Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Neue Präsidentin will Reformkurs fortsetzen

Marion Ackermann steht vor einem bunten Bild des Malers Gerhard Richter im Albertinum in Dresden.
Marion Ackermann wird die erste Frau an der Spitze der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. © picture alliance / imageBROKER / Sylvio Dittrich
Die größte Kulturinstitution Deutschlands wird erstmals von einer Frau geführt: Marion Ackermann übernimmt als Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Sie steht vor großen Herausforderungen bei der laufenden Reform der Organisation.
Die Kunsthistorikerin Marion Ackermann wird zum 1. Juni die neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Amtseinführung ist am 27. Mai 2025. Ackermann tritt die Nachfolge von Hermann Parzinger an. Der Archäologe stand seit 2008 an der Spitze der Kultureinrichtung. In einem Interview blickte Parzinger Ende Mai auf „Glücksmomente“ und Kritikpunkte seiner langen Amtszeit zurück. Und Ackermann skizzierte ihre Vorstellungen zum Beginn ihrer Amtszeit.
Die neue Präsidentin amtiert zunächst für eine Vertragszeit bis 2030. Bis dahin will Ackermann die tiefgreifenden Reformen weiterführen, die in der Stiftung angestoßen wurden. Bund und Länder tragen die Einrichtung, zu der auch das Pergamonmuseum und das Humboldt Forum in Berlin gehören.
Vor ihrem offiziellen Amtsantritt war die derzeitige Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Berlin schon eingebunden worden. Ackermann sprach von einem „weichen Übergang“.

Was ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz?

Mit rund 2000 Mitarbeitenden und über vier Millionen Besucherinnen und Besuchern im Jahr 2019 ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die größte Kultureinrichtung Deutschlands.
Die SPK hat ihren Sitz in Berlin. Unter dem Dach der Stiftung sind fünf kulturelle Einrichtungen vereint: die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung.
Die Verwaltung und Pflege der preußischen Schlösser wie Sanssouci obliegt hingegen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Beide Stiftungen agieren unabhängig voneinander.
Gegründet wurde die SPK im Jahr 1957, um die Kulturgüter des ehemaligen Staates Preußen als gesamtdeutsches Erbe zu bewahren und zu pflegen. Diese Aufgabe sollte sie bis zu einer Neuregelung nach der Wiedervereinigung Deutschlands erfüllen.
1990 übernahm die Stiftung durch einen Einigungsvertrag auch die preußischen Bestände aus DDR-Einrichtungen. In den letzten Jahren wurde auch diskutiert, die Stiftung aufzulösen und in kleinere Einrichtungen zu unterteilen. Am Ende entschied man sich aber für den Erhalt.

Wer ist Marion Ackermann?

Marion Ackermann habe bereits unter Beweis gestellt, „dass sie große Transformationsprozesse erfolgreich gestalten kann“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bei der Vorstellung der Personalie im Sommer 2024. Seit Mai 2025 ist der konservative Publizist Wolfram Weimer neuer Kulturstaatsminister.
Hermann Parzinger, der bisherige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) bei der Vorstellung seiner Nachfolgerin Marion Ackermann. Bildmitte: die damalige Kulturstaatsministerin Claudia Roth.
Hermann Parzinger, der bisherige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) bei der Vorstellung seiner Nachfolgerin Marion Ackermann. Bildmitte: die damalige Kulturstaatsministerin Claudia Roth.© picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka
Die promovierte Kunsthistorikerin Ackermann ist schon länger als Museumsmanagerin tätig. Nach Stationen am Kunstmuseum Stuttgart und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf leitete sie vor ihrem Start bei der Stiftung als Generaldirektorin die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Außerdem hat sie Erfahrung in postkolonialen Debatten. Die Frage, wie Deutschland mit seiner Geschichte und dem kolonialen Erbe umgeht, dürfte sie beschäftigen. Denn in den Depots der Stiftung lagern Millionen von Objekten mit Bezug zur Kolonialzeit.
Ackermann gilt als politischer Mensch. Mit ihrer Haltung, dass ein Museum ein Instrument sei, um für eine freiheitliche Gesellschaft zu kämpfen, hat sie sich in Dresden bei der AfD und bei konservativen CDU-Leuten Gegner gemacht. Für Berlin dürfte das eine Umstellung werden, denn die SPK ist bislang nicht dafür bekannt, offensiv politisch aufzutreten.
Der Diebstahl historischer Juwelen aus Diamanten und Brillanten von Millionenwert im Jahr 2019 in Dresden beschädigte Ackermann, die sich stets vor ihr Team stellte. Über Monate stand sie im Zentrum der öffentlichen Kritik wegen des verlorenen „Staatsschatzes“ und der Ursachen. Die Opposition im sächsischen Landtag warf ihr Versagen vor und verlangte angesichts der vor Gericht offenbar gewordenen Sicherheitslücken personelle Konsequenzen.
Ende 2022 gaben die später verurteilten Täter im Zuge ihres Prozesses den Großteil der Schmuckstücke zurück – einige prächtige Kunstobjekte sind bisher verschollen.
„Es gab Momente, die mir sehr nah gingen“, sagte Ackermann im Rückblick auf die Anfeindungen vor allem von der AfD: erst wegen der Umbenennung von Objekten mit historisch diskriminierenden oder rassistischen Titeln, dann wegen des Kunstdiebstahls und bis zur Verkündung ihres Wechsels in die Hauptstadt.

Worum geht es bei der Reform der SPK?

Die Stiftung steckt mitten in einem Veränderungsprozess. Darunter fallen riesige Bauprojekte, die der jetzige Präsident Hermann Parzinger angestoßen hat. Neben dem Umbau des Pergamonmuseums und dem Neubau des „berlin modern“ am Berliner Kulturforum geht es um die Staatsbibliothek und den Forschungscampus Dahlem. Große Bauetats sind zwar da, aber die Finanzierung ist nicht abschließend gesichert.
Dazu kommt, dass der Betriebsetat der Stiftung seit 1996 eingefroren ist, weil die Länder ihn blockieren. Denn was für den Bund ein Aushängeschild ist, sehen die Länder als Konkurrenz für ihre Museen und Bibliotheken. Den Berliner Museen fehlt an allen Ecken und Enden das Geld für Bau-Instandhaltung, Personal, Ankäufe und Forschung. Zuletzt mussten deshalb einige Häuser auch dienstags geschlossen bleiben.
Zudem beschloss der Bundestag im Januar 2025 mit den Stimmen von SPD, Union, Grünen und FDP ein Gesetz zur Reform der Stiftung. So soll die Stiftung zukünftig nicht mehr allein von einem Präsidenten oder einer Präsidentin geführt werden, sondern von einem kollegialen Vorstand aus bis zu sieben Mitgliedern. Herausgehobene Führungspositionen sollen nur noch zeitlich befristet besetzt werden und Verbeamtungen die Ausnahme bleiben. „Zudem sollen die Stiftung und ihre einzelnen Einrichtungen deutlich autonomer über den Einsatz ihrer finanziellen Mittel entscheiden können. All dies soll die SPK effizienter und international konkurrenzfähiger machen“, so der Bundestag in einer Pressemitteilung.

Was hat Marion Ackermann mit der Stiftung vor?

Mit Lobbyarbeit will Ackermann die Ressourcen der Stiftung sichern. Die Sammlungen sollen stärker sichtbar werden, kokuratierte Projekte mit anderen Ländern und Mitarbeiter-Austauschprogramme sollen stattfinden. Im März 2025 hatten Bund und Länder nach langen Verhandlungen mehr Geld für die Stiftung vereinbart. Dennoch bleiben Finanzierungsfragen eine große Baustelle für die Organisation.
Die neue Präsidentin begrüßte das zu Jahresbeginn vom Bundestag beschlossene Stiftungsgesetz. Ackermann sprach von einer „tollen Startrampe“. Zudem betonte sie die Bedeutung einer Debattenkultur und der Freiheit der Kunst.
An der Spitze der Stiftung soll es künftig ein Kollektivorgan geben, von dem die Präsidentin ein Teil ist. In Zeiten, in denen niemand alle Diskurse beherrschen könne, sei das ein „sehr adäquates Mittel“, sagte Ackermann. Die Mitarbeitenden in die Reformen einzubinden, ist eine weitere zentrale Aufgabe für Ackermann. Dabei komme es auf einen erfolgreichen Change-Management-Prozess der SPK an.

Wird die Stiftung ihren Namen ändern?

Es liefen immer mal wieder Debatten über den Namen der Stiftung, insbesondere vor dem Hintergrund postkolonialer Diskurse. 2022 gaben die Staatlichen Museen zu Berlin alle Benin-Bronzen an Nigeria zurück, behielten aber ein Drittel der Objekte als Leihgaben. Auch der Name der Einrichtung stand schon mehrfach in der Kritik.
Ackermann verwies auf einen Stiftungsratsbeschluss. Dieser habe empfohlen, den Namen „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ wie ein Readymade im Sinne des Künstlers Marcel Duchamp zu behandeln – also wie eine Art vorgefundenes Bruchstück oder Zitat.
„Was ich wichtig fände: dass man das Preußische, das im Namen geführt wird, noch mal neu und frisch und anders auflädt“, sagte Ackermann. Sie verwies auf die Skulptur der preußischen Prinzessinnen „Luise und Friederike“ des Bildhauers Johann Gottfried Schadow. Diese sei ein „wunderbares Symbol“ für das, was für die Stiftung wichtig werde: der Schulterschluss. Nur zusammen könne es gelingen, zum Global Player zu werden.

tha, kau, tei mit dpa
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