Medien und Meinungen

Datensammler, Urheberrecht, Verschlüsselungstrojaner

04:49 Minuten
12.12.2015
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Datensammler Cruz Es ist noch fast ein ganzes Jahr hin, bis die US-Amerikaner einen neuen Präsidenten wählen.
Datensammler Cruz
Es ist noch fast ein ganzes Jahr hin, bis die US-Amerikaner einen neuen Präsidenten wählen. Der Wahlkampf tobt allerdings schon lange. Dabei steht noch nicht mal fest, wer eigentlich als Kandidat ins Rennen geht. Jetzt macht erneut ein Republikaner negativ auf sich aufmerksam. Es ist Ted Cruz, der sich gerade ein wenig erklären muss. Der »Guardian« hat berichtet, dass Ted Cruz und sein Wahlkampfteam Millionen von Facebook-Profilen gekauft und ausgewertet hätten. Dazu habe sich das Team über Amazons Arbeitsvermittlungsplattform »Mechanical Turk« Leiharbeiter gemietet. Diese bekamen laut Guardian einen Dollar pro Auftrag und lieferten im Gegenzug das eigene Facebook-Profil sowie die Profile aller Facebook-Freunde. Da in den Staaten jedes Facebook-Mitglieder im Schnitt 340 Freunde hat, ist da pro Dollar schnell ein ordentlicher Datenberg entstanden. Den habe dann das Wahlkampfteam mit Hilfe von bezahlten Wissenschaftlern der Cambridge University durchforstet. Sie erstellten Psychogramme der wahrscheinlichsten Wähler, die dann sehr gezielt umworben worden sein dürften.
Die EU macht sich ans Urheberrecht
In dieser Woche gab es einen ersten kleinen »Appetizer«. Nach dem Telefon-Roaming sollen nun die Grenzen fürs Medienstreaming fallen. Das besagt ein Vorschlag unseres EU-Digitalkommissars Günther Oettinger. Abonnenten von Diensten wie Netflix, Amazon Prime oder Sky Go sollen künftig, wo immer sie sind- etwa im Urlaub - auf die Dienste zugreifen und - zumindest nach derzeitigem Stand - unbegrenzt nutzen dürfen. Die Piraten-Abgeordnete im Europaparlament Julia Reda findet den Vorschlag an sich gut.
Das ist an sich nicht schlecht, allerdings löst es nicht das Problem, dass viele Leute überhaupt kein Angebot finden, von dem Film oder Sportsendungen, die sie gerne sehen würden. Und dieser Vorschlag wird nicht dazu führen, dass ich ein ausländisches Streaming-Angebot nutzen kann. Das heißt, das Geoblocking wird dadurch nicht abgeschafft. (Julia Reda)
Jan Rähm im Gespräch mit Julia Reda ( MP3 )

Es ging auch um das Verlinken und Einbetten von urheberrechtlich geschützten Inhalten. Kritiker befürchten, dass im Rahmen der Neuregelung die Linkfreiheit angegriffen werden könnte. Dass also allein für das Verlinken eine Abgabe geleistet werden muss - analog zum Leistungsschutzrecht in Deutschland. Denn im Entwurf ist die entsprechende Passage unklar formuliert. Julia Reda sieht darin einen "Frontalangriff auf den Hyperlink, den Grundbaustein des Internets": und andere Kritiker befürchten, dass das bloße Verlinken von Inhalten urheberrechtlich geschützt werden soll. Die EU-Kommission hat dies allerdings schon dementiert. Wenn auch mit dem Hinweis, dass man Aggregatoren schon irgendwie zur Kasse bitten müsse.
Passt auf Eure Rechner auf
Zurzeit grassieren sogenannte Verschlüsselungstrojaner. Die sind ziemlich hinterhältig. Diese Schadprogramme verschlüsseln nämlich den Rechner des Opfers und erpressen dann Lösegeld. Das kann man per Bitcoin oder auf anderen anonymen Wegen bezahlen und muss dann darauf hoffen, dass der Kriminelle ein ehrenwerter Ganove ist und den Schlüssel zu den Daten rausrückt. Diese lästigen Biester sollen recht einfach zu programmieren sein. Auch deshalb boome diese Masche im Moment, meldet Heise online. Gerade sei wieder eine neue Version dieser Schädlinge unterwegs. Auch öffentliche Einrichtungen wie Universitäten warnen ihre Angehörigen aktuell vor der Gefahr. Wie groß die ist, zeigt das Beispiel des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Laut einer WDR-Meldung legte ein Verschlüsselungstrojaner etliche Computer der Behörde lahm.
Bild (s.o.): Mark Smith/Flickr (CC-BY)