Leben statt schuften
Chinas Aufstieg der vergangenen 30 Jahre wäre ohne die Wanderarbeiter nicht möglich gewesen. Inzwischen hat sich eine neue Generation von ihnen in Richtung der chinesichen Industriezentren aufgemacht - und stellt zum Leidwesen der Arbeitgeber neuerdings auch Ansprüche.
Weit draußen Norden, wo sich die 23-Millionen-Metropole Shanghai langsam auflöst, da liegt Jiading. Breite gepflegte Alleen führen durch sterile Gewerbegebiete. Links und rechts Fabriken. In einer davon, genauer in einem schmucklosen Büro im ersten Stock, sitzt Geschäftsführer Wang Jianyun. Er ist selbst erst 33 Jahre alt, doch klagt schon heftig über die Arbeitsmoral der jungen Leute.
"Als ich anfing zu arbeiten, lag mein Monatslohn bei 800 Yuan, gut 80 Euro im Monat. Ich war zufrieden, kam früh zur Arbeit, ging spät nach Hause. Und wenn ich nicht fertig wurde, bin ich freiwillig länger geblieben. Die Jungen heute fragen zuerst, was sie kriegen, nicht was sie geben können. Bei uns war das umgekehrt."
Wangs Firma FastPCB stellt Leiterplatten her. 400 Mitarbeiter. Kunden in der ganzen Welt, viele auch in Deutschland. FastPCB gehört genau zu den Unternehmen, denen Chinas Strukturwandel das Genick brechen könnte. Arbeitsintensive Handarbeit rechnet sich nicht mehr. Es gibt zu wenige Wanderarbeiter. Folglich steigen die Löhne, jedes Jahr um 20 Prozent, rechnet Wang vor. Mittlerweile zahlt er seinen Leuten schon 300 Euro im Monat. Die jungen Arbeiter wiederum wissen, dass sie begehrt sind. Im Schnitt, sagt Wang, bleiben sie ein Jahr bei ihm. Manche sind schon nach ein paar Wochen wieder weg, weil sie anderswo was Besseres gefunden haben. Seit drei Monaten arbeitet die 23-jährige Chen Feng bei FastPCB. Sie trägt einen blauen Arbeitskittel. Darüber fallen die rötlich gefärbten langen Haare. Chen Feng kommt aus der Provinz Jiangsu.
"Wenn meine Überstunden nicht sehr gut bezahlt werden, denke ich über einen Jobwechsel nach. Wir informieren uns ja immer gegenseitig, wo es besser ist. Da ist die Versuchung groß zu wechseln. Viele Leute wechseln Jobs."
Mehr Geld ist das eine. Doch das allein reicht nicht, um die jungen Arbeiter aus der Provinz anzulocken, sagt Wang.
"Wir haben in den letzten Jahren einiges verändert. Früher kam das Essen geliefert. Heute haben wir eine eigene Küche, und die Mitarbeitervertretung kümmert sich darum. Wir organisieren Partys. Jetzt zum Mondfest gibt es zum Beispiel einen Gesangswettbewerb."
Vor dem Eingang zur Fabrik liegt ein Basketballfeld in der Sonne. Zwar gibt es noch immer Fälle schlimmen Missbrauchs in chinesischen Fabriken. Doch insgesamt hat sich die Lage der Arbeiter verbessert. Es gibt nun vielerorts richtige Arbeitsverträge und eine Sozialversicherung. Doch es geht nicht nur um den Anspruch an den Arbeitsplatz, sondern auch ans Leben insgesamt. Über 80 Prozent der jungen Wanderarbeiter, so eine neue Umfrage, wollen nicht mehr eines Tages – wie ihre Eltern - zurück aufs Land ziehen. Sie unterscheiden sich kaum noch von ihren städtischen Altersgenossen, verbringen viel Zeit im Internetcafé, folgen Modetrends. So auch Chen Feng.
"Ich arbeite ganz bestimmt nicht so hart wie meine Eltern. Für die bedeutet Arbeit vor allem Ausdauer. Wir Jungen haben lange vom Geld unserer Eltern gelebt. Wir wollen viel, aber wir wollen nicht zu schwer dafür arbeiten. Das ist sehr verbreitet."
Chen Feng gibt alles Geld, das sie verdient, aus. Ans Sparen denkt sie nicht. Sie will leben, sagt sie, nicht nur verzichten. Und, ganz wichtig, Zeit für sich selbst haben.
"Als ich anfing zu arbeiten, lag mein Monatslohn bei 800 Yuan, gut 80 Euro im Monat. Ich war zufrieden, kam früh zur Arbeit, ging spät nach Hause. Und wenn ich nicht fertig wurde, bin ich freiwillig länger geblieben. Die Jungen heute fragen zuerst, was sie kriegen, nicht was sie geben können. Bei uns war das umgekehrt."
Wangs Firma FastPCB stellt Leiterplatten her. 400 Mitarbeiter. Kunden in der ganzen Welt, viele auch in Deutschland. FastPCB gehört genau zu den Unternehmen, denen Chinas Strukturwandel das Genick brechen könnte. Arbeitsintensive Handarbeit rechnet sich nicht mehr. Es gibt zu wenige Wanderarbeiter. Folglich steigen die Löhne, jedes Jahr um 20 Prozent, rechnet Wang vor. Mittlerweile zahlt er seinen Leuten schon 300 Euro im Monat. Die jungen Arbeiter wiederum wissen, dass sie begehrt sind. Im Schnitt, sagt Wang, bleiben sie ein Jahr bei ihm. Manche sind schon nach ein paar Wochen wieder weg, weil sie anderswo was Besseres gefunden haben. Seit drei Monaten arbeitet die 23-jährige Chen Feng bei FastPCB. Sie trägt einen blauen Arbeitskittel. Darüber fallen die rötlich gefärbten langen Haare. Chen Feng kommt aus der Provinz Jiangsu.
"Wenn meine Überstunden nicht sehr gut bezahlt werden, denke ich über einen Jobwechsel nach. Wir informieren uns ja immer gegenseitig, wo es besser ist. Da ist die Versuchung groß zu wechseln. Viele Leute wechseln Jobs."
Mehr Geld ist das eine. Doch das allein reicht nicht, um die jungen Arbeiter aus der Provinz anzulocken, sagt Wang.
"Wir haben in den letzten Jahren einiges verändert. Früher kam das Essen geliefert. Heute haben wir eine eigene Küche, und die Mitarbeitervertretung kümmert sich darum. Wir organisieren Partys. Jetzt zum Mondfest gibt es zum Beispiel einen Gesangswettbewerb."
Vor dem Eingang zur Fabrik liegt ein Basketballfeld in der Sonne. Zwar gibt es noch immer Fälle schlimmen Missbrauchs in chinesischen Fabriken. Doch insgesamt hat sich die Lage der Arbeiter verbessert. Es gibt nun vielerorts richtige Arbeitsverträge und eine Sozialversicherung. Doch es geht nicht nur um den Anspruch an den Arbeitsplatz, sondern auch ans Leben insgesamt. Über 80 Prozent der jungen Wanderarbeiter, so eine neue Umfrage, wollen nicht mehr eines Tages – wie ihre Eltern - zurück aufs Land ziehen. Sie unterscheiden sich kaum noch von ihren städtischen Altersgenossen, verbringen viel Zeit im Internetcafé, folgen Modetrends. So auch Chen Feng.
"Ich arbeite ganz bestimmt nicht so hart wie meine Eltern. Für die bedeutet Arbeit vor allem Ausdauer. Wir Jungen haben lange vom Geld unserer Eltern gelebt. Wir wollen viel, aber wir wollen nicht zu schwer dafür arbeiten. Das ist sehr verbreitet."
Chen Feng gibt alles Geld, das sie verdient, aus. Ans Sparen denkt sie nicht. Sie will leben, sagt sie, nicht nur verzichten. Und, ganz wichtig, Zeit für sich selbst haben.