Saudi-Arabiens Frauen wählen

Der lange Weg zur Gleichberechtigung

Zwei Frauen, voll verschleiert mit der traditonellen Abaya, tippen in Riad in Saudi-Arabien auf ihren Handys.
Frauen dürfen - wie hier in Riad - in Saudi-Arabien nur vollverschleiert auf die Straße. Viele Menschenrechte werden ihnen vorenthalten. © picture alliance / dpa / Michael Kappeler
Dahlia Rahaimy im Gespräch mit Ute Welty · 12.12.2015
In Saudi-Arabien dürfen Frauen nicht Autofahren oder ohne Zustimmung eines männlichen Vormunds zum Arzt gehen. Die Zulassung zu Kommunalwahlen sei einer erster Schritt, doch nach Einschätzung der Wirtschaftsberaterin Dahlia Rahaimy behindert die konservative Gesellschaft Reformen.
Die Veränderungen in ihrer Heimat liefen immer sehr langsam, so die deutsch-saudische Wirtschaftsberaterin Dahlia Rahaimy. Dennoch habe es unter den Frauen im Vorfeld der Wahl einen regen Austausch gegeben. "Wir sind ja raffiniert", so Rahaimy. Widerstände gegen Veränderung kämen dabei vor allem aus der Bevölkerung.
"Das Königshaus ist schon bereit, gewisse Maßnahmen und Regeln zu ändern, aber es herrscht sehr viel Widerstand in der Gesellschaft selbst – das kann man sich kaum vorstellen."
Dadurch, dass es kein öffentliches Leben, zum Beispiel im Rahmen von Gewerkschaften gebe, seien die Kandidaten sehr schwer einzuschätzen. Das habe man schon bei den ersten Kommunalwahlen 2005 gemerkt.
"Man war sehr erstaunt, wie viele konservative Kandidaten es gab und wie viele davon gewählt worden sind."
Da seien sie und ihresgleichen sogar froh gewesen, dass die Regierung einen Teil der Stadträte selbst bestimmte, sonst wäre es sehr konservativ geworden.
Hoffnung auf die im Ausland ausgebildete Elite
Das Land sei in einer der härtesten Phasen seiner Entwicklung und für die Entwicklung des Landes spiele es eine große Rolle, dass viele Saudis ihre Kinder zur Ausbildung ins Ausland schicken und diese unter Umständen mit einem anderen Weltbild zurückkommen.
"Und da brauchen wir eine junge, selbstbewusste, gut ausgebildete Bevölkerung, die diesen Reform- und Entwicklungsprozess dieses Jahrhunderts mittragen muss."

Hören Sie auch das "Studio 9"-Gespräch mit Ulrike Freitag, Historikerin und Islam-Wissenschaftlerin und Direktorin des Zentrums moderner Orient an der FU-Berlin. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was die Beteiligung der Frauen an den Wahlen bedeutet, ob dies ein Zeichen eines langfristigen Wandels ist oder nur ein symbolischer Akt ohne große Konsequenzen?

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