Meisterschaft in Frauen-Football

Touchdown für die Kobra Ladies aus Berlin

04:58 Minuten
American Football Damen auf dem Spielfeld.
Training bei den Berlin Kobra Ladies: "Wir sind ein sehr diszipliniertes Team", sagt Spielerin Susanne Erdmann. © imago images/ Lambert
Von Günter Herkel · 29.09.2019
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Die Meisterschaft im deutschen Frauen-Football wird seit Jahren von einem Team dominiert: den Berlin Kobra Ladies. Sie standen auch in diesem Jahr wieder im Finale. Ihr Erfolgsrezept - regelmäßiges Training und zu Hause Videos schauen.
Am 21. September fand zum 28. Mal der Ladiesbowl statt, das jährliche Finale um die Deutsche Meisterschaft im Frauen-Football. Im Stadion Berlin-Wilmersdorf tritt der Serienmeister und Titelverteidiger, die Berlin Kobra Ladies, gegen die Scorpions Sisters aus Stuttgart an. Klarer Favorit sind die Kobra Ladies. Elf der 13 letzten Meisterschaften entschieden sie für sich. Was ist das Erfolgsrezept?

Die Kobras gehen in Führung

"Wir sind ein sehr diszipliniertes Team. Wir haben eine relativ hohe Trainingsbeteiligung, wir haben viele ältere Spieler, die die jüngeren Spieler auch ziehen. Wir haben jedes Jahr ein Ziel vor Augen", erklärt Susanne Erdmann, mit 37 Jahren die erfahrenste Spielerin der Kobras. Als Runningback versucht sie, den eiförmigen Ball in die gegnerische Endzone zu tragen. Zur Not hilft sie auch, als Safety gegnerische Spielzüge zu stoppen. Ihr gefällt gerade die Vielseitigkeit ihres Sports.
"Man spielt elf im Angriff, elf in der Verteidigung. Dann hat man noch Special Teams, in denen im besten Fall auch andere Leute noch spielen, damit man immer frisch ist, wenn man aufs Feld kommt und sich auch nicht alles merken muss."
Im diesjährigen Finale bringt sie mit ihrem ersten Touchdown die Kobras in Führung.

Von der Spielerin zur Trainerin

"Taktik gepaart mit Physis: Man geht ein bisschen an seine Grenzen, überwindet sie zum Teil auch vielleicht, weil Kontakt oder jemanden zu tacklen liegt einem vielleicht nicht unbedingt im Blut", sagt Imke Steinmöller. Sie hat selbst mehr als 20 Jahre Football gespielt, bis 2011 bei den Kobras, zuvor beim Vorgängerteam Adler Girls. Jetzt ist sie als Coach für die "Defensive Back Position" zuständig, also für die tiefe Verteidigung. Die Kobras trainieren zweimal wöchentlich.
"Es gehört auch dazu, dass man zu Hause ein bisschen arbeitet, dass man sich selber fit hält, dass man auch die Videos kuckt von den Trainings", erläutert Steinmöller. "Wir schaffen nicht immer alles in der Theorie. Gerade, wenn die Spiele kommen und wir die Gegner scouten und das über eine Software verbreiten, dann muss auch jeder zu Hause selber kucken."
Cheftrainer Lukasz Kroll setzte in dieser Saison auf die Jugend: "Wir haben in diesem Jahr ich glaube sieben unter 18-Jährige bekommen. Wir haben tatsächlich auch Spielerinnen aus Brandenburg, die zu uns hergefahren werden. Aktuell in diesem Jahr haben wir einen Kader, also von Pässen, ich glaube 52."

Mit Überredungskunst zum Training

Nach einigen Abgängen mussten in der laufenden Saison wieder rund 20 neue Spielerinnen integriert werden. Je schneller die "Rookies", also die Neulinge, einsatzbereit sind, umso besser. Was treibt junge Frauen zum Football?
"Ich habe Leichtathletik gemacht und habe im Grunde nebenbei die Footballer trainieren sehen", erinnert sich Lineback Ariane Parusel, wie es bei ihr anfing. "Dann hab ich Feuer gefangen. Musste dann mit zwölf meine Mutter überreden, dass es doch was für Mädchen ist."
Mit 29 Jahren gehört sie selbst schon zu den Veteraninnen bei den Kobras. Natürlich kennt sie die gelegentlich geäußerten kritischen Einwände: Football, das sei doch ein zu harter Sport für Frauen. Oder, dass er unweiblich sei. Darüber kann sie nur lachen:
"Wir brauchen alles. Alles: Groß, klein, korpulent, dürre – für jeden ist eine Position dabei. Hier muss man gar nicht schnell sein, einfach Liebe zum Sport. Das reicht im Bestfalle schon aus."

Der alte ist der neue Meister

Das findet auch Susanne Erdmann, die mit 1,64 Meter Größe und 69 Kilogramm Kampfgewicht selbst in der Football-Kluft mit Helm und Schulterpads eher zierlich wirkt.
"Die in der Line stehen, in der Linie vorn, die uns den Weg freiblocken, die sind halt eher die Großen, Kräftigen. Hinten braucht man die kleinen Agilen oder die großen Agilen, die ein bisschen mehr Speed drauf kriegen und sich besser im Lauf bewegen können, um die Punkte zu machen."
Auch im diesjährigen Finale gehört Erdmann mit ihrer Schnelligkeit und Robustheit zu den Stützen ihres Teams. Und so kommt es am Ende wie so oft in den vergangenen Jahren: Mit 26 zu 24 gewinnen die die Berlin Kobra Ladies gegen die Stuttgart Scorpions.
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