"Lebenslaute"-Demonstration in Stuttgart

Klassische Musik für zivilen Ungehorsam

Die Musiker von "Lebenslaute" demonstrierten in Stuttgart mit einem Konzert gegen den Einsatz von Drohnen in Kriegsgebieten.
Die Musiker von "Lebenslaute" demonstrierten in Stuttgart mit einem Konzert gegen den Einsatz von Drohnen in Kriegsgebieten. © Deutschlandradio / Uschi Götz
Von Uschi Götz |
Mit kleineren Konzerten und einem großen Blockadekonzert haben heute Musiker der Aktionsgruppe "Lebenslaute" vor einem Stützpunkt der US-Streitkräfte in Stuttgart demonstriert. Mit der Aktion wollten die Aktivisten von "Lebenslaute" gegen den Einsatz von Drohnen in Kriegsgebieten aufmerksam machen.
"Drohnen todsicher aus Stuttgart" schreibt Dorothea Hofmann mit Kreide wenige Meter vor dem Haupttor der Kelly Barracks bei Stuttgart-Möhringen auf die Straße. Um sie herum baut sich ein Orchester auf. 80 Musiker werden es gleich sein, die Polizei ist mit Pferden und einem Konfliktteam vor Ort. Hinter dem Zaun stehen etwa ein Dutzend amerikanische Streitkräfte und schauen dem Treiben interessiert zu:
"Wir sind der Meinung, dass das Unrechtsorte sind, deswegen machen wir hier Musik und setzen die Lebenslaute, also das Leben, dagegen mit unserer Musik. Wir sind der Meinung, dass es einen Unterschied zwischen legal und legitim gibt. Das ist vielleicht nicht ganz legal, wenn wir Ordnungswidrigkeiten begehen und die Straße blockieren, mehr ist das nicht, sie parken auch mal falsch, aber es ist legitim."
Für das Blockadekonzert heute in Stuttgart Möhringen ist Dorothea Hofmann extra aus Bremen angereist. Sie gehört zur Musik- und Aktionsgruppe "Lebenslaute". Die Musiker von "Lebenslaute" sind seit 1986 aktiv und treffen sich einmal im Jahr zu einer größeren Sommeraktion, der Höhepunkt bildet regelmäßig ein Konzert.

"Schlussakkord dem Drohnenmord"

Heute sind von über 300 Mitgliedern etwa 80 Musiker nach Stuttgart Möhringen gekommen. Die Straße vor den Kelly Barracks ist gesperrt, Bierbänke werden aufgestellt, auf die sich gleich einige Interessierte setzen werden. Eine jüngere Frau begrüßt die Zuhörer:
"Unser Motto der Aktion heißt 'Schlussakkord dem Drohnenmord'. Wir wollen mit dieser Aktion aufmerksam machen und dagegen protestieren, dass hier von deutschem Boden Krieg ausgeht, nach Artikel 26 unseres Grundgesetzes ist das bei Strafe verboten. Das Grundgesetz wird hier jeden Tag missachtet."
Es sind vor allem ältere Menschen, die heute Morgen zu dem Blockadekonzert von Lebenslaute gekommen sind.
"Wir wohnen da in Vaihingen und wissen Bescheid, wir sind nicht zum ersten Mal hier und unterstützen das immer."
"Von Stuttgart aus wird Drohnenkrieg in Afrika geführt, hinter uns in den Kelly Barracks werden Todeslisten erstellt und Befehle zum Ermorden von Menschen erteilt, die auf diese Listen geraten sind."
Während die Polizei weitere Schutzzäune entlang des Haupteingangs zum amerikanischen Militärgelände aufstellt, beginnt das Blockadekonzert mit etwas Verspätung:
"Wir beginnen unser Aktionskonzert mit Mozarts Requiem Introitus und Kyrie und Dies irae."

Einmal pro Jahr tritt "Lebenslaute" mit einem Protestkonzert auf

Bereits seit dem frühen Morgen hatten Musiker von "Lebenslaute" alle Zugänge zu dem US-Militärgelände der Africom-Kommandozentrale in Stuttgart-Möhringen blockiert. Die Blockade an einer der vier Zugänge wurde nach Angaben von Teilnehmern geräumt:
"Die USA hat sechs Kommandozentralen, vier in den Vereinigten Staaten und zwei in Stuttgart und das ist der Bevölkerung hier rundherum gar nicht bewusst."
Erklärt Sprecherin Hedwig Saue-Gürth. Das Aktionsbündnis "Lebenslaute" besteht aus musikalische Laien und Profis und wurde mit dem Aachener Friedenpreis 2014 ausgezeichnet.
Fast alle tragen sie dunkle Kleidung und sehen regelrecht festlich aus, wie sie da so auf der Straße sitzend spielen. So treten sie auf, einmal pro Jahr: bei Waffenherstellern, vor Abschiebegefängnissen, am Rande von Genmaisfeldern und vor Militäreinrichtungen. Geigerin Cäcilie Kowald:
"Es sind Aktionen, die sich gegen Unrechtsorte richten. Immer an Stellen, wo wir finden, hier geht etwas richtig richtig schief und da muss jemand aufstehen: schaut mal her, hört mal hin."
Auch die heutige Aktion wird von vielen Teilnehmern als Erfolg gewertet. Versonnen sitzen noch einige Zuhörer auf ihren Bänken, auch ein Polizist sagt: das war schöne Musik.
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