Lyrikfestival "Poetica" in Köln

Gedichte im Widerstand

55:13 Minuten
Porträt von Herta Müller, deutsche Schriftstellerin, Autorin und Nobelpreisträgerin.
"Ich habe Literatur nie als Spiel begriffen", sagte Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller am Eröffnungsabend der "Poetica". © laif/ Martin Lengemann
Mit Jan Wagner, Herta Müller u.a. · 26.01.2020
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Um das Widerstandspotenzial von Poesie ging es auf dem Festival "Poetica" in Köln. Kurator Jan Wagner bezeichnete das Gedicht als "eine Kapsel voller Freiheit". Lyrik dürfe keine Ideologie sein, meinte Herta Müller, sondern müsse die Welt berühren.
"Resistenz" war das Thema der "Poetica 6" in Köln. Sieben Autorinnen und Autoren aus aller Welt erkundeten eine Woche lang das Widerstandspotenzial von Poesie: die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der ukrainische Schriftsteller Serhij Zhadan, der chinesische Dichter Xi Chuan, Sergio Raimondi aus Argentinien, Agi Mishol aus Israel, der Pole Tadeusz Dabrowski und die albanische Lyrikerin Luljeta Lleshanaku. Das Gedicht sei "eine Kapsel voller Freiheit", so der Kurator des Programms, der Dichter und Büchnerpreisträger Jan Wagner.

Immun gegen den Zeitgeist

Gespräche und Lesungen machten schon am ersten Abend der "Poetica" klar: Mit störrischer Beharrlichkeit und nonchalanter Außerzeitlichkeit – oder Antiquiertheit, wie seine Verächter sagen würden – scheint das Gedicht immun zu sein gegen Zeitgeist und Moden. Und immer, meinen Wagner und seine Gäste, will es Gegenentwurf zum Status quo sein, Widerspruch, Widerspinst.
"Ich habe Literatur nie als Spiel begriffen", sagt Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller. Sie komme ja aus einer Diktatur. In allen Diktaturen seien Gedichte wichtig: "Wer nicht beten konnte, hatte Gedichte." Sie dürften keine Ideologie sein, sondern müssten die Welt berühren, mit der man es zu tun habe.

Angst als Literaturkritiker

"Ich habe manchmal gedacht, der beste Literaturkritiker ist die Angst." Denn wenn man Angst habe, merke man am ehesten, welche Literatur Dichte habe und beruhigen könne. Aus Literatur habe sie sehr viel für das Leben gelernt, betont Herta Müller am Eröffnungsabend des Festivals.
(cahu)
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