"Es gibt da unterschiedliche Lebenswege, die da auch kaputtgegangen sind"
Der ARD-Journalist Reinhold Beckmann war als junger Kameraassistent dabei, als Udo Lindenberg 1983 in der DDR auftrat. In seiner Dokumentation "Akte Lindenberg" erinnert er sich an das Konzert.
Auszug aus dem Gespräch mit Reinhold Beckmann:
Stephan Karkowsky: Und vor allen Dingen waren Sie 83 dann mit ihm in Ostberlin. Wie kommt es denn, dass Sie uns erst heute, also fast 28 Jahre später, diese Geschichte erzählen?
Reinhold Beckmann: Das frage ich mich auch. Also Sie haben vollkommen recht, im Grunde genommen war auch immer das so mein Bedürfnis, ich wollte die Geschichte noch mal nacherzählen, weil bestimmte Dinge waren mir damals einfach auch nicht klar. Also ich ... Für uns war das ja auch eine gespenstische Situation, ich war nie zuvor in einem Raum, in einer Halle mit 3000 Blauhänden, und habe das natürlich auch nicht alles verstanden, was da im Hintergrund ablief.
Und jetzt, wo auch einige Kulturfunktionäre aus der zweiten und dritten Reihe der DDR auch reden und die Tür aufmachen und auch noch mal über gewisse Hintergründe erzählen, die auf der anderen Seite, aber auch Fritz Rau oder Udo Lindenberg selbst, tun sich ja ein paar neue Wahrheiten auf.
Karkowsky: Ich habe heute in der Kantine mit ein paar jüngeren Kollegen zusammengesessen, die kannten nicht mal mehr die Texte, und in dem Sinne denke ich mal ist es wichtig, dass Sie vielleicht denen, die die DDR nicht mehr kennen, erklären: Was für eine Reise war das, 83 einen Westkünstler nach drüben zu begleiten?
Beckmann: Es war ein hohes Politikum, es war lange Zeit eingefädelt worden von Kulturfunktionären auf beiden Seiten und insbesondere von Fritz Rau, dem damaligen Konzertveranstalter, der viele große Künstler unter Vertrag hatte, unter anderem auch Harry Belafonte. Es war eine offizielle FDJ-Veranstaltung, Udo Lindenberg hat dort nur vier Stücke gespielt an dem Abend, war Teil eines großen Programms, der Haupt-Act war eigentlich Harry Belafonte. Damit hat sich damals auch Egon Krenz sehr geschmückt.
Und es war immer die Frage, und auch in der journalistischen und politischen Begleitung: Hat sich hier an dieser Stelle, an diesem Tag, in diesem Oktober 1983 Udo Lindenberg instrumentalisieren lassen? Er hat hoch gepokert, er wollte unbedingt die Tournee durch die DDR, und es gab natürlich in der DDR – das haben viele vergessen – einen hohen Zuspruch, also es gab "Das Mädchen aus Ostberlin", es gab "Rock’n-Roll-Arena in Jena", und es gab natürlich den "Sonderzug nach Pankow" inzwischen, das waren die drei Stücke, die auch Udos Verhältnis zu der DDR geprägt haben. Und mir ist an dem Tag klar geworden durch den Zuspruch draußen, vor der Halle, als Udo Lindenberg kurz rausging und wir versucht haben, ihn zu begleiten, was für eine emotionale Nähe da von vielen auf Udo niederging.
(...)
Das vollständige Gespräch mit Reinhold Beckmann können Sie bis zum 13.6.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Stephan Karkowsky: Und vor allen Dingen waren Sie 83 dann mit ihm in Ostberlin. Wie kommt es denn, dass Sie uns erst heute, also fast 28 Jahre später, diese Geschichte erzählen?
Reinhold Beckmann: Das frage ich mich auch. Also Sie haben vollkommen recht, im Grunde genommen war auch immer das so mein Bedürfnis, ich wollte die Geschichte noch mal nacherzählen, weil bestimmte Dinge waren mir damals einfach auch nicht klar. Also ich ... Für uns war das ja auch eine gespenstische Situation, ich war nie zuvor in einem Raum, in einer Halle mit 3000 Blauhänden, und habe das natürlich auch nicht alles verstanden, was da im Hintergrund ablief.
Und jetzt, wo auch einige Kulturfunktionäre aus der zweiten und dritten Reihe der DDR auch reden und die Tür aufmachen und auch noch mal über gewisse Hintergründe erzählen, die auf der anderen Seite, aber auch Fritz Rau oder Udo Lindenberg selbst, tun sich ja ein paar neue Wahrheiten auf.
Karkowsky: Ich habe heute in der Kantine mit ein paar jüngeren Kollegen zusammengesessen, die kannten nicht mal mehr die Texte, und in dem Sinne denke ich mal ist es wichtig, dass Sie vielleicht denen, die die DDR nicht mehr kennen, erklären: Was für eine Reise war das, 83 einen Westkünstler nach drüben zu begleiten?
Beckmann: Es war ein hohes Politikum, es war lange Zeit eingefädelt worden von Kulturfunktionären auf beiden Seiten und insbesondere von Fritz Rau, dem damaligen Konzertveranstalter, der viele große Künstler unter Vertrag hatte, unter anderem auch Harry Belafonte. Es war eine offizielle FDJ-Veranstaltung, Udo Lindenberg hat dort nur vier Stücke gespielt an dem Abend, war Teil eines großen Programms, der Haupt-Act war eigentlich Harry Belafonte. Damit hat sich damals auch Egon Krenz sehr geschmückt.
Und es war immer die Frage, und auch in der journalistischen und politischen Begleitung: Hat sich hier an dieser Stelle, an diesem Tag, in diesem Oktober 1983 Udo Lindenberg instrumentalisieren lassen? Er hat hoch gepokert, er wollte unbedingt die Tournee durch die DDR, und es gab natürlich in der DDR – das haben viele vergessen – einen hohen Zuspruch, also es gab "Das Mädchen aus Ostberlin", es gab "Rock’n-Roll-Arena in Jena", und es gab natürlich den "Sonderzug nach Pankow" inzwischen, das waren die drei Stücke, die auch Udos Verhältnis zu der DDR geprägt haben. Und mir ist an dem Tag klar geworden durch den Zuspruch draußen, vor der Halle, als Udo Lindenberg kurz rausging und wir versucht haben, ihn zu begleiten, was für eine emotionale Nähe da von vielen auf Udo niederging.
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Das vollständige Gespräch mit Reinhold Beckmann können Sie bis zum 13.6.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.