20 Jahre „Krieg gegen den Terror“

Lehren aus dem Afghanistan-Einsatz

53:52 Minuten
Ein Taliban-Mitglied bewacht den Flughafen Kabul nach dem Truppenabzug der USA.
Wieder in den Händen der Taliban: der Flughafen Kabul. © picture alliance / dpa / TASS / Valery Sharifulin
Moderation: Alexandra Gerlach · 03.12.2021
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Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 riefen die USA den "Krieg gegen Terror" aus. 20 Jahre danach haben die Taliban in Afghanistan wieder die Macht ergriffen. Der Westen schaute hilflos zu. Wird das Land erneut zur Brutstätte des Terrorismus?
Als die USA mit dem Abzug aus Afghanistan begannen, gab es kein Halten mehr: Die radikal-islamischen Taliban, gegen die eine US-geführte Allianz zwei Jahrzehnte lang gekämpft hatte, marschierten in der Hauptstadt Kabul ein. Der internationale Einsatz zur Befriedung des Lands am Hindukusch ist gescheitert.
Während sich nun in Afghanistan Gewalt und Hunger ausbreiten, stehen die Länder des Westens vor einer ernüchternden Bilanz des „Kriegs gegen den Terror“, den der damalige US-Präsident George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ausgerufen hatte.

Hat sich der Westen übernommen?

Welche Lehren sind daraus zu ziehen? Hat der Westen sich übernommen beim Versuch, Afghanistan zu stabilisieren und dort Demokratie sowie Wahrung der Menschenrechte zu etablieren? Waren die Methoden falsch – zu viel Militär, zu wenig Entwicklung?
Oder war der Versuch, westliche Werte in eine von jahrzehntelanger Gewalt geschundene Stammesgesellschaft einzupflanzen, ohnehin vermessen? Woher nimmt der Westen überhaupt das Recht, seine Werte für universell maßgeblich zu erachten und in andere Kulturräume zu exportieren? Ist das Imperialismus?

59 gefallene Bundeswehrsoldaten

War der Bundeswehreinsatz in Afghanistan, bei dem 59 deutsche Soldaten ihr Leben ließen, vergeblich? Oder wurde tatsächlich am Hindukusch die Freiheit der Bundesrepublik Deutschland verteidigt, wie der einstige Bundesverteidigungsminister Peter Struck sagte?
Was folgt aus den Erfahrungen in Afghanistan – und ähnlichen im Irak? Ist die Politik der Intervention westlicher Staaten in regionale Konflikte gescheitert? Sollte der „Weltpolizist“ künftig besser zu Hause bleiben? Steckt der Westen zurück im Wettstreit der Systeme mit China?
Und ist nun eine Wiederkehr des internationalen Terrorismus zu befürchten? Was bedeutet der Sieg der Taliban für die Zukunft des politischen Islam – und für das Verhältnis zwischen westlicher und muslimischer Welt?

Über diese und weitere Fragen diskutieren:
Thomas de Maizière, ehemaliger Bundesverteidigungs- und Bundesinnenminister
Andrea Jeska, Journalistin und Autorin
Emran Feroz, österreichisch-afghanischer Journalist und Buchautor
Peter R. Neumann, Terrorismusforscher, King’s College London
Thomas Kleine-Brockhoff, Vizepräsident des German Marshall Fund of the United States

Eine Diskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forum Frauenkirche“ in Kooperation von Stiftung Frauenkirche Dresden, Deutschlandfunk Kultur und Sächsischer Zeitung.

(pag)
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