Gerhaher singt Mahler plus Orchestrales von Hindemith

Engel und Dämonen

Christian Gerhaher steht im Freien. Er hat kurze, lockige Haare, trägt einen Bart und einen dunklen Mantel. Rechts ist eine Mauer zu erkennen.
Christian Gerhaher ist dem romantischen Repertoire besonders verbunden. © Sony / Gregor Hohenberg
Moderation: Olaf Wilhelmer · 14.12.2022
Himmlische Klänge und teuflische Versuchungen, Engel und Soldaten bevölkern ein sorgsam komponiertes Programm mit Musik von Gustav Mahler und Paul Hindemith. Star-Bariton Christian Gerhaher ist Solist. Markus Poschner leitet das Orchestra della Svizzera Italiana.
Auf den ersten Blick haben Gustav Mahler und Paul Hindemith nicht viel gemeinsam – hier eine Romantik, die ins 20. Jahrhundert strebt, dort eine Moderne, die sich mit vergangenen Zeiten auseinandersetzt.
Doch das Mittelalter, die deutsche Epoche der Gotik, hat beide Komponisten gleichermaßen fasziniert, und beide griffen auf die Sammlung alter Volkslieder zurück, die 1806 unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ veröffentlicht wurde.

Liedersammlung mit großer Wirkung

„Es sungen drei Engel einen süßen Gesang“: Gustav Mahler vertonte den Text, Paul Hindemith zitierte die mittelalterliche Melodie dazu. Letzteres im ersten Satz der Sinfonie „Mathis der Maler“, eine Vorstudie zu der gleichnamigen Oper über den Maler Matthias Grünewald, Schöpfer des Isenheimer Altars.
Drei Tafeln dieses Großwerks nimmt Hindemith zum Ausgangspunkt dreier Stücke, in denen melodische Schlichtheit und ausgefeilte Kontrapunktik gebündelt und zu dramatischen Höhepunkten geführt werden.
Markus Poschner dirigiert das ein wenig in Vergessenheit geratene Glanzstück, das dem NS-Regime einst Anlass zur Verfemung Hindemiths bot, in einem Konzert mit dem Orchestra della Svizzera Italiana, dessen Chefdirigent er ist.

Himmlisches und Irdisches bei Mahler

Für den ersten Konzertteil und eine Auslese der „Wunderhorn“-Lieder hat Poschner mit Christian Gerhaher einen der renommiertesten Sänger unserer Zeit gewonnen. Auf dem langen Weg, den Gerhaher durch acht dieser Lieder unternimmt, erscheinen ebenfalls Engel, doch widmen sich die Lieder vor allem dem „irdischen Leben“, wie eines von ihnen heißt.
Abgerundet wird das Programm durch eine Rarität, den „Blumine“-Satz Mahlers, der den jungen Komponisten als Theatermann zeigt: Das Stück stammt aus einer verschollenen Schauspielmusik.
Aufzeichnung vom 24.11.2022 im Lugano Arte e Cultura

Gustav Mahler
„Blumine“, Sinfonischer Satz
Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“

Paul Hindemith
Sinfonie „Mathis der Maler“

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