Medien und Meinungen

Datenschutz, Fotostreit und elektrische Zahnbürsten

06:16 Minuten
10.09.2016
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Die Meldungen der Woche hat Jochen Dreier dabei: In zwei Jahren muss der Bund sein Allgemeines Bundesdatenschutzgesetz, kurz ABDSG, erneuern.
Die Meldungen der Woche hat Jochen Dreier dabei:
In zwei Jahren muss der Bund sein Allgemeines Bundesdatenschutzgesetz, kurz ABDSG, erneuern. Denn dann muss das neue Gesetz die Vorgaben der EU-Datenschutz-Grundverordnung umsetzen. Die Innenminister haben bisher immer wieder für eine große Gestaltungsfreiheit der Mitgliedsstaaten geworben, damit der hohe Datenschutz der Bundesrepublik erhalten bleibt. Der nun bei netzpolitik.org veröffentlichte Referentenentwurf für das neue Gesetz lässt jedoch eine ganz andere Annahme zu, nämlich, dass die Spielräume der Vorgaben vor allem dafür genutzt werden sollen, den Datenschutz abzusenken. Staatliche Stellen sollen mehr Befugnisse erhalten, um Daten zu erheben, vor allem den Geheimdiensten gibt der Entwurf beinahe eine Generalermächtigung. Dazu kommt, dass die Kontrolle durch den Bundesdatenschutzbeauftragten stark eingeschränkt werden soll und auch die Sanktionsmöglichkeiten geringer werden. Der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisiert den Entwurf und befürchtet eine Aufweichung des Datenschutzes.
Etwas zu viel Kontrolle übt ja bekanntlich auch Facebook aus - zumindest nach der Meinung des Chefredakteurs der größten norwegischen Tageszeitung Aftenposten, der einen offenen Brief an Mark Zuckerberg veröffentlicht hat, weil sein Netzwerk einen Artikel mit dem ikonographischen Vietnamfoto von Nick Ut gelöscht hat. Das weltweit bekannte Bild zeigt die neunjährige nackte und weinende Kim Phuc zeigt, die aus ihrem von Napalm getroffenen Dorf in Vietnam flieht. Damals im Jahr 1972 löste das Foto weltweite Proteststürme gegen den Krieg aus. Facebook fand aber: Zu viel Nacktheit und Gefahr von Kinderpornografie. In einem eindringlichen Brief und einem Video sprach Espen Egil Hansen, der erwähnte Chefredakteur des Aftenposten, Mark Zuckerberg daraufhin direkt an und sagte: Lieber Mark, das ist ernst, das geht zu weit! Unter dem Hashtag #dearmark ging der Brief durch das Netz. Dieser Aufreger ist aber nicht neu; die Communitystandards von Facebook waren schon oft Anlass zur Diskussion. Facebook hat mittlerweile reagiert und gesagt, sie würden die gelöschten Einträge wieder online stellen - aber nicht explizit versprochen, in Zukunft die Differenzierung ihrer Communityarbeit zu überdenken.
Ein weiterer Tech-Konzern mit großem Einfluss ist Apple. Der hat diese Woche sein neues iPhone vorgestellt, der Aufreger war dann aber ein ganz anderer: Ein fehlender Kopfhöreranschluss in 3,5 mm Klinkengröße und ein paar neue kabelllose Ohrstöpsel - das #Breitbandmeme der Woche. Ohne analogem Kopfhöreranschluss muss nun entweder der Lightning-Anschluss genutzt werden, ein Adapter oder eben kabellose Kopfhörer. Apple stellte praktischerweise gleich welche namens "AirPods" vor. Doch das Design - immerhin Markenzeichen von Apple - zog eine Menge Spott im Netz auf sich. Viele verglichen dieses mit dem von Auftsteckbürsten für elektrische Zahnbürsten. Die abgeschaffte Technik ist bzw. war das letzte analoge Teil am Smartphone: Die digitalen Signale müssen für die Übertragung erst analog umgewandelt werden, damit wir sie als Schwingungen über die Membran im Kopfhörer als Ton wahrnehmen. Das führt immer zu Klangverlusten. Übrigens: Als Apple damals im Jahr 1998 den bunten, knubbeligen iMac vorstellte, verzichtete der Konzern auf alle damals gängigen Schnittstellen und setzte nur auf den zu der Zeit kaum verbreiteten USB-Anschluss. Damals belächelt, heute ein Erfolg.
Foto: "R1069262" von yoppy, CC BY 2.0