Medien und Meinungen

Eine wackelige EU, Beef mit Swift und Hell vor Gericht

27.06.2015
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EU wackelt bei der Netzneutralität Netzneutralität heißt ja: Alle Daten werden gleich behandelt und zuckeln mit der gleichen Geschwindigkeit durch das Netz.
EU wackelt bei der Netzneutralität
Netzneutralität heißt ja: Alle Daten werden gleich behandelt und zuckeln mit der gleichen Geschwindigkeit durch das Netz. Egal ob Email-Anhänge, Videochats oder Musik über das Streamingportal.
Bisher haben sich die EU-Parlamentarier für dieses Prinzip stark gemacht. Die Netzneutralität sollte sogar gesetzlich festgeschrieben werden. Wie es aussieht, wird es dazu aber nicht kommen. Im Gegenteil: Zusätzliche Ausnahmen würden das Prinzip sogar weiter aushöhlen. EU-Kommission und EU-Rat setzen sich nämlich für Spezialdienste ein, in die Angebote wie Videoplattformen ausgelagert werden sollen. Verbraucher müssten dann extra noch mal dafür bezahlen, dass zum Beispiel Filme ohne Ruckeln durch die Leitungen rauschen. Alexander Sander vom Verein Digitale Gesellschaft sieht auch große Probleme für kleine Unternehmen.
Wenn ich diese Überholspuren zur Verfügung stelle, wird Innovation kostenpflichtig. Das bedeutet, Startups, aber eben auch nicht kommerzielle Anbieter müssen dann in diese Überholspuren investieren. Dieses Kapital haben sie aber am Anfang gar nicht, so dass sie eigentlich keine kreativen Dienste überhaupt auf den Markt bringen können, die konkurrenzfähig wären im Vergleich zu großen Anbietern wie YouTube oder Skype.
Das führe dazu, dass es keinen starken europäischen Startup-Markt in Zukunft geben würde. Netzaktivisten rechnen damit, dass EU-Parlament, Rat und Kommission am Montag zu einem Kompromiss kommen, der dann tatsächlich Überholspuren im Netz vorsieht.
Offenbar gibt es einen Deal: Wenn die Abgeordneten bei der Netzneutralität nachgeben, werden dafür die Roaming-Gebühren abgeschafft. Also die beim Wähler unpopulären Extrakosten, die bei Handynutzung im europäischen Ausland anfallen.
Digitale Gesellschaft und andere Organisationen rufen dazu auf, sich jetzt noch in die Pläne einzumischen. Über die Seite safetheinternet.eu kann jeder Abgeordnete kontaktieren und sich für die Netzneutralität stark machen.
Das ganze Interview mit Alexander Sander, Geschäftsführer Digitale Gesellschaft e.V.:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/breitband/2015/06/Interview-Alexander-Sander.mp3


Russischer Hacker in Bonn vor Gericht
Der russisch-stämmige Hacker soll unter dem Pseudonym »Hell« Kremel-Kritiker ausspioniert haben. Er hat wohl Email-Konten und Zugänge zu sozialen Netzwerken geknackt. Unerwünschte Statements hat der Hacker dann angeblich gelöscht oder verändert. Sensible Daten veröffentlicht. Unter anderem vom russischen Oppositions-Führer Alexei Nawalny.
Der sollte eigentlich als Zeuge in Bonn aussagen, hat aber von den russischen Behörden keine Ausreisegenehmigung erhalten. Kommt es zu einer Verurteilung von »Hell«, muss der Hacker mit drei Jahren Gefängnis rechnen.
Übernächste Woche soll der Prozess weitergehen.

Taylor Swift protestiert gegen Apple Music

Apple hatte Beef mit Taylor Swift. Die Sängerin hat einen offenen Brief verfasst. Sie sei schockiert und enttäuscht, dass der Konzern für drei Monate kein Geld an Musiker zahlen wollte. Solange nämlich wie Apple-Kunden das neue Angebot kostenlos ausprobieren können. Bei ihrem Protest würde Swift natürlich nicht an sich denken, sondern nur an Nachwuchskünstler, die der Konzern um die Früchte ihres Erfolgs brächte.
Und tatsächlich hat Apple eingelenkt. An die Künstler wird Geld fließen. Das Testen von Apple Music wird aber trotzdem gratis sein. Was das Unternehmen dafür ausgeben muss, ist noch nicht raus.
Google bietet seit dieser Woche übrigens auch ein kostenloses Musikstreaming an. Allerdings nur in den USA. Finanziert wird das Angebot durch Werbung.

Die Medien&Meinungen hat Tim Wiese zusammen gestellt.

Foto: flickr CC BY - Thomas Leuthard