Medien und Meinungen

Die Macht der Bilder

04:23 Minuten
23.08.2014
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Das war eine Woche schlimmer Ereignisse und damit verbunden grauenhafter Bilder, über die diskutiert wurde.
Das war eine Woche schlimmer Ereignisse und damit verbunden grauenhafter Bilder, über die diskutiert wurde. Viele Menschen sind erschüttert über den Mord an dem amerikanischen Journalisten James Foley. Er wurde von IS-Terroristen vor laufender Kamera enthauptet. Diese furchtbare Tat und der Umgang damit hat eine medienethische Debatte ausgelöst, die uns Tim Wiese in den Medien und Meinungen zusammenfasst.
Auch wenn fast alle Medien zurückhaltend berichtet haben: Die schreckliche Nachricht und das Video der Ermordung verbreitete sich rasend schnell in alle Welt, ganz im Sinne der IS-Terroristen.
"Wir zeigen das Video nicht als Bewegtbild. Wir nehmen lediglich ein Standbild und das in der distanziertesten Form, die dokumentarisch möglich ist, nämlich eine Totale und zeigen auch nicht die Szene, wie später der Entführer ein Messer in der Hand hält."
erklärte der stellvertretende Chefredakteur von ARD-Aktuell, Christian Nitsche, hier im Deutschlandradio Kultur. Die meisten deutschen Nachrichtenmedien handelten wie die Verantwortlichen bei der Tagesschau.
Es wurde aber auch diskutiert, was für Bilder gezeigt werden dürfen und welche veröffentlicht werden müssen, um beispielsweise die Schrecken des Krieges zu dokumentieren. Für den Geschäftsführer des deutschen Presserats, Lutz Tillmanns, gibt es klare Grenzen.
"Kriegsberichterstattung ist sehr notwendig und auch zeitnah und ereignisnah sicherzustellen. Bei der Berichterstattung über Hinrichtungen würde ich sagen, dass da Zurückhaltung wichtig ist. Weil eben die Wirkung auch die ist, zu radikalisieren und letztlich auch die große Weltöffentlichkeit damit in den Dienst zu stellen der Terroristen, die dieses Video produzieren und verbreiten."
Das Interview mit Lutz Tillmans vom deutschen Presserat in voller Länge:
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Auf Zeit Online kommentierte der Reporter und Freund von James Foley Daniel Etter, dass sich Journalisten von der Rasanz der sozialen Medien treiben ließen und sich so zum verlängerten Propaganda-Arm der IS machten. Allerdings: Wie hilflos die Welt dem digitalen Propagandakrieg der Terroristen gegenübersteht, sieht man daran, dass das Video trotzdem weiter im Netz kursiert. Auch wenn Twitter beispielsweise alle Konten mit Links zu den Bildern gesperrt hat.
Deshalb appelliert der Journalist James Ball im englischen Guardian auch an jeden, sich grundsätzlich gut zu überlegen, welche Bilder man sich anschaut und teilt. Wir alle könnten steuern, was eine große Öffentlichkeit bekommt und was nicht.
Um die Macht der Bilder geht es zur Zeit auch in dem US-Ort Ferguson. Hier werden Journalisten von der Polizei behindert, über die wütenden Proteste nach dem Tod eines jungen Schwarzen zu berichten. So wurde zum Beispiel der deutsche USA Korrespondent Frank Herrmann kurzzeitig festgenommen, wie er im Skype-Interview mit dem SWR-Fernsehen berichtet hat.
"Ich war unterwegs in Ferguson mit einem Kollegen von der Welt, Ansgar Graw. Polizisten der örtlichen Polizeikräfte riefen uns zu, wir sollten nicht stehen bleiben. Was wir auch gar nicht gemacht haben. Dan kam aber ein anderer Polizist dieser lokalen Gruppe und hat veranlasst, dass man uns die Hände auf dem Rücken fesselt. So fest, dass es einschnitt in die Handgelenke."
Auch Lukas Hermsmeier von der Bildzeitung wurde brutal festgenommen, nachdem er laut eigener Angaben von Gummigeschossen verletzt worden war. Wegen der Aktionen gegen Journalisten blickt die Organisation »Reporter Ohne Grenzen« mit Sorge nach Ferguson. Sprecherin Silke Ballweg erklärt:
"Insgesamt sind es 15, möglicherweise sogar 16 Journalisten, die festgenommen wurden, und aus unserer Sicht gab es überhaupt keinen Anlass für diese Festnahmen. Es wurde jetzt ja auch keine offizielle Anklage erhoben. Dass diese 16 Journalisten festgesetzt wurden, war aus unserer Sicht also absolut illegal."
Die Journalisten würden sich auf rechtlich gesicherten Terrain bewegen und das machen, was ihr Aufgabe ist, nämlich berichten. Dabei dürften sie nicht behindert werden.
Bild: Ferguson 2014 von Debra Sweet unter CC-BY auf Flickr