Markus Lüpertz‘ „La Bohème“ in Meiningen
Unseren Kritiker Uwe Friedrich erinnert diese Inszenierung an Papiertheater aus dem 19. Jahrhundert. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt
Eine so dekorative wie konservative Inszenierung
07:29 Minuten

Am Staatstheater Meiningen kann man momentan ein belebtes Bild von Markus Lüpertz bestaunen: Der Maler hat nicht nur das Bühnenbild und die Kostüme bemalt, sondern auch die Regie von „La Bohème“ übernommen.
Es ist eine Premiere der besonderen Art: Im Alter von 80 Jahren hat der Maler Markus Lüpertz mit Puccinis „La Bohème“ am Staatstheater in Meiningen seine erste Oper inszeniert. Das von ihm gemalte düstere Bühnenbild reflektiert seine eigene Berliner-Bohème-Zeit, die er als dunkel, kalt und arm erlebt habe, sagt unser Kritiker Uwe Friedrich.
Lüpertz hat auch die Kostüme der Sängerinnen und Sänger bunt bemalt, die bei ihren Auftritten nach vorne treten und ins Publikum singen. Dadurch wirke das Ganze wie ein belebtes Lüpertz-Bild. Insgesamt erinnert Friedrich die Inszenierung an Papiertheater, wie es im 19. Jahrhundert im Bürgertum sehr beliebt war. Doch von einer Psychologisierung der Figuren oder von Emotionalität sei hier eher wenig zu spüren, urteilt Friedrich.
Ein gelungener Ausflug ins Regiefach, mehr nicht
Die Inszenierung sei zudem stellenweise unfreiwillig komisch und insgesamt ein „schönes, richtig gutes Ensembletheater an einem deutschen Stadt- beziehungsweise Staatstheater“.
Das Fazit unseres Kritikers: Eine kurze, kurzweilige Oper, der man gerne zusieht. „Das ist alles sehr schön, sehr dekorativ. Lüpertz hat selbst gesagt, dass er sich nicht als Regisseur sieht. Das finde ich dann allerdings auch beruhigend. Das ist ein Ausflug, den ich insgesamt gelungen finde, wenn man von der Psychologisierung der Figuren mal vollkommen Abstand nimmt, sondern eine im Grunde extrem konservative Sichtweise von „La Bohème“ sehen möchte.“