Mentales Training

Was die Musik vom Leistungssport lernen kann

07:49 Minuten
Auf einem gelben Hintergrund ist eine schwarze Strichzeichnung abgebildet. Sie zeigt ein verworrenes Knäuel auf der linken Seite, das sich auf der rechten Seite zu einer Sonne entwirrt.
Studien zeigten, dass mentale Stärke häufig der entscheidende Faktor für Leistungserbringung ist, sagt Psychologin Heidi Brandi. Da habe die Musik Nachholbedarf. © Getty Images / iStockphoto / tomozina
Heidi Brandi im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 03.02.2022
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Im Leistungssport gehört mentales Coaching inzwischen dazu. Die Profimusik müsse das auch nutzen, sagt die Psychologin Heidi Brandi, die ein Symposium dazu organisiert. Parallelen sieht sie etwa bei Training und Wettkampf vs. Üben und Vorspielen.
Wer es als Profimusiker oder als Profimusikerin zu etwas bringen will, muss täglich mehrere Stunden üben, auftreten oder im klassischen Bereich an Musikwettbewerben teilnehmen. Deshalb hat die Staatliche Jugendmusikschule in Hamburg ein Symposium organisiert, das professionelle Musikerinnen und Musiker mit professionellen Athletinnen und Athleten ins Verhältnis setzt. Der Titel: „Mentale Stärke in Leistungssport und Leistungsmusik“.
Die Veranstaltung richtet sich an Lehrkräfte von Hochschulen und Musikschulen, an Studierende aus der Musik, der Kunst und dem Sport. Musikerinnen und Sportler sollen miteinander ins Gespräch kommen. Zum Beispiel sind Jan Donner, Posaunist an der Deutschen Oper in Berlin, und die Olympiasiegerin im Beachvolleyball, Laura Ludwig, dabei.

Kaum mentale Techniken in der Musik

Beim Thema „mentale Unterstützung“, das ja der Fokus der Veranstaltung sei, sei der Leistungssport sehr viel weiter, erklärt Heidi Brandi, Diplom-Psychologin in Hamburg und Veranstalterin des Symposiums. Dort sei mentale Betreuung bei Profisportlerinnen und Profisportlern bereits seit Jahrzehnten fester Bestandteil. Und das sei durch zahlreiche wissenschaftliche Studien und Untersuchungen umfassend dokumentiert. Zum Beispiel reist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nicht ohne einen Coach, einen Psychologen.
Das sei im Musikbereich nicht der Fall. Bei Berufsmusikerinnen und -musikern komme in jungen Jahren, in der Ausbildung, sehr wenig an mentalen Techniken zum Einsatz. „Das liegt aus meiner Sicht daran, dass Schwäche als Tabu aufgefasst wird und die Schwäche versteckt werden muss. Und wir wissen ja aus filmwissenschaftlichen Studien, dass die mentale Stärke häufig der entscheidende Faktor ist für die Leistungserbringung.“ Diesen Transfer habe der Musikbereich aber noch nicht etabliert. „Das ist das Ziel unseres Symposiums.“

Regeneration und Selbstvertrauen wichtig

Es gebe viele Parallelen zwischen den beiden Bereichen, etwa das Üben und Trainieren. Im Sport seien das Trainingsabläufe. Und in der Musik gebe es die Regel, dass man sich erst nach 10.000 Übungsstunden als Solist auf Bühnen bewegen könne. Und zum anderen sei auch die Wettkampfsituation – im Musikbereich bei Probespielen zum Beispiel für Orchesterstellen – eine Gemeinsamkeit.
Dieser Druck könne mit mentalen Techniken abgefedert werden. Wichtig seien Erholung und Regeneration. Außerdem gehe es um Themen wie Selbstvertrauen, Selbstmanagement und Gelassenheit. Musikerinnen und Musikern könne zum Beispiel autogenes Training sehr helfen.
(abr)

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