Medien und Meinungen

Von #schneegida zu befreiten Werken

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Tim Wiese berichtet, was es diese Woche Neues gab. #schneegida war am Dienstag der meist getwitterte Hashtag.
Tim Wiese berichtet, was es diese Woche Neues gab.
#schneegida war am Dienstag der meist getwitterte Hashtag. Dahinter steckt die ironische Antwort auf die Pegida-Demonstrationen in Dresden. Statt vor einer Islamisierung wird vor der „Eislamisierung“ des Abendlands gewarnt.
Twitter will dafür sorgen, dass die Nutzer solche Highlights nicht mehr verpassen und schaltet zum Jahreswechsel einen neuen Dienst frei: While you were away.
Funktioniert so: Wenn Nutzer Twitter öffnen, bekommen sie erst einmal besonders populäre Tweets aus ihrem Netzwerk im Überblick angezeigt. Bisher steht dieser neue Service aber wohl erst einigen Twitter-Nutzern zur Verfügung.

Auch bei Facebook gibt es Neuigkeiten – die Änderung der Datenschutzregeln wird vom 1. Januar auf Anfang Februar verschoben. Weil die Facebook-Mitglieder nicht alle zeitgleich darüber informiert wurden.
Facebook will in Zukunft registrieren, welche Webseiten die Nutzer sonst außerhalb des Netzwerks ansteuern und aufgrund dieses Surfverhaltens jedem personalisierte Werbung anzeigen.
Wer sich nach dem 30. Januar bei Facebook einloggt, stimmt automatisch den geänderten Datenschutzregeln zu.
Grund für die Verschiebung der Änderung dürfte aber auch massive Kritik an den Facebook-Plänen sein. So hat das Unternehmen Post aus dem deutschen Verbraucherschutzministerium bekommen, wie Spiegel Online in diese Woche berichtet hat.
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass tausende Nutzer des Pornoportals Redtube unangenehme Post bekommen haben. Ein Abmahn-Anwalt wollte von ihnen Geld wegen einer angeblichen Urheberrechtsverletzung sehen. Jetzt ist dieser Mann aber kein Anwalt mehr.
Er hat wohl seine Zulassung selber zurückgegeben. So berichtet es die Welt, die mit dem Mann gesprochen hat.
Anscheinend sah der Anwalt seine Glaubwürdigkeit dann doch selber ein wenig eingeschränkt, nachdem er im August wegen versuchten Betruges verurteilt wurde. Da ging es allerdings nicht um sein dubioses Abmahngeschäft, sondern um eine Insolvenzverschleppung. Dass die Redtube-Abmahnungen nicht rechtens waren, hatte ja bereits im April das Amtsgericht Potsdam festgestellt.
Das Urheberrecht bringt uns zur Moonlight Serenade von Glenn Miller und der Frage, was diese Melodie mit dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry gemeinsam hat.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Das bekannteste Zitat aus „Der Kleine Prinz“ und die Moonlight Serenade von Glenn Miller gehört seit 2015 uns allen. Das Werk des Schriftstellers und des Musikers sind gemeinfrei geworden.
Jeder darf sie jetzt für alles verarbeiten, kopieren oder verkaufen. Es bestehen keine urheberrechtlichen Schutzansprüche mehr. Die erlöschen in Deutschland nämlich zum ersten Januar 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Antoine de Saint-Exupéry und Glenn Miller sind 1944 gestorben. Beide sind damals übrigens mit ihren Flugzeugen verschollen.
Auf der Seite publicdomainreview.org gibt es eine umfassende Aufstellung aller berühmter Menschen, deren Werke jetzt gemeinfrei sind. Darunter auch Edvard Munch, der zum Beispiel das Bild „Der Schrei“ geschaffen hat. Das heißt allerdings nicht, dass das millionenteure Bild uns allen gehört. Mit dem Motiv kann jetzt aber jeder theoretisch anstellen, was er will.
Nachtrag: Das Urheberrecht ist immer noch etwas komplizierter, als man denkt. So bekamen wir auf Twitter einige Hinweise dazu, dass das mit der freien Verwendung doch nicht so einfach ist. Hier der Link zur Twitter-Diskussion.
Bild: Schnee schmeckt doof von Maja Dumat auf flickr unter cc-by