Liszt-Haus in Weimar

Authentisches Interieur der Gründerzeit

Von Carola Malter · 13.08.2015
Es hatte auch wirtschaftliche Gründe, dass Franz Liszt 1869 nach Weimar zurückkehrte. Der Hofstaaat des Komponisten sollte die Kassen von Großherzog Carl Alexander auffüllen. In Liszts letzter Wohnung, heute ein Museum, scheint es, als sei der Komponist kurz ausgegangen.
In der Beletage im Liszt-Haus. Dienerzimmer. Speisezimmer. Schlafzimmer und großer Salon. Evelyn Liepsch gerät ins Schwärmen. Die Musikwissenschaftlerin arbeitet im Goethe und Schillerarchiv der Klassikstiftung Weimar. Im Leben von Franz Liszt kennt sie sich bestens aus.
"Es ist schon ein erhebendes Gefühl, dass wir diese Wohnräume noch erleben können, wie sie zu Lisztzeiten waren, wie er diese Wohnung, seine Wohnung 1886 verlassen hat."
1869 kam Franz Liszt zum zweiten Mal nach Weimar. Großherzog Carl Alexander hatte den berühmten Freund erfolgreich gelockt. Der Komponist war nicht nur musikalisch ein Revolutionär. Die "Lisztomanie" war durchaus auch wirtschaftlich attraktiv. Denn der illustre Hofstaat des Komponisten sollte die knappen Kassen des Großherzogs auffüllen.
Die letzte Wohnung von Franz Liszt ist heute mit den originalen und rekonstruierten Möbeln sowie den restaurierten Textilien und Portieren als authentisches Interieur der Gründerzeit zu erleben. Es scheint, als ob der Komponist nur eben mal kurz ausgegangen ist:
"Er war bescheiden ... für ihn kein Problem ... das mussten keine Paläste sein ... Mit wem hier gewohnt? Sein Diener hat hier mit gewohnt ... Pauline Apel ... zum Schluss sein ungarischer Diener Michael Kreiner ... Ich glaub, hier hat er sich sehr wohl gefühlt."
"Was sehen wir da? ... Von Bettina von Arnim eine Huldigungszeichnung ... in Weimar interessant, weil sie mehrere Epochen greift ... bei Liszt als ältere Dame ... ein Notentakt mit Englein ... 'Hoch lebe, Franz Liszt' ... die Spazierstöcke ... prachtvolle Sammlung. Ob er die nun benutzt hat - einige bestimmt ... mit Marmorköpfen, an einem kann man sogar einen Säbel herausziehen ... ganz merkwürdige Dinge ... hatte dafür einen Faible, hat sie aber auch gesammelt ... diesen Stock mit Dolch sicher auch zur Sicherheit mitgeführt ... auch für den Ernstfall bei sich führte so einen Stock."
"Wir haben ein Haushaltsbuch erwerben können ... da wissen wir, was er in zwei Jahren für Cognac und Spirituosen ausgegeben hat ... für Zigarren ... und das war nicht wenig ..."
"Liszt ein Genießer?"
"Ja, das hat er gebraucht, um arbeiten zu können. Alkohol gehört da schon dazu."
"Vom Dienerzimmer, was nicht sehr groß ist."
"Ehrensäbel, die waren ihm wohl wichtig, wenngleich er später sagte, dass sie ihm nicht wichtig waren ... die sind über der Tür angebracht ... dieses Zimmer führt ins Speisezimmer ... hier wurde nicht viel gekocht ... aus Konserven gegessen ... viele Souvenirs und Ehrengeschenke ... Münzen, Orden, Pfeifen, Teeservice. Schön sind auch die Portieren ... Teilen Salon in Arbeitszimmer und Musikzimmer ... hier hat man Liszt kennengelernt. Hier waren viele berühmte Leute, die ihn aufgesucht haben."
"Hier sind auch die Klavierwerke entstanden ... Bagatelle ohne Tonart. Trübe Wolken. 'Zukunftsmusik' ... späte Werke ... lange nicht mehr virtuoses Vollwerk ... 1000 Briefe ... und ja."
"Dieses Ibach-Klavier und der Bechstein wurden von den Klavierbauern Liszt zur Verfügung gestellt ... als er starb, hat man die dem Museum geschenkt. Hier wurde gespeist und Whist gespielt ... Großherzogin Sophie hat das eingerichtet mit den Prinzessinnen, die Kissen wurden von Verehrerinnen gestickt ... Bülow ... wohnt gegenüber in der Kommode ... auch mit ihr gab es einen guten Kontakt."

Das Liszt-Haus in Weimar steht in der Marienstraße 27. Geöffnet hat es immer dienstags bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Konzerte auf dem originalen Bechstein-Flügel mit Studenten der Hochschule für Musik finden von April bis Juli an ausgewählten Dienstagen von 12 bis 13 Uhr.
Mehr dazu erfahren Sie unter: www.klassik-stiftung.de/einrichtungen/museen/liszt-haus

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