Männer unter sich
Männerrechtler tummeln sich normalerweise fast ausschließlich im Web, denn mit den zum Teil rechtspopulistischen Vereinen, die Agens oder freimann heißen, will kein ernstzunehmendes Medium etwas zu tun haben. Jetzt haben sie ihre Thesen zusammengefasst und als Buch herausgegeben.
Erschienen ist das Werk in dem unbekannten Magdeburger Klotz Verlag. Und herausgegeben hat es Eckhard Kuhla. Der ist laut Klappentext Ingenieur, Publizist und Kabarettist. Er ist aber auch Pressesprecher von Agens. Wer einmal auf die Internetseite dieses Männervereins schaut, wird aufmerken.
Die Maskulinisten, so wie die Männerrechtler auch genannt werden, verneinen, dass vor allem Männer gewalttätig sind und wollen deswegen die Frauenhäuser abschaffen. Sie finden es fatal, dass Frauen arbeiten und Väter für ihre Kinder da sein sollen, und halten die "Herdprämie" für eine gute Familienpolitik. Ihr größtes Feindbild ist der Feminismus.
Kurz: Diese Männer empfinden sich als Opfer von Frauen. So geht es auch in ihrem Sammelband zu. Da geißelt der Soziologe Gerhard Amendt den Feminismus als "individuelle Gefühligkeit seiner Protagonisten":
"Der Feminismus befürwortet den starken Staat, der Frauen nicht nur finanziell unterstützt, sondern der auch in die ritterliche Pose des galanten Mannes schlüpft und sich sogar ihrer intimsten Kümmernisse annimmt."
In einem anderen Text wird der englischsprachige weblog "Futurist" vorgestellt. Dessen Autorenteam hat "vier Sirenen des Feminismus" ausgemacht: Pille, Scheidung, die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen und männerfeindliche Propaganda. Futurist sieht sich selbst als Stratege in Sachen Gleichstellung, sein Leitbild von Familie und Partnerschaft beschreibt er so:
"Werfen wir einen Seitenblick nach Indien: Da bringen Bräute eine Mitgift mit in die Ehe, die der Ehemann im Fall einer Scheidung einbehält. Dies ist für ihn eine Versicherung, falls sie ihn betrügt oder bei der kleinsten Schwierigkeit die Ehe aufkündigt. Ganz anders sieht es in der westlichen Welt aus, wo es für den Mann heute keinerlei Sicherheiten mehr gibt und wo Scheidungsanwälte und Feministinnen Bedingungen geschaffen haben, die für ihn die persönliche Katastrophe bedeuten können."
Was macht Mann da am besten? Futurist weiß es - einfach nicht mehr heiraten. Mit einer Ausnahme: Wenn die Frau genauso viel verdient wie der Mann oder sogar mehr.
Damit könnte es auf dem Heiratsmarkt allerdings schwierig werden. Denn Frauen verdienen hierzulande 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Aber wahrscheinlich ist das sowieso egal. Denn in den Augen der amerikanischen Männerrechtler sind ...
"... Frauen, wenn sie etwa 35 sind, unattraktiv, selbst für Männer, die sie früher zurückgewiesen hätten."
Natürlich fehlt in dieser Polemik nicht der obligatorische Schlag gegen alleinerziehende Mütter. Geschiedene Väter unterstellen ihren Ex-Frauen ja sehr gern, dass die ihre Kinder nach der Trennung ganz für sich allein beanspruchen. Viele Männer glauben auch, dass Alleinerziehen ein Akt der Freiheit ist. Dabei vergessen sie, dass es in der Regel die Männer sind, die sich aus dem Staub machen. Viele zahlen nicht mal Unterhalt. Gerhard Amendt sieht das so:
"Unter einigen Genderfeministen wird das Alleinerziehen als Selbstbefreiung propagiert. Sie wollen Frauen vom Patriarchat befreien."
Peter Tholey ist so ein Trennungsvater. Jetzt berät er geschiedene Männer vor Gericht. Dabei hat er folgendes herausgefunden:
"Ein Vater kann heute unverdient ein Schicksal erleiden, dass man nur aus Diktaturen für möglich hält: Er verliert Frau und Kind – obendrein seine Wohnung. Er muss fortan Zwangsarbeit leisten für Frau und Kinder, die er nicht mehr sehen darf und für einen Staat, der ihn betrogen und beschuldigt hat."
Ja, doch, diese Männerrechtler haben schon Recht: sie sind Opfer. Allerdings Opfer ihrer eigenen verschrobenen Wahrnehmung und ihrer eigenwilligen Phantasien. Sie scheinen zerfressen zu sein von Selbstzweifeln, Hass und Zerstörungswut. Da liegt es nahe, dass sie sich von unabhängigen, selbstbewussten Frauen bedroht fühlen.
Es schreiben aber nicht nur Männer in dem Buch. Auch drei Frauen teilen der Welt mit, was sie von der Ungerechtigkeit halten, die der Feminismus geschaffen hat. Zum Beispiel Monika Ebeling. Bis Mai war sie Gleichstellungsbeauftragte in Goslar. Als sie dort anfing, wollte sie gleichermaßen etwas für Frauen und Männer tun. Alle waren hocherfreut.
Aber nicht lange. Im Mai 2011 wurde die Gleichstellungsbeauftragte nach drei Jahren abberufen. Laut Ratsbeschluss wurde sie ihrem Amt nicht gerecht, insbesondere habe sie sich zu sehr mit Männerthemen befasst. Der Fall ging durch die Presse. Ebeling besteht darauf, ihr Amt im Sinne einer modernen Geschlechterpolitik richtig verstanden und ausgewogen ausgeübt zu haben.
Im Buch poltert die gelernte Erzieherin gegen mehr Kita-Plätze:
"Es macht sich inzwischen wieder eine Ideologie breit, die Kindererziehung verstaatlichen will, um die Macht einer Mutter und eines Vaters zu brechen."
In diese Bresche schlägt auch Birgit Kelle, vierfache Mutter mit eigener Homepage. Darauf schreibt sie:
"Mama, ein Wort wie gemalt. Mama, das ist Zuhause, das ist Apfelkuchen, das sind Pflaster auf aufgeschlagene Knie und zerbrochene Herzen."
Im Männerrechts-Buch schießt sie gegen Frauen, die mehr wollen als Kuchen backen und Tränen trocknen:
"Schauen wir doch die klassische Alt-Feministin an. Oft haben wir da die Frau um die 50 oder älter. Entweder ehelos, falls doch mit Mann, dann wenigstens emanzipatorischer Doppelname. Wenn Kinder vorhanden sind, sind es fast immer Frauen, die ihre Kinder früh in fremde Hände gegeben haben, um die Karriere und den fortschreitenden Frauenkampf nicht zu unterbrechen."
Wie gesagt, das Buch heißt "Schlagseite" und beschreibt damit seine ideale Verwendung. Wenn man es unter einen wackelnden Küchentisch klemmt, befreit man zumindest den Tisch von seiner Schlagseite.
Anmerkung der Redaktion: Die Textfassung weicht von dem ursprünglich gesendeten Beitrag ab.
Eckhard Kuhla (Hrsg.): Schlagseite – MannFrau kontrovers
Verlag Klotz und Sich, Magdeburg 2011
Die Maskulinisten, so wie die Männerrechtler auch genannt werden, verneinen, dass vor allem Männer gewalttätig sind und wollen deswegen die Frauenhäuser abschaffen. Sie finden es fatal, dass Frauen arbeiten und Väter für ihre Kinder da sein sollen, und halten die "Herdprämie" für eine gute Familienpolitik. Ihr größtes Feindbild ist der Feminismus.
Kurz: Diese Männer empfinden sich als Opfer von Frauen. So geht es auch in ihrem Sammelband zu. Da geißelt der Soziologe Gerhard Amendt den Feminismus als "individuelle Gefühligkeit seiner Protagonisten":
"Der Feminismus befürwortet den starken Staat, der Frauen nicht nur finanziell unterstützt, sondern der auch in die ritterliche Pose des galanten Mannes schlüpft und sich sogar ihrer intimsten Kümmernisse annimmt."
In einem anderen Text wird der englischsprachige weblog "Futurist" vorgestellt. Dessen Autorenteam hat "vier Sirenen des Feminismus" ausgemacht: Pille, Scheidung, die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen und männerfeindliche Propaganda. Futurist sieht sich selbst als Stratege in Sachen Gleichstellung, sein Leitbild von Familie und Partnerschaft beschreibt er so:
"Werfen wir einen Seitenblick nach Indien: Da bringen Bräute eine Mitgift mit in die Ehe, die der Ehemann im Fall einer Scheidung einbehält. Dies ist für ihn eine Versicherung, falls sie ihn betrügt oder bei der kleinsten Schwierigkeit die Ehe aufkündigt. Ganz anders sieht es in der westlichen Welt aus, wo es für den Mann heute keinerlei Sicherheiten mehr gibt und wo Scheidungsanwälte und Feministinnen Bedingungen geschaffen haben, die für ihn die persönliche Katastrophe bedeuten können."
Was macht Mann da am besten? Futurist weiß es - einfach nicht mehr heiraten. Mit einer Ausnahme: Wenn die Frau genauso viel verdient wie der Mann oder sogar mehr.
Damit könnte es auf dem Heiratsmarkt allerdings schwierig werden. Denn Frauen verdienen hierzulande 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Aber wahrscheinlich ist das sowieso egal. Denn in den Augen der amerikanischen Männerrechtler sind ...
"... Frauen, wenn sie etwa 35 sind, unattraktiv, selbst für Männer, die sie früher zurückgewiesen hätten."
Natürlich fehlt in dieser Polemik nicht der obligatorische Schlag gegen alleinerziehende Mütter. Geschiedene Väter unterstellen ihren Ex-Frauen ja sehr gern, dass die ihre Kinder nach der Trennung ganz für sich allein beanspruchen. Viele Männer glauben auch, dass Alleinerziehen ein Akt der Freiheit ist. Dabei vergessen sie, dass es in der Regel die Männer sind, die sich aus dem Staub machen. Viele zahlen nicht mal Unterhalt. Gerhard Amendt sieht das so:
"Unter einigen Genderfeministen wird das Alleinerziehen als Selbstbefreiung propagiert. Sie wollen Frauen vom Patriarchat befreien."
Peter Tholey ist so ein Trennungsvater. Jetzt berät er geschiedene Männer vor Gericht. Dabei hat er folgendes herausgefunden:
"Ein Vater kann heute unverdient ein Schicksal erleiden, dass man nur aus Diktaturen für möglich hält: Er verliert Frau und Kind – obendrein seine Wohnung. Er muss fortan Zwangsarbeit leisten für Frau und Kinder, die er nicht mehr sehen darf und für einen Staat, der ihn betrogen und beschuldigt hat."
Ja, doch, diese Männerrechtler haben schon Recht: sie sind Opfer. Allerdings Opfer ihrer eigenen verschrobenen Wahrnehmung und ihrer eigenwilligen Phantasien. Sie scheinen zerfressen zu sein von Selbstzweifeln, Hass und Zerstörungswut. Da liegt es nahe, dass sie sich von unabhängigen, selbstbewussten Frauen bedroht fühlen.
Es schreiben aber nicht nur Männer in dem Buch. Auch drei Frauen teilen der Welt mit, was sie von der Ungerechtigkeit halten, die der Feminismus geschaffen hat. Zum Beispiel Monika Ebeling. Bis Mai war sie Gleichstellungsbeauftragte in Goslar. Als sie dort anfing, wollte sie gleichermaßen etwas für Frauen und Männer tun. Alle waren hocherfreut.
Aber nicht lange. Im Mai 2011 wurde die Gleichstellungsbeauftragte nach drei Jahren abberufen. Laut Ratsbeschluss wurde sie ihrem Amt nicht gerecht, insbesondere habe sie sich zu sehr mit Männerthemen befasst. Der Fall ging durch die Presse. Ebeling besteht darauf, ihr Amt im Sinne einer modernen Geschlechterpolitik richtig verstanden und ausgewogen ausgeübt zu haben.
Im Buch poltert die gelernte Erzieherin gegen mehr Kita-Plätze:
"Es macht sich inzwischen wieder eine Ideologie breit, die Kindererziehung verstaatlichen will, um die Macht einer Mutter und eines Vaters zu brechen."
In diese Bresche schlägt auch Birgit Kelle, vierfache Mutter mit eigener Homepage. Darauf schreibt sie:
"Mama, ein Wort wie gemalt. Mama, das ist Zuhause, das ist Apfelkuchen, das sind Pflaster auf aufgeschlagene Knie und zerbrochene Herzen."
Im Männerrechts-Buch schießt sie gegen Frauen, die mehr wollen als Kuchen backen und Tränen trocknen:
"Schauen wir doch die klassische Alt-Feministin an. Oft haben wir da die Frau um die 50 oder älter. Entweder ehelos, falls doch mit Mann, dann wenigstens emanzipatorischer Doppelname. Wenn Kinder vorhanden sind, sind es fast immer Frauen, die ihre Kinder früh in fremde Hände gegeben haben, um die Karriere und den fortschreitenden Frauenkampf nicht zu unterbrechen."
Wie gesagt, das Buch heißt "Schlagseite" und beschreibt damit seine ideale Verwendung. Wenn man es unter einen wackelnden Küchentisch klemmt, befreit man zumindest den Tisch von seiner Schlagseite.
Anmerkung der Redaktion: Die Textfassung weicht von dem ursprünglich gesendeten Beitrag ab.
Eckhard Kuhla (Hrsg.): Schlagseite – MannFrau kontrovers
Verlag Klotz und Sich, Magdeburg 2011