Meg Lowman: „Der unentdeckte Kontinent“

Eine "Arbonautin" in den Wipfeln der Welt

06:55 Minuten
Buchcover zu "Der unentdeckte Kontinent" von Meg Lowman
© Blessing / Penguin Random House

Meg Lowman

Aus dem Englischen von Elsbeth Ranke

Der unentdeckte Kontinent. Mein Leben und Forschen in der Welt der BaumkronenBlessing-Verlag, München 2022

446 Seiten

25,00 Euro

Von Michael Lange · 19.07.2022
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Einen erheblichen Teil ihres Lebens hat die Biologin Meg Lowman in den Kronen der Bäume verbracht. Ausgerüstet mit Seilen und Klettergurten hat sie dort oben eine eigene Welt entdeckt, die der Wissenschaft lange verborgen geblieben war.
Ausführlich, lebendig, einfühlsam und manchmal mit einem Augenzwinkern beschreibt Meg Lowman ihren weiten Weg aus einer US-amerikanischen Kleinstadt in die Baumkronen der Welt. In Schottland, Australien, Indonesien, am Amazonas und in Äthiopien hat sie 50 Jahre lang die Ökologie der Bäume erforscht.
Schon früh begeisterte sich die schüchterne Einzelgängerin für die Natur vor ihrer Haustür. Als junges Mädchen sammelte sie Vogeleier, Insekten und bereits damals Pflanzen und Blätter. Ihre Eltern unterstützten sie nach Kräften, auch wenn sie manchmal den Kopf schüttelten über das merkwürdige Hobby ihrer Tochter. Über die Jahre wurde aus der belächelten Naturfreundin eine weltweit respektierte Baumforscherin.

Baumkronen als Lebensaufgabe

Als Doktorandin im Regenwald Australiens musste sie einsehen, dass sie von unten nur einen kleinen Teil der Wälder erforschen konnte. Der wichtigste Bereich der Bäume, die Baumkronen, blieb für sie und für andere Ökologen unerreichbar. Dabei leben dort oben etwa 50 Prozent aller landlebenden Arten. Mit Hilfe einer Gruppe von Höhlenforschern entwickelte sie ihr eigenes Kletterwerkzeug. Und schließlich verbrachte sie mit wachsender Begeisterung Stunden und Tage in bis zu 40 Metern Höhe.

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Meg Lowman wurde zu einer der ersten „Arbornaut:innen“. Eine Arbornautin - das ist mehr als eine Ökologin, die Bäume erforscht. Die Ähnlichkeit mit dem Begriff „Astronaut:in“ ist nicht zufällig. Es geht dabei nicht um Sterne (Astro), sondern um Bäume (Arbor). Die Entdeckung neuer Lebensräume in den Baumkronen ist für Meg Lowman zur Lebensaufgabe geworden.

Ameisen, Schlangen und Blutegel

Dabei galt es immer wieder, auch Hindernisse zu überwinden: An der Universität waren es die männlichen Kollegen, die der jungen Wissenschaftlerin zu schaffen machten. In der Natur waren es matschige Straßen, beißende Ameisen, Schlangen und Blutegel.
Aber wenn sie dort oben in einer Baumkrone ist, dann vergisst sie all die Schwierigkeiten. In lebendigen Worten beschreibt Meg Lowman, was sie sieht. Ihre Begeisterung ist ansteckend. Nur gelegentlich verliert sie sich in biologischen Details.
Es geht auch um Freundschaften, Liebesbeziehungen, eine Hochzeit im Urwald, Trennungen und ihr Leben als alleinerziehende Mutter mit zwei Söhnen. Doch die erscheinen eher wie Episoden vor dem Hintergrund ihrer großen Liebe zu den Bäumen.

Rettet mit Priestern die Kirchenwälder Athiopiens

Inzwischen ist aus der Wissenschaftlerin auch eine Aktivistin geworden, aus der Baumforscherin eine Baumschützerin. Sie kann und will dem Verschwinden der Wälder nicht länger tatenlos zuschauen. Sie verbündet sich mit äthiopischen Priestern, um die Kirchenwälder des Landes zu retten, und entwickelt Konzepte für schonenden Waldtourismus.
Das alles in dem Wissen: Ein Leben ohne Wälder ist nicht nur sinnlos, sondern unmöglich.
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