Thoreau "gegen den Strich gebürstet"
Zu DDR-Zeiten war "Sinn und Form" ein verhältnismäßig liberales Literaturmagazin. Heute versuche man "Hefte zu machen, die für jeden geistig interessierten Menschen anregend sind und in der man Beiträge findet, die man sonst nirgendwo findet", sagt Chefredakteur Matthias Weichelt.
Auch von bekannten Autoren gebe es immer wieder Texte, die unveröffentlicht seien oder zumindest noch nicht ins Deutsche übersetzt worden seien. In der aktuellen Ausgabe finde man beispielsweise ein Porträt des amerikanischen Philosophen und Schriftstellers Henry David Thoreau von Robert Louis Stevenson aus dem Jahr 1880, das jetzt erstmals auf Deutsch erschienen sei.
Ein "großartiger Text", so Weichelt. An manchen Stellen habe man in der Redaktion Tränen gelacht, weil Thoreau "hier wirklich gegen den Strich gebürstet wird". Stevenson habe eine feine Ironie und den Blick sowohl für die Leistungen Thoreaus als auch für dessen Verschrobenheiten.
"Stevenson spricht Thoreau beispielsweise auch jede Fähigkeit zur Freundlichkeit ab und schildert ihn wirklich als einen Solitär, als einen Einzelgänger, der für sich sein Glück verwirklichen konnte, aber in der Gesellschaft gar keinen Platz hatte."