London Symphony Orchestra im Spanienfieber

Spanisches Liebesfeuer

Flamenco-Tänzerin
Das spanische Feuer macht sich vor allem im Tanz bemerkbar. © imago stock&people
Moderation: Ruth Jarre · 02.05.2019
Der Abend ist dem Komponisten Maurice Ravel gewidmet, der eine große Schwäche für das Spanische hatte und in vielen seiner Werke preisgab: Berühmtestes Beispiel ist sein "Bolero", ganz unbekannt dagegen sein Einakter "Die spanische Stunde".
Maurice Ravel begeisterte sich, wie ganz Paris, für das Spanische: für die Musik mit ihren kräftigen Rhythmen und melodisch-markanten Strukturen. Und er verstand es, diese in seine Werke gekonnt einzusetzen. Damit war er nicht der einige Komponist: Bizet tat es, Granados, Lalo, Sarasate.
Der französische Komponist (u.a. "Bolero", "Daphnis und Chloe") in einer zeitgenössischen Aufnahme. Maurice Ravel wurde am 7. März 1875 in Ciboure geboren und ist am 28. Dezember 1937 in Paris gestorben. |
Maurice Ravel© picture-alliance / dpa
Die "Rapsodie espagnole" kam im März 1908 zur Uraufführung und bestach schon damals mit ihrer Lebendigkeit. Ravel habe kein spanisches Motiv zum Vorbild gehabt, sondern das Idiom perfekt nachgeahmt. Im "Boléro" verwendete Ravel eine alte spanische Tanzform, integrierte aber im Orchester ein völlig neues Instrument: das Saxophon.

Liebesverlangen im Uhrenladen

Der komödiantische Einakter "Die spanische Stunde" ist eine Liebesparaphrase mit knackiger Handlung. Concepción ist die Frau des Uhrmachers Torquemada, der jeden Dienstag die Rathausuhren pflegen muss. Kaum außer Haus, finden sich die Liebhaber von Concepción ein: Romiro und Gonzalve. Eigentlich sind sie abwechselnd bestellt, aber heute tauchen beide gleichzeitig auf. Zum großen Unglück findet sich auch noch ein Kunde im Laden ein, der Eselstreiber Gomez, der auf die Rückkunft des Fachmannes wartet. Concepción bekommt die Lage in den Griff: Sie steckt beide Liebhaber in jeweils eine Uhr und bittet den ungebetenen Kunden, die Uhren ins obere Stockwerk zu tragen.
Ein großes Ziffernblatt vor großer sichtbarer Mechanik.
Die Rathausuhren wollen gepflegt werden.© dpa / Jens Büttner
So begegnen sich die beiden nicht. Gomez erledigt diese aberwitzige Aufgabe mit Leichtigkeit. Concepción ist erst schwer beeindruckt und schließlich verliebt. Schließlich gehört ihm die "spanische Stunde".
Als der Ehegatte die Herren erstaunt in den Uhren findet, winden diese sich heraus: Sie wollten die tickenden Werke genau betrachten, bevor sie diese für den hohen Preis kaufen würden. Ganz am Schluss versammeln sich alle im Laden: Ex-Liebhaber, neuer Kunde samt Ehegatte. Da Concepción geschickt agiert hat, singen alle einhellig gemeinsam ohne Hintergedanken ein Loblied auf die Uhren und die Liebe.
(cdr)
Aufzeichnung des Konzertes vom 27. April 2019 in der Barbican Hall, London
Maurice Ravel
"Rapsodie espagnole" für Orchester
"Boléro" für Orchester
"L'heure espagnole", Comédie musicale in einem Akt

Concepción - Isabelle Druet, Mezzosopran
Torquemada - Jean-Paul Fouchecourt, Tenor
Ramiro - Thomas Dolié, Bariton
Gonzalve - Edgaras Montvidas, Tenor
Don Iñigo Gomez - Nicolas Cavallier, Bass

London Symphony Orchestra
Leitung: François-Xavier Roth

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