Medien und Meinungen

Zweifel an Störerhaftung, Verschlüsselung für alle, Shitstorm gegen YouTuber

04:58 Minuten
19.03.2016
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Die Medien und Meinungen hat Tim Wiese zusammengestellt. EU-Gutachten gegen Störerhaftung Ein Thema, mit dem wir uns schon länger hier bei Breitband beschäftigen, ist die umstrittene Störerhaftung bei offenen WLANs in Deutschland.
Die Medien und Meinungen hat Tim Wiese zusammengestellt.
EU-Gutachten gegen Störerhaftung
Ein Thema, mit dem wir uns schon länger hier bei Breitband beschäftigen, ist die umstrittene Störerhaftung bei offenen WLANs in Deutschland. Ein Gutachten am Europäischen Gerichtshof hat nun für einen Paukenschlag in der Dikussion gesorgt.
Vorneweg: Wer andere in Deutschland sein WLAN nutzen lässt, haftet, wenn diese gegen geltendes Recht verstoßen, sich beispielsweise illegal einen Song runterladen. WLAN-Betreiber können sich dagegen nur schützen, wenn sie eine Sicherung, zum Beispiel Passwörter, gegen den Missbrauch einbauen.
Der Generalanwalt beim Europäischen Gerichtshof, Maciej Szpunar, sagt nun in seinem Gutachten: Das sei zu viel verlangt. Ebenso wie die Verschlüsselung des Zugangs oder die Überwachung des Datenverkehrs. Betreiber könnten nur verpflichtet werden, bekannte Rechtsverletzungen zu beenden oder zu unterbinden. Alles andere verstoße gegen europäisches Recht.
Es gilt als wahrscheinlich, dass sich der Europäische Gerichtshof der Auffassung des Generalanwalts anschließt. Das wäre sehr im Sinne aller, die sich in Deutschland mehr offene WLANS wünschen. So wie Volker Tripp, politischer Geschäftsführer des Vereins digitale Gesellschaft.
"Wir wünschen uns, dass der EuGH diesem Gutachten folgt und endlich Rechtssicherheit für den Betrieb offener WLAN-Netze herstellt. Und an die Bundesregierung und die große Koalition geht die Forderung, dieses Urteil endlich ernst zu nehmen und jetzt Gas zu geben und dieses Gesetz möglichst schnell europarechtskonform zu verabschieden, so dass wir in Deutschland endlich auch in den Genuss freier WLAN-Netze kommen."
Das gesamte Interview mit Volker Tripp gibt es hier:
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Fraunhofer-Institut startet »Volksverschlüsselung"
Das Fraunhofer Institut für sichere Informationstechnologie hat in dieser Woche auf der Cebit die Initiative »Volksverschlüsselung" gestartet. Jeder soll über eine Open-Source-App die Möglichkeit bekommen, seine Mails einfach zu verschlüsseln.
Die App sorgt dafür, dass nur Sender und Empfänger eine Nachricht in Klartext lesen können. Vorher muss man sich aber erst einmal für die Anwendung kostenlos registrieren. Das konnten Interessierte auf der Cebit schon erledigen. Gegen Vorlage eines Ausweises gab es eine zwölfstellige Nummer. Sie ermöglicht den Zugang zu der Anwendung.
Bis zum Sommer soll die Volksverschlüsselung starten. Informationen zur Registrierung gibt es auf www.volksverschluesselung.de.
Shitstorm gegen YouTuber
Der YouTube Star Mert Matan hat einen schwulenfeindlichen Videostreich hochgeladen und dafür einen Shitstorm geerntet. Mit rund 840 000 Abonnenten ist Matan eine Größe auf dem Portal. Er ist beliebt für seine Pranks. (Etwas ältere Generationen würden wahrscheinlich »Verstecke Kamera« sagen.) In dem Video prankt, also veräppelt, der Youtuber seinen Vater, der aus der Türkei stammt.
Sohnemann behauptet, dass er schwul sei. Das findet Vatern gar nicht witzig, flippt aus und schlägt zu. Am Ende des Videos ist der Vater kalkweiß, aber alles ist wieder gut. War ja nur ein Streich. Den fanden aber zu Recht nicht viele witzig. Über den Youtuber brach ein Shitstorm herein, der Mert Matan zu einem Videostatement veranlasst hat. Darin sagt er:
"Das Video ist nicht gegen Homosexuelle. Mein Vater hat nichts gegen Homosexuelle, außer dass sein Sohn vielleicht schwul sein könnte. Das gibt es bei uns in der Familie nicht, in der Kultur genauso wie in der Religion nicht."
Warum diese Aussage den vermeintlichen Scherz nicht wirklich besser macht und nur eine tief sitzende Homophobie offenbart, versteht der Youtuber übrigens nicht. Oder er hat ein merkwürdiges Verständnis von Toleranz, wenn er und seine Familie andere Lebensweisen nur achten, solange sie selber keine Berührungspunkte mit ihnen haben.
Eine Konsequenz hatte das Video für Mert Matan aber auf jeden Fall: Das Multichannel Netzwerk TubeOne hat die Zusammenarbeit mit ihm aufgekündigt. Solche Netzwerke kümmern sich um die Vermarktung von Youtubern und sorgen dafür, dass bei ihnen die Kasse klingelt.
Bild: 28537647@n06/2887726958/">Key von 28537647@n06/">tszchungwing auf Flickr, CC BY-SA