Manal al-Sharif: "Losfahren"

Aufhebung des Fahrverbotes für saudische Frauen

Eine saudische Frau sitzt hinter dem Lenkrad eines Autos in Riad, Saudi-Arabien am 28. Oktober 2013. Am 27. Oktober hatten Behörden 14 Frauen verhaftet, die in Saudi-Arabien Auto gefahren waren
Frauen dürfen künftig in Saudi-Arabien Auto fahren. Ein entsprechendes Dekret des saudischen Königs soll ab kommenden Juni gelten © EPA/ DPA/ Str
Joachim von Zepelin im Gespräch mit Gesa Ufer |
In Saudi-Arabien sollen auch Frauen in Zukunft Auto fahren dürfen. Darüber freut sich besonders Manal al-Sharif, die 2011 verhaftet wurde, weil sie alleine Auto fuhr. Das Ereignis beschreibt sie in ihrem Buch "Losfahren". Ihr Verleger Joachim von Zepelin beschreibt ihre Wandlung von der radikalen Muslimin zur Frauenrechtlerin.
"Ich habe meine Würde – und hier in diesem Auto kann mich niemand überfallen", sagte Manal al-Sharif in ihrem Youtube-Video. Es war ein mutiger Schritt, als sie sich vor sechs Jahren ans Steuer setzte und dies auf Youtube dokumentierte. Der Film verbreitete sich im Netz. Die junge Frau wurde erstmal für neun Tage ins Gefängnis gesteckt, denn Autofahren – das war bislang in Saudi-Arabien für Frauen verboten.
Jetzt wurde gemeldet, dass dieses Verbot abgeschafft werden soll. Ein großer Triumph – auch für Manal al-Sharif. Inzwischen lebt Manal al-Sharif, die bei einem saudischen Erdölkonzern als IT-Beraterin arbeitete, in der australischen Hauptstadt Sydney im Exil.
Nachdem sie für das Video mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen bedacht wurde – das "Time Magazine" wählte sie zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt – war sie in ihrem Land Anfeindungen ausgesetzt.
"Sie wurde beleidigt, verfolgt und erhielt Morddrohungen", berichtet Joachim von Zepelin vom Verlag Secession. Dort soll in wenigen Tagen ihr Buch "Losfahren" erscheinen, das er mit übersetzt und herausgegeben hat. Darin berichtet sie darüber, wie sie auf dem Weg war, eine radikale Muslimin zu werden. Heute gehört sie zu den bekanntesten arabischen Frauenrechtlerinnen.
"Es ist sehr interessant, wie sie im Buch beschreibt, wie man als Mädchen und junge Frau in Saudi-Arabien aufwächst und wie die Salafisten das Bildungssystem praktisch gekapert haben. Die Lossagung davon ist schleichend passiert", sagt von Zepelin. Sie habe ihre Ansichten nach den Anschlägen am 11. September 2001 geändert.
"Damals hat sie gesagt, dass kann nicht Religion sein, das kann nicht im Sinne der Menschheit sein, was da passiert. Von da an hat sie sich immer weiter entfernt von diesen radikalen Lehren."
Dass den saudischen Frauen gerade jetzt das Autofahren zugestanden wird, bringt Joachim von Zepelin mit den politischen Veränderungen und der Einsetzung des neuen Kronprinzen in Saudi-Arabien in Verbindung. Gleichzeitig würden gerade viele Oppositionelle verhaftet auf Grund außenpolitischer Spannungen.

Manal al-Sharif: Losfahren (Daring to Drive)
Aus dem Englischen von Gesine Strempel
unter Mitarbeit von Joachim von Zepelin
Secession Verlag, Zürich 2017
379 Seiten, 25 Euro

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