Bundespräsidentenkandidat Otte

Ein Eigentor für die AfD

05:27 Minuten
Max Otte steht in der Mitte zwischen den AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino-Chrupalla
Die Allianz mit der AfD führt den bisherigen CDU-Mann Max Otte ins politische Abseits, sagt Nikolaus Blome. Und auch die AfD habe sich mit Ottes Nominierung verkalkuliert. © picture alliance/dpa/Kay Nietfeld
Nikolaus Blome im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 26.01.2022
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Der CDU-Mann Max Otte hat sich von der AfD als Bundespräsidentenkandidat aufstellen lassen. Der geplante Coup war keiner, findet der Journalist Nikolaus Blome, doch ein Mann profitiere.
Der Beschluss des CDU-Bundesvorstands kam schnell: Max Otte wird bis zur Entscheidung eines Parteigerichts mit sofortiger Wirkung und bis auf weiteres aus der Partei ausgeschlossen. Denn Otte, langjähriges CDU-Mitglied, tritt für die AfD als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten an. Für ihn „demokratieförderndes Verhalten“, wie er sagt. Für die CDU-Spitze dagegen: „parteischädigend“.

Merz kann zeigen, wo für ihn die Grenze verläuft

Auch wenn die AfD die Nominierung als Coup sehen wolle – es sei keiner, sagt Nikolaus Blome: „In Wahrheit ist es ein Eigentor.“ Der Politikchef der Sendergruppe RTL/n-tv sieht den neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz als Gewinner: Für ihn sei es nun „ganz leicht“, die ihm oft unterstellte offene Flanke zum rechten Rand zu schließen. Mit dem Rauswurf Ottes könne Merz zeigen, wo für ihn die Grenze verlaufe.
Zudem liege die Werteunion, deren Chef Otte bislang war, „in Trümmern“. Denn der einzige noch bekannte Politiker des Vereins, Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen, habe seinen Austritt erklärt. Wenn es mit der Werteunion je eine Brücke zwischen CDU und AfD gegeben haben sollte, so sei diese nun auch „kaputt“, so Blome. „Ob das eine gute Bilanz für die AfD ist? Ich glaube, es ist eine sehr schlechte Bilanz dieses einen Zugs.“

Die letzten Meter Popularität für Otte

Otte selbst wird nach Ansicht Blomes bald keine Aufmerksamkeit mehr bekommen: Als gescheiterter Bundespräsidentenkandidat der AfD, ehemaliger Chef einer nicht mehr existenten Werteunion und Nicht-Mehr-CDU-Mitglied sei er „keine Nachricht mehr wert: Das sind jetzt die letzten Meter von Popularität oder überhaupt Rampenlicht für diesen Mann, und dann war’s das.“

(bth, mit dpa)

Nikolaus Blome leitet das Ressort „Politik und Gesellschaft“ bei RTL und n-tv und ist Kolumnist beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Bis Oktober 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei der „Bild“-Zeitung und verantwortlich für das Politik- und Wirtschaftsressort. Zuvor hatte er das Hauptstadtbüro des „Spiegel“ geleitet und war dort ebenfalls Mitglied der Chefredaktion.

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