Lieder lügen nicht

Von Rainer Moritz · 10.05.2009
Jahrzehnte lang galt der deutsche Schlager als "Opium des Volkes", als "verbrecherische Volksverdummung" (Peter Rühmkorf), die einem verblendeten Publikum ein "mieses Geflecht beschissener Texte" in die Ohren blase. Wer sich in den 1960er und 1970er Jahren für Lolita, Freddy oder Bernd Clüver erwärmte, galt intellektuell nicht mehr als satisfaktionsfähig.
Diese Ablehnung des populären Schlagers, die Theodor W. Adorno in seinen Vorlesungen "Einleitung in die Musiksoziologie" forcierte, übersah, dass erfolgreiche Schlager Ausdruck kollektiven Empfindens und, wie es Gottfried Benn formulierte, oft aussagefähiger sind als umfangreiche Kulturgeschichten.

Das Feature lässt die Höhepunkte deutschen Schlagerschaffens (von Rudi Schurickes "Capri-Fischern" bis Helene Fischers "Von hier bis unendlich") kurzweilig Revue passieren und zeigt, wie sich Intellektuelle abmühten, den Schlager zu verstehen bzw. misszuverstehen - bis zu den späten Schlagerverfechtern Peter Handke und Walter Kempowski.

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