Leben ohne Geld

„Einfach mal annehmen lernen“

38:40 Minuten
Porträt von Tobi Rosswog zwischen Bäumen einer Allee.
Seine Mutter gab Tobi Rosswog ein Motto mit auf den Weg: lächeln und kämpfen. © Clair Winkler
Moderation: Utz Dräger · 30.10.2022
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Tobi Rosswog lebte zweieinhalb Jahre komplett ohne Geld. Für seine Ideen einer sozialeren und ökologischeren Gesellschaft interessieren sich auch Konzerne und Manager. Aktuell kämpft er ausgerechnet in Wolfsburg für die Verkehrswende.
Das Studium habe er "erfolgreich abgebrochen", sagt der Aktivist Tobi Rosswog. Seine Eltern hätten es gerne gesehen, wenn er Karriere gemacht hätte. Doch er stellt die Systemfrage: Warum soll er ein Studium absolvieren, um eine Bescheinigung zu erhalten, die es ihm ermöglicht, einen Beruf zu ergreifen, um Geld zu verdienen?
Jemand, der mit so vielen Privilegien und Talenten ausgestattet ist wie er, dachte er sich, der müsse doch eigentlich auch ohne Geld zurechtkommen. "Ich will diese Privilegien nicht nutzen, um weiter Karriere zu machen und das 'Schneller, Höher, Besser' zu reproduzieren." Und so wagte er ein Experiment: Er verschenkte das Geld, das er hatte.

Ohne eigenes Konto mit Gleichdenkenden

"Ich erinnere mich, dass ich damals in Hannover die Tür meiner WG zuzog und dachte, wer weiß, ob das klappt. Es kann auch sein, dass in zwei Wochen schon wieder alles anders ist. Aber aus den zwei Wochen wurden zweieinhalb Jahre."
Rosswog hat bis heute kein eigenes Konto und lebt mit Gleichdenkenden in einer Art Wirtschaftsgemeinschaft. Er teilt seine Gedanken und Ideen mit anderen Aktivisten und spricht sogar vor Managern aus der Wirtschaft. Unternehmen, Organisationen und Konzerne laden ihn ein, um sich von seinen Ideen inspirieren zu lassen.

Straßenbahnen und Busse statt E-Autos

Zurzeit ist Rosswog in Wolfsburg, "in der Höhle des Löwen", wie er sagt. "Wir machen VW zu einem Verkehrswende-Unternehmen", sagt Rosswog mit einem angriffslustigen Lächeln in der Stimme. VW wolle in Wolfsburg ein neues Werk für E-Autos bauen. "Wir brauchen aber nicht noch mehr Autos - auch keine E-Autos. Das wäre eine Antriebswende, aber keine Verkehrswende", sagt Rosswog. Das 9-Euro-Ticket habe gezeigt, es fehlen Straßenbahnen und Busse. Rosswog fordert den Umbau der Automobilindustrie zu einer Mobilitätsindustrie.
Und mit dieser Botschaft geht Tobi Rosswog in Wolfsburg auf die Menschen zu - auch auf jene, die bei VW arbeiten. "Man muss das utopische Moment auch immer wieder zeigen und nicht nur sagen 'wir sind dagegen'. Das ist Quatsch", so Rosswog.

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