Likörelle eines unpanischen Politmusikers
Viele Jahre war es ruhig um "Panikrocker" Udo Lindenberg. 2008 kam er mit neuem Album zurück. In Berlin läuft sein Musical "Hinterm Horizont", auf MTV war er unplugged zu hören mit seinen musikalischen Enkeln – von Jan Delay bis Clueso. Und jetzt? "UDO. Die Ausstellung."
Es ist die umfangreichste Ausstellung über Udo Lindenberg. Und dazu gehören natürlich auch die Exponate von Udo Lindenberg selbst. Etliche seiner Bilder stellt das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ab heute aus. Einige davon sogenannte Likörelle. Mit Likör gemalte Werke, bei denen nicht klar ist, wie viel Alkohol bei ihrer Entstehung auf der Leinwand landete und wie viel davon die Kehle des Künstlers hinunterfloss. Lindenberg selbst durchwanderte heute Nachmittag die Ausstellung. Mit Hut und dunkler Brille, eine qualmende Zigarre zwischen den Fingern:
"Ich lebe ja hier in Hamburg in diesem großen Hotel, im Atlantic-Hotel. Mit Ateliers und der Bar ... Mit Begegnungen mit den Menschen an der Bar: ´'Ey, gibst Du mir ein Autogramm?' 'Nein!', sag ich, 'Es gibt nur ein Udogramm!' Udogramme sind Zeichnungen und so. Dann kippt so ein Glas Eierlikör um, Blue Curacao oder Grenadine: Und dann entstehen da Likörelle, schon wieder eine neue Art der Malerei! Ich bin halt gern Erfinder. Mein großes Vorbild ist ja auch Daniel Düsentrieb!"
Im Zentrum seiner Bilder finden sich stets die gleichen Comic-Figuren: immer zweidimensional, wie von Kinderhand gezeichnet. Immer gleich und auf fast jedem Bild dabei: ein kleines Männchen, mit Hut und Sonnenbrille, ein Sektkelch zwischen den Fingern. Mit jedem Bild zitiert Lindenberg den Entertainer Lindenberg. Mehr Selbstreferenz ist kaum denkbar.
Glücklicherweise sind Lindenbergs Bilder nur ein Teil der Ausstellung. Abgebildet wird das Gesamtkunstwerk Udo Lindenberg: dessen viele Aspekte fast schon in Vergessenheit geraten sind: alte Schwarz-Weiß-Bilder zeigen den jungen, politischen Texter und Sänger, der wohl dosiert und trotzdem beharrlich die Teilung Deutschlands anprangerte. Der sich in sein "Mädchen aus Ostberlin" verliebte, dem "Sonderzug nach Pankow" eine ewige Hymne schrieb. Hinter Glas gerahmt hängt in Hamburg Erich Honeckers Dankesschreiben für die Lederjacke, die Lindenberg einst dem Genossen Staatsratsvorsitzenden zuschickte, Fanpost aus der DDR und kleine Filme, in denen der Meister seine Musik erklärt. Lindenberg selbst ist sehr beeindruckt von all dem, was die Ausstellungsmacher ausgegraben haben:
"Textfragmente, alte Bierdeckel und die ersten Ideen da drauf. Die ganz Story, wie die Panik entstanden und gewachsen ist in Hamburg. Wir haben ja hier angefangen ... Zu Zeiten des Onkel Pö, Anfang der Siebzigerjahre. Da ging es dann los mit dem Panikorchester und deutschen Texten!"
Die Udo Lindenberg seit mittlerweile 40 Jahren singt. Museumsleiterin Sabine Schulze ist schon heute überzeugt, dass "Udo - die Ausstellung" ein voller Erfolg wird. Das Medieninteresse sei riesig und der Star eine echte Bereicherung. Trotz des Wirbels, den er in den sonst so ruhigen Museumsalltag bringt:
"So wie ich ihn in den letzen Tagen erlebt habe, hat er schon seine eigene Vorstellung von seinem eigenen Ego. Aber die Ausstellung ist kuratiert, und da wird hart gerungen um jedes Bild, um jeden Text. Die Dekoratoren haben einen anderen Ansatz als jemand, den es selbst betrifft. Und ich finde, es ist eine gute Mischung, von dem, wie der Künstler sich selbst sieht und so, wie er doch aus der Distanz betrachtet wird."
Und dabei fehlt doch – neben dem Blickwinkel Lindenbergs auf die Welt und den der Medien auf ihren Udo – der Blick auf den Menschen hinter der Sonnenbrille, der sich wie kaum ein anderer deutscher Künstler selbst inszeniert. Dabei geht es gar nicht um den privaten Udo Lindenberg, um seine persönlichen Abgründe und Geheimnisse. Was der Ausstellung fehlt, ist ein Blick, der frei ist von Hut und Sonnenbrille, von Zigarillos und Panik-Attitüden. Von der permanenten Inszenierung.
Ein Gewinn ist die Ausstellung trotzdem. Seine Fans und vor allem all jene, die die DDR nur aus Geschichtsbüchern und Lindenberg von seinen MTV-Auftritten kennen, werden staunen über den politischen Kopf hinter der Musik. Der vielleicht keine Kunst-, dafür aber in jedem Fall Musikgeschichte geschrieben hat und immer noch schreibt.
UDO. Die Ausstellung
"Ich lebe ja hier in Hamburg in diesem großen Hotel, im Atlantic-Hotel. Mit Ateliers und der Bar ... Mit Begegnungen mit den Menschen an der Bar: ´'Ey, gibst Du mir ein Autogramm?' 'Nein!', sag ich, 'Es gibt nur ein Udogramm!' Udogramme sind Zeichnungen und so. Dann kippt so ein Glas Eierlikör um, Blue Curacao oder Grenadine: Und dann entstehen da Likörelle, schon wieder eine neue Art der Malerei! Ich bin halt gern Erfinder. Mein großes Vorbild ist ja auch Daniel Düsentrieb!"
Im Zentrum seiner Bilder finden sich stets die gleichen Comic-Figuren: immer zweidimensional, wie von Kinderhand gezeichnet. Immer gleich und auf fast jedem Bild dabei: ein kleines Männchen, mit Hut und Sonnenbrille, ein Sektkelch zwischen den Fingern. Mit jedem Bild zitiert Lindenberg den Entertainer Lindenberg. Mehr Selbstreferenz ist kaum denkbar.
Glücklicherweise sind Lindenbergs Bilder nur ein Teil der Ausstellung. Abgebildet wird das Gesamtkunstwerk Udo Lindenberg: dessen viele Aspekte fast schon in Vergessenheit geraten sind: alte Schwarz-Weiß-Bilder zeigen den jungen, politischen Texter und Sänger, der wohl dosiert und trotzdem beharrlich die Teilung Deutschlands anprangerte. Der sich in sein "Mädchen aus Ostberlin" verliebte, dem "Sonderzug nach Pankow" eine ewige Hymne schrieb. Hinter Glas gerahmt hängt in Hamburg Erich Honeckers Dankesschreiben für die Lederjacke, die Lindenberg einst dem Genossen Staatsratsvorsitzenden zuschickte, Fanpost aus der DDR und kleine Filme, in denen der Meister seine Musik erklärt. Lindenberg selbst ist sehr beeindruckt von all dem, was die Ausstellungsmacher ausgegraben haben:
"Textfragmente, alte Bierdeckel und die ersten Ideen da drauf. Die ganz Story, wie die Panik entstanden und gewachsen ist in Hamburg. Wir haben ja hier angefangen ... Zu Zeiten des Onkel Pö, Anfang der Siebzigerjahre. Da ging es dann los mit dem Panikorchester und deutschen Texten!"
Die Udo Lindenberg seit mittlerweile 40 Jahren singt. Museumsleiterin Sabine Schulze ist schon heute überzeugt, dass "Udo - die Ausstellung" ein voller Erfolg wird. Das Medieninteresse sei riesig und der Star eine echte Bereicherung. Trotz des Wirbels, den er in den sonst so ruhigen Museumsalltag bringt:
"So wie ich ihn in den letzen Tagen erlebt habe, hat er schon seine eigene Vorstellung von seinem eigenen Ego. Aber die Ausstellung ist kuratiert, und da wird hart gerungen um jedes Bild, um jeden Text. Die Dekoratoren haben einen anderen Ansatz als jemand, den es selbst betrifft. Und ich finde, es ist eine gute Mischung, von dem, wie der Künstler sich selbst sieht und so, wie er doch aus der Distanz betrachtet wird."
Und dabei fehlt doch – neben dem Blickwinkel Lindenbergs auf die Welt und den der Medien auf ihren Udo – der Blick auf den Menschen hinter der Sonnenbrille, der sich wie kaum ein anderer deutscher Künstler selbst inszeniert. Dabei geht es gar nicht um den privaten Udo Lindenberg, um seine persönlichen Abgründe und Geheimnisse. Was der Ausstellung fehlt, ist ein Blick, der frei ist von Hut und Sonnenbrille, von Zigarillos und Panik-Attitüden. Von der permanenten Inszenierung.
Ein Gewinn ist die Ausstellung trotzdem. Seine Fans und vor allem all jene, die die DDR nur aus Geschichtsbüchern und Lindenberg von seinen MTV-Auftritten kennen, werden staunen über den politischen Kopf hinter der Musik. Der vielleicht keine Kunst-, dafür aber in jedem Fall Musikgeschichte geschrieben hat und immer noch schreibt.
UDO. Die Ausstellung