Kammermusik mit Harfe von Claude Debussy und Maurice Ravel

Wettkampf der Götter

Eine Frau spielt auf einer Harfe.
Lieblingsinstrument vieler französischer Komponisten: die Harfe. © Imago / McPhoto
04.03.2018
Ein Instrument, zwei Meister: Claude Debussy und Maurice Ravel schrieben in den Jahren 1904/05 bedeutende Werke für die Harfe. Was als Werbemaßnahme begann, wurde zu einem musikalischen Wettstreit.
Konkurrenz belebt das Geschäft – das gilt auch für die Musik. Die Konkurrenz zwischen den Pariser Instrumentenbaufirmen Pleyel und Érard sorgte dafür, dass Claude Debussy und Maurice Ravel fast zeitgleich zwei bedeutende Werke für die Harfe komponierten: Debussy die "Danses sacrée et profane" für Harfe und Streicher und Ravel "Introduction et Allegro" für Harfe, Streichquartett, Flöte und Klarinette. Beide Werke dienten dazu, die neuen Produkte der Instrumentenbauer vorzustellen: Pleyel hatte eine chromatische Harfe ohne Pedal, dafür mit gekreuzten Saiten, entwickelt. Für dieses Instrument erhielt Debussy 1904 seinen Kompositionsauftrag. Ein Jahr später zog Érard nach und beauftragte Ravel mit einem Werk für die Doppelpedalharfe. Auf diesem Instrument lässt sich ebenfalls chromatisch musizieren, wenn die entsprechenden Pedale getreten werden. Érards Konstruktion setzte sich durch, so dass heute nicht nur Ravel, sondern auch Debussy darauf gespielt wird.

Zwischen Walzer und Tempeltanz

Debussy schrieb eine Musik der Kontraste: Der sakrale Tanz ist in sich gekehrt, schwingt im ruhigen Dreiertakt und erfordert verschiedenste Klangschattierungen im Pianissimo. Nahtlos folgt der weltliche Tanz – ein Walzer, bei dem es auch mal lauter werden darf. In beiden Werken schlüpft die Harfe in verschiedene Rollen, mal begleitet sie, mal führt sie die Themen an. Dabei ist die Balance bisweilen heikel, vor allem in Ravels größer besetztem Stück. "Ich war schrecklich beschäftigt wegen eines Harfenstücks, das die Firma Érard bestellt hat. Nach einer Woche verbissener Arbeit und drei schlaflosen Nächten konnte ich es mehr schlecht als recht beenden", schrieb der Komponist. Eine Ansicht, die die Musikwelt nicht teilt, wird doch Ravels Werk allenthalben bewundert.
Unser Studiogast Maria Graf gehört zu den profiliertesten Vertreterinnen ihrer Zunft: Sie begann bei den Münchner Philharmonikern unter Sergiu Celibidache, wurde dann Soloharfenistin der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan, trat mit vielen renommierten Orchestern als Solistin auf und ist heute Professorin an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin.