Lyrischer Schlagabtausch

Feindbilder im Pop

04:45 Minuten
Illustration: Zwei Personen stehen sich mit jeweils einem Megaphon gegenüber.
Auch Popmusik bedient sich mancher Feindbilder. Warum eigentlich? © imago images / Ikon Images / Roy Scott
Von Helene Nikita Schreiner · 28.06.2021
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Feindbilder dienen der Abgrenzung und der Selbstvergewisserung – auch im Pop. Helene Nikita Schreiner untersucht, welche echten und imaginierten Gegner es in der Popmusik gibt, woher sie stammen und wofür sie taugen.
Popmusik setzt Trends, kann aber auch den Finger in die Wunde legen. Denn Pop bedeutet Aushandlung, Irritation und Provokation zugleich.
Um sich an Popmusik reiben zu können, braucht es in den Texten lyrische Gegner, etwas oder jemanden, an dem sich die Musikerinnen und Musiker abarbeiten können, etwas, auf das Wut, Verzweiflung oder Ärger projiziert werden können.
Es gibt viele Feindbilder im Pop, und jedes begründet sich anders: persönliche Erfahrung, politische Einstellung, verinnerlichte Ressentiments, Hass und auch Unsicherheit.

Politik, Polizei und Pop

In der Themenreihe "Feindbilder im Pop" betrachtet die Journalistin Helene Nikita Schreiner verschiedene Feindbilder aus unterschiedlichen Perspektiven. Musiker Danger Dan (Antilopen Gang) erzählt ihr von seiner Sorge, dass politische Botschaften zu "bedeutungslosen Popmomenten" verkommen, wenn sie musikalisch aufgearbeitet werden. Inspiriert von Herbert Grönemeyers Song "Männer" nimmt sie das Männerbild im Pop unter die Lupe.
Wir lernen, wie normative Männlichkeit den Klang von Popmusik bestimmt und welche Wege Frauen zur musikalischen Selbstermächtigung gehen müssen. Sie zeigt auch, warum Popmusik nicht harmlos und wie neoliberal Gangsta-Rap ist und warum das Verhältnis zwischen Polizei und Popmusikern so angespannt ist. Die Antworten darauf sind nicht immer eindeutig, aber das wäre ja auch langweilig.

Die Beiträge im Überblick:

Illustration: Ein Mann schaut aus dem Fenster, raucht und trinkt.
"Wann ist ein Mann ein Mann?", fragte Herber Grönemeyer schon 1984.© imago images / Ikon Images / Tommaso D Incalci
Die Männer [AUDIO]
Wann ist ein Mann ein Mann? Das ideale Männerbild unserer Gesellschaft wird im Pop oft überzeichnet. Doch so langsam gibt es eine Trendwende, die Männern mehr Freiheit gibt. Ist der "Prototyp Mann" im Pop zu einem Auslaufmodell geworden?

Eine Faust schlägt zu.
Mit Popmusik gegen rechte Gewalt – funktioniert das?© imago / Malte Müller
Die Rechten [AUDIO]
Der Musiker Danger Dan fürchtet, dass politische Botschaften an Bedeutung verlieren, wenn sie im Pop besprochen werden. Warum veröffentlicht er dann immer wieder politische Songs? Kann Popmusik dem Rechtsruck etwas entgegensetzen?

Alles dreht sich nur ums Geld, gerade beim Gangsta-Rap
Ist Gangsta-Rap neoliberal?© imago images / Thomas Eisenhuth
Die Eliten [AUDIO]
Vom Kleinkriminellen zum Millionär: So einfach lautet oft das Rezept für Erfolg im Gangsta-Rap. Mit dem Erfolg kommt Geld, mit dem Geld kommt Macht. Wie wird Macht im Rap verhandelt und können aus Unterdrückten Unterdrücker werden?

Illustration: Eine Frau mit einem Sonnenschirm tanzt in einem gelben Lichtkegel, den der Sonnenschirm wirft.
Welche Wege gibt es für Frauen raus aus dem männlich dominierten Klang?© imago images / Ikon Images / Alice Mollon
Die Frauen [AUDIO]
L.J. Müller ist Popmusikforscher*in und sagt, dass sich normative Männlichkeit auch auf den Klang von Popmusik auswirkt. Weibliche Musikerinnen müssten deswegen innerhalb dieses Rahmens agieren. Wie klingt das? Und welche Wege gibt es raus?

Illustration: Zwei Polizisten von hinten.
Beliebtes Feindbild in der Popmusik: Polizisten. © Unsplash / Markus Spiske
Wenn in der Musik die Polizei angegriffen wird, dann ist das entweder Provokation, die zum kriminellen Image von Musikerinnen und Musikern gehört, oder es ist ein Hinweis auf reale gesellschaftliche Missstände. Kann die Anspannung gelöst werden?

Illustration: Zwei Personen gucken sich über eine Sprechblase die von einem Lichtkegel gebildet wird an.
Rechts, links: Wie wird Pop vereinnahmt?© imago images / Ikon Images / Eva Bee
Die Volksmusikanten [AUDIO]
Pop wirkt erst mal harmlos, doch er lässt sich leicht vereinnahmen, von links wie rechts. Wenn konservative Stimmen im Pop lauter werden, dann stellt sich die Frage: Wie progressiv ist Pop heute noch?

(abu)
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