Maas-Initiative zur Kontrolle von Algorithmen

"Das ist der zweite Schritt vor dem ersten"

Smartphone mit Schild und Schwert wehrt Cookies ab (Grafik)
"Propaganda-Algorithmen" gibt es auch - sie sind Grundlage für lästiges Direktmarketing © imago/Ikon Images/Jens Magnusson
Matthias Spielkamp im Gespräch mit Max Oppel · 03.07.2017
Nach dem Gesetz gegen Hass und Verleumdung in sozialen Netzwerken hat Justizminister Heiko Maas ein neues Regulierungsfeld entdeckt: die Algorithmen. Nach Medienberichten sollen diese künftig staatlicherseits kontrolliert werden.
Werbung, News oder Blogeinträge: Wie sichtbar Inhalte auf Plattformen wie Facebook oder Google sind, bestimmen Algorithmen. Wie diese arbeiten, welche Faktoren - zum Beispiel Aktualität oder Bekanntheit - wie wichtig sind, ob und welche Rolle Geld spielt und welchen Einfluss die Unternehmen selbst haben: Das wissen wir alles nicht.
Justizminister Heiko Maas will das nun ändern und fordert ein neues Gesetz, um eben jene Algorithmen zu kontrollieren. Eine Behörde soll künftig ihre Funktionsweise, Grundlagen und Folgen überprüfen. Ziel ist Transparenz - und das Verhindern digitaler Diskriminierung.

Es gibt keine Belege, dass Google Meinung manipuliert

Matthias Spielkamp, Gründer der Initiative Algorithm Watch, teilt das Ziel - und kritisiert Maas dennoch. Hier werde wie schon beim "Facebook-Gesetz" der zweite vor dem ersten Schritt gemacht, sagte er im Deutschlandfunk Kultur.
So gebe es beispielsweise noch gar keine belastbaren Belege, dass Google tatsächlich die Meinung manipuliere, sagte Spielkamp - "was immer so pauschal unterstellt wird". Erst mal müsse man also wissen, was überhaupt los sei.
"Da brauchen wir mehr Aufsicht darüber, da brauchen wir mehr Wachsamkeit, aber ob wir da jetzt ein digitales Antidiskriminierungsgesetz brauchen oder gleich eine neue Bundesbehörde, da sind wir sehr skeptisch", sagte Spielkamp. (ahe)
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