Leben nach dem Töten

Vorgestellt von Jörg Taszman · 12.11.2008
In "So viele Jahre liebe ich Dich" versucht die lebensfrohe Lea eine Annäherung an ihre ältere Schwester Juliette, die die letzten 15 Jahre wegen Kindesmord im Gefängnis verbracht hat. "Bloody Sunday" rollt halbdokumentarisch die Ereignisse von 30. Januar 1972 wieder auf, als britische Soldaten in Derry, Nordirland, 13 unbewaffnete Demonstranten erschossen.
So viele Jahre liebe ich dich
Frankreich 2008. Regie: Phillipe Claudel. Darsteller: Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein, Serge Hazanavicius, Laurent Grevill. 115 Minuten, ab 6 Jahre

Lea holt ihre ältere Schwester Juliette vom Bahnhof ab. Im Auto haben beide ein sehr unterkühltes Verhältnis zueinander . Juliette kapselt sich im Haus der Schwester ab und Leas Mann ist nicht sonderlich erfreut darüber, dass seine Schwägerin bei ihm wohnt. Lange versteht man auch nicht warum, bis sich ganz langsam heraus stellt, das Juliette ein Verbrechen begangen hat, für das sie 15 Jahre lang ins Gefängnis musste und das die Gesellschaft nicht so schnell verzeiht ...

Philippe Claudel ist Schriftsteller, Filmtheoretiker und legt nun sein Regiedebüt vor. Aus dem schwierigen Thema um eine Frau, die ihren Sohn tötete und nach Jahren wieder aus dem Gefängnis kommt, hat er einen beeindruckenden, gelungenen Film gemacht mit der ausgezeichneten Kristin Scott Thomas in der Hauptrolle.


"Bloody Sunday"
GB/IRL 2002. Regie: Paul Greengrass. Darsteller: James Nesbitt, Allan Gildea, Gerard Crossan, Mary Moulds, Carmel McCallion, Tim Pigott-Smith, Nicholas Farrell, Christopher Villiers, James Hewitt. FSK: ab 12 Länge: 107 Minuten

Es ist kaum zu glauben, dass ein Film der auf der Berlinale 2002 den Goldenen Bären gewinnt, erst sechs Jahre später seinen flächendeckenden, deutschen Kinostart erlebt. Dabei ist der Regisseur Paul Greengrass kein Unbekannter, der sich seitdem mit zwei "Bourne"-Filmen einen Namen machte und das Dokudrama "Flug 93" über den 11.September verfilmte.

"Bloody Sunday" steht in einer ganzen Reihe von Filmen über den Nordirland Konflikt und die IRA und thematisiert das Massaker am 30. Januar 1972, als britische Soldaten einer Fallschirmjägereinheit auf unbewaffnete Zivilisten schossen und 13 Demonstranten töteten, die am "Civil Rights March" durch Derry, Nordirland, teilnahmen. Greengrass inszenierte das ganze halbdokumentarisch und sorgte mit seiner Kritik in Großbritannien für eine Polemik.

"Bloody Sunday" ist ein im besten Sinne des Wortes politischer Film, auch ein parteiischer Film, der die grundlose Gewalt und das sinnlose Morden kritisiert, ohne dabei zur Propaganda für die IRA zu verkommen.
Für seinen Film "Bloody Sunday" erhielt der britische Regisseur Paul Greengrass 2002 einen Goldenen Bären
2002 erhielt Regisseur Paul Greengrass für seinen Film "Bloody Sunday" einen Goldenen Bären.© AP
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