Lebensadern der Menschheit

Nicht alle Wege führen nach Rom

Der Brühl, der älteste Stadtteil von Zeitz: Dom- und Residenzstadt Zeitz liegt im Burgenlandkreis im Süden von Sachsen-Anhalt. Die Stadt an der Weißen Elster hat eine lebhafte Geschichte.
Auch in Brühl (Sachsen-Anhalt) sind Straßen die Lebensader der Menschen. © imago stock&people
Von Uwe Golz · 22.10.2017
Es soll Straßen geben, die ins Nirgendwo führen – einsame Pfade für Eremiten und Aussteiger. Aber es gibt auch Straßen, lebendig und aufregend, brodeln und spiegeln sie das Lebensgefühl der Menschen: In "swingin' London" war es die Carnaby Street, in Paris die Rue Lepic und in Berlin der Ku'damm.
Der Österreichische Lyriker Josef Steinheber schrieb 1915:
Du gehst so durch den Großstadtabend hin,
die Straße schreit und tausend Lichter glühn.
Du gehst so ganz verloren und allein,
als wären all die tausend Herzen Stein
Straßen sind die Bilder der Stadt, des Landes und auch im Gelände – ob nun bei Mensch oder Tier. Wie die Ameisen wandern auch die Menschen auf vorgegebenen Pfaden. Weichen nur selten davon ab. Es ist eben nicht der Weg das Ziel, der Weg führt zum Ziel. Die Treidelpfade des Lebens hinterlassen ihre Spuren in uns: Erinnerungen, Hoffnungen, Träume, Fluchten.
Mao Tse-tung wird die Aussage zugeschrieben: Egal wie weit der Weg ist, man muss den ersten Schritt tun. Franz Kafka hält dagegen: Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern.
Aber wir Menschen lieben die Umwege. Anders als die Ameisen, die unbeirrt ihren Weg gehen, lieben wir es vom Weg abzuweichen. Lassen uns locken und verführen von Dingen am Wegesrand. Und nicht immer schreiten wir auch frohgemut die Straßen entlang, was, glaubt man dem Außerirdischen Alf, seine Vorteile hat. Er erkannte: Wer kriecht, kann nicht stolpern.
Heinz Rühmann sang in dem Film "Lumpacivagabundus" 1937:
Wozu ist die Straße da? Zum Marschieren
zum Marschieren um die weite Welt!
Und brachte es versteckt auf den Punkt: "Wenn es den Machthabern gefällt, dann marschieren die Menschen im Gleichschritt auf der Straße ins Verderben. Nix mehr mit schlendern, flanieren und den Tag genießen. Das erkannten schon die alten Römer. Aber das ist ein anderes Thema.

Musikalische Histörchen

Auflösung: 2005 wurde Abbas "Waterloo" zum besten Euorovision-Song aller Zeiten von Zuschauern aus 31 Ländern in Oslo gewählt.

Rätsel: Wer hat den folgenden Text gedichtet?

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