"Wir sind alle nie vom Schulhof runtergekommen"
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Der Wahlkampf zeigt, wie schnell Politiker Ziel von Spott und Häme werden. Humor in der heutigen Zeit sei schnell zu politisiert, sagt der Autor Micky Beisenherz: "Wir muten dem Humor zu viel zu."
Wir brauchen derzeit mehr Humor denn je, sagt Autor und Moderator Micky Beisenherz: "Denn je düsterer die Gesamtsituation, desto mehr Erleichterung muss uns der Humor ja verschaffen."
Allerdings sei Humor aktuell oft extrem politisiert. "Ich glaube, man mutet dem Humor zu viel zu", so Beisenherz. Die Fähigkeit, bei einer schlechten Pointe mit den Augen zu rollen und sie zu ignorieren, sei abhandengekommen. "Das passt aber auch in einer Zeit, in der man jede Meinungsäußerung, jeden Akt sofort überfrachtet mit einem politischen Überbau."
Gerade im Wahlkampf zeige sich, dass vieles mit Humor wenig zu tun habe, sondern in erster Linie Häme sei. "Meine Theorie ist, wir sind alle zeit unseres Lebens nie vom Schulhof runtergekommen", so Beisenherz.
Gerade im Zusammenhang mit dem Wahlkampf von Laschet merke man, wie die Leute darauf warten würden, dass er jetzt irgendetwas macht, auf das man sich lustvoll stürzen könne. "Und da finde ich, da legen wir immer völlig unterschiedliche Maßstäbe an. Das machen wir ja alle, unsere Lieblinge oder 'die Guten', die behandeln wir natürlich mit Samthandschuhen", so Beisenherz.
Humor geht ohne Klischee
Früher habe der Humor noch viel mehr Klischees gehabt. Heute werde darüber durchaus anders gedacht. Witze aus der Wochenshow in den 1990er-Jahren funktionierten heute nicht mehr so.
"Ich verstehe das. Wenn wir über marginalisierte Gruppen sprechen, die sagen: 'Wir wollen diese Klischees nicht andauernd bedient wissen in der Öffentlichkeit, sie hindern uns an der sozialen Teilhabe', da kann ich das nachvollziehen. Und wir, die wir Humorschaffende sind, sind dann mitunter auch angehalten, uns einfach andere Objekte des Spottes zu suchen", sagt Beisenherz.
(nho)