Melitta Breznik über Rituale

"Ohne werde ich grantig"

04:36 Minuten
Melitta Breznik
Frankfurter Buchmesse 2013 - Melitta Breznik © picture alliance /dpa/Uwe Zucchi
Aufgezeichnet von Susanne von Schenck · 24.12.2020
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Die Rhythmen des Tages sind Melitta Breznik heilig. Die Schriftstellerin und Ärztin hat in diesem Jahr ein Buch über das Sterben ihrer Mutter veröffentlicht. Rituale geben ihr Halt in schwierigen Zeiten.
Inzwischen mag Melitta Breznik Weihnachten. Das war nicht immer so: "Früher hatte ich es teilweise nicht so gern, weil ich aus einer Familie komme, wo es zu Weihnachten immer etwas problematisch zu- und herging, weil die Erwartungen aneinander nicht erfüllt wurden."

Trauer und Verbundenheit

Jetzt ist für sie Weihnachten eine Zeit der Einkehr, "eine spezielle, aus der Zeitrechnung gefallene Zeit". Die Raunächte, das verschneite Dorf, die Berge und der Wald verbreiten eine märchenhafte Stimmung, sagt die Autorin: "Dann mag ich den Winter sehr gern."
In ihrem aktuellen Buch schildert die Autorin den langsamen Abschied von ihrer Mutter. Sie beschreibt die Trauer, aber auch die Momente von tiefer Verbundenheit, die sich einstellen.

Würde gegen Wirtschaft

Um wieder in ihrem Leben anzukommen, seien Rituale wichtig, sagt Breznik: "In der Früh Zeit zu haben, die Zeitung lesen zu können, ist mir heilig, auch der Mittagsschlaf." Wenn sie diese Tagesrituale nicht machen könne, werde sie grantig.
Die Coronapandemie hinterlasse ein zwiespältiges Gefühl, so Breznik. Auf der einen Seite merke sie, wie kostbar das Leben sei. Andererseits sei ein Kampf zwischen Würde und Ökonomie im Gange. "Da haben wir gerade einen Widerstreit zwischen heilig und unheilig."
(beb)
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