich Hamburg die neue Elbphilharmonie kosten lassen. 70 Millionen tragen die privaten Investoren, die dort neben einem Luxushotel und Luxuswohnungen zwei Konzertsäle errichten, eine Philharmonie für 2200 Plätze und einen Kammermusiksaal für bis zu 600 Plätze. 77 Millionen Euro steuert die Stadt bei, 39 Millionen Euro werden aus Vermarktungserlösen sowie von Sponsoren und Mäzenen des reichen Hamburger Bürgertums erwartet. Die Spendensumme sei realistisch, sagt Kultursenatorin Karin von Welck, deshalb gebe es keinen Grund mehr daran zu zweifeln, dass die Elbphilharmonie gebaut wird:

" Wir haben da Vergleiche mit anderen Großkampagnen, das größte ist sicherlich die Frauen-Kirche in Dresen, wo natürlich auch über einen viel längeren Zeitraum gesammelt werden konnte, wir haben ja uns vorgenommen, dass wir im Laufe eines Jahres eine wirklich belastbare Zahl haben, aber wie gesagt, die ersten Gespräche waren unglaublich ermutigend, deshalb gingen der Bürgermeister und ich auch mit sehr guter Laune in diese Pressekonferenz."

Anfangs hatten sich die Politiker noch von dem Versprechen locken lassen, dass das spektakuläre Haus gleichsam umsonst zu haben sein sollte. Nachdem sich diese Gratisverheißung als Illusion herausgestellt hatte, wurde die städtische Realisierungsgesellschaft beauftragt, mit spitzem Stift eine so genannte Machbarkeitsstudie zu erstellen. Projektleiter Hartmut Wegener vergab Aufträge an unabhängige Prüfer und kam heute zu folgendem Ergebnis:

" Wir haben das ganze Projekt auf Herz und Nieren geprüft. Die Erntwurfsplanungen der Architekten und die Kostenermittlungen überprüft. (…) und sind zum Ergebnis gekommen, dass bei dem gegenwärtigen Planungsstand die Machbarkeit bejaht werden kann. (…) Das heißt, das Projekt ist von den Daten, die wir ermittelt haben auf einem trittsicheren Pfad. "

Die so genannte Machbarkeitsstudie war für alle Beobachter die Hürde, die das Projekt überspringen musste. Für alle Insider ist jetzt klar, dass Hamburg um eine Attraktion reicher wird. Der Bürgermeister zeigte sich stolz und sagte:

" … dass ich überzeugt davon bin, dass diese Elbphilharmonie eines der faszinierendsten und wichtigsten Projekte dieser Stadt vielleicht in einem Zeitraum von 50 Jahren sein kann, es kann ein kultureller Magnet ohnegleichen werden, es kann ein Architektur-Juwel der Stadt werden, das Touristen, Neugierige aus der ganzen Welt anzieht, und kann prägend für die Stadt sein als zumindest neues Wahrzeichen für die Hafencity, sichtbar von vielen Seiten und wenn Sie schon Berichte über Hamburg lesen in Immobilienzeitungen oder wo auch immer, finden Sie schon fast überall die Skizze der Elbphilharmonie, weil die Faszination des Bauwerks und natürlich der künstlerischen Nutzung jetzt schon ausstrahlt, obwohl es nur ein Plan ist, der sich aber zunehmend konkretisiert."

Erstaunlicher noch als das Äußere wird das Innere des Konzerthauses. Kultursenatorin von Welck sprach von einem Raum für alle Sinne. Das Arenaprinzip des großen Konzertsaales kenne kein strenges Vorne und Hinten mehr, das Publikum sitze in verwobenen Reihen rund um das Orchester.

" Wer schon mal in Berlin war, in der dortigen Philharmonie, der hat eine Ahnung bekommen, wie das sein kann. Der Raum wird eine Vogelneststruktur haben, das den Vorteil hat, dass alle nah dran sind, in diesen normalen Schuhkasten-Konzertsälen sind ja die hinten sitzen, schlecht dran. (…) Das wird alles anders sein, ich habe ein ähnliches Konzerterlebnis in Berlin schon öfter erlebt, aber auch in der Walt Disney Halle in Los Angeles, wo man von allen Plätzen wunderbar hört und sieht, und das ist durch so ein Konzept gewährleistet. "

Jede Form der Rangordnung, Barriere oder Loge soll vermieden werden, selbst auf den teuersten Plätzen soll man ebenso gut hören und sehen wie auf den billigsten. Die Elbphilharmonie soll ein Ort für alle Hamburger werden, der keineswegs elitär sein dürfe. Außerdem soll es eine Bespielung von Weltgeltung geben.

" Das muss es auf jeden Fall geben, im Moment ist es ja so, dass viele Konzerte an Hamburg vorbeigehen, weil die Laeiszhalle nicht ausreicht. Wir haben ja da nur 1500 Plätze, von denen man hören und sehen kann, und das ist eben auch nicht ganz ideal. Und in der großen Konzerthalle, wir haben dann ja 2200 Plätze, das ist ja auch wichtig, damit sich große Konzerte rechnen, insofern werden wir das Angebot nicht nur qualitativ erweitern, sondern auch in seiner Bandbreite und Vielfältigkeit, was in Hamburg ja noch gar nicht stattfindet, sind Weltmusik-Konzerte, was auch nicht viel stattfindet, ist der ganze Rock- und Popbereich auf einem guten Qualitätsniveau, all das wird jetzt entwickelt, ich glaube das kann sehr spannend werden."

Ein Jahr wird die Bürgerschaft jetzt Zeit haben, sich mit dem neuen Musentempel der Stadt vertraut zu machen. Im Sommer 2006 wird das Parlament formell entscheiden, sagt Bauplaner Wegener:

" Dann wird im nächsten Jahr der Bauantrag gestellt und wir werden in 2007 anfangen zu bauen und bauen 27 Monate, das ist olympiareif von der Zeit, aber das werden wir schaffen und werden dann im Frühjahr 2009 fertig sein Die erste Aufführung wird im September oder Oktober 2009 stattfinden können, wenn alles so klappt. "
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