Landwirtschaft

Der Soja-Anbau in Bayern boomt

Diese unrsprünglich aus Asien stammenden Hülsenfrüchte werden auf etwa sechs Prozent der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche angebaut und gelten als wichtigste Ölsaat.
Früchte der Sojabohne © picture alliance / dpa / Universität Jena
Von Susanne Lettenbauer |
Sie heißen Herta, Amadine, Pollux und Merlin - Sojabohnensorten auf deutschen Äckern. Seit die Importe meist aus genmanipulierten oder verunreinigten Früchten bestehen, steigt die Nachfrage nach den heimischen Bohnen. Besonders in Bayern boomt der Anbau.
Der Stadlhuber-Hof ist gar nicht so einfach zu finden. Kein Schild, keine von weitem sichtbare Aufschrift wie bei anderen Landwirten ringsum in Aschau am Inn. Man wolle sich nicht verstecken, lächelt Mathias Stadlhuber auf dem großen Platz vor seinen großen Hallen. Aber auffallen auch nicht. Wer sich mit Soja in Deutschland beschäftigt, der finde den Stadlhuber und dessen Sojafelder:
"Ja die befinden sich so 15 Kilometer im Umkreis wo wir jetzt stehen, aber unsere Anbauer sind so in ganz Ober- und Niederbayern zu finden."
Der Erbse ähnelnden
Hier steht also der Hof vom Pionier des deutschen Sojaanbaus. In dessen Mitte ein Silo für die Fermentierung. Ein Landwirt, der verhindern möchte, dass die deutschen Geflügelzüchter und Schweinemäster auf genmanipuliertes Sojaschrot aus Übersee angewiesen sind. Einer, der nicht nur Soja anbaut, sondern auch in dem Silo weiterverarbeitet zu Tierfutter, aber ist leider erst zu 50 Prozent ausgelastet ist. Im Prinzip sei der Anbau dieser genügsamen, der Erbse ähnelnden Pflanze ganz einfach, vermittelt er auch anderen Landwirten, die immer häufiger seine Nummer wählen und nachfragen:
"Ja für Landwirte ist es leicht zu erklären: Wo Mais gut gedeiht, da wächst Soja auch gut. Das sind dieselben klimatischen Zonen wie beim Mais, da fühlt sich die Sojabohne auch wohl."
Noch ist der Boden derzeit zu kalt für die Aussaat. Mitte April gehe es los, erklärt Stadlhuber Junior. Sein Vater Werner Stadlhuber brachte vor 30 Jahren die ersten Sojabohnen aus Kanada mit. Damals wurde er argwöhnisch beäugte in Bayern. Dass die wachsende Zahl an Veganern und Vegetariern ihm jetzt recht geben, freut den Senior:
"Ja hab es aus Kanada mit rübergebracht, weil ich überzeugt war, dass es bei uns genau so gut geht wie da drüben und dass hat sich bestätigt. Aber für die allermeisten Bauern war es eine exotische Frucht, die bei uns nicht wächst. Die meisten haben es gar nicht gekannt, ja mei, es hat schon Jahre gedauert, bis sie neugierig wurden, aber heute läufts."
Unter den rund 120 Sojabauern in Deutschland zählt sein Hof zu den Leuchtturmprojekten, die durch die "Eiweißpflanzenstrategie des Bundes" gefördert werden. Der Anbau von heimischen Eiweißfuttermitteln reduziere nicht nur die Abhängigkeit von Importen, verbessere auch die Versorgungssicherheit für die Bauern, stärke regionale Wirtschaftskreisläufe und diene dem Klimaschutz, heißt es in der Strategie von ganz oben. Und die Landwirte horchen auf. Die Folge: 6400 Hektar wurden deutschlandweit 2013 mit Soja bebaut, 2014 waren es schon 10.000 Hektar, in diesem Jahr erhofft man sich noch einen weiteren Zuwachs. Auch der Umwelt zu liebe, erklärt Agrarberater Hansjörg Hartmetz:
"Durch die Tatsache, dass die Sojabohne sich als Leguminose den Stickstoff selber sammelt aus der Luft holt, ist sie nicht darauf angewiesen, dass sie ihn mineralisch zugeführt wird, das hat Auswirkungen auf den landwirtschaftlichen Betrieb, er muss weniger mineralischen Dünger zukaufen. Gut auf die Umwelt, das ist vielleicht eine Streitfrage, inwieweit Mineraldünger schädlich ist, aber sicherlich was nicht von außen zugeführt wird ist immer gut, ganz klar."
Empfehlenswert sind stillgelegte Flächen
Der Sojaexperte hält Vorträge über den Anbau in Deutschland, die Aufbereitung und die Weitervermarktung. Er klärt auf, wo ein Anbau lohnt, dass Viehbetriebe eher nicht geeignet sind, weil die Flächen durch die Gülle zu stickstoffreich seien. Besonders empfehlenswert seien stillgelegte Flächen, die mit Soja, Lupine, Ackerbohne oder Klee bebaut, den Klima- und Umweltschutz fördern und damit Direktzahlungen aus dem Greening-Fördertopf erhalten. Das Interesse der Bauern sei enorm, sagt Hartmetz:
"Wir hatten im letzten Jahr ca. 50 Kundschaften, also Landwirte, die Soja angebaut haben und wo wir es aufbereitet haben. Aufgrund der neuen Gegebenheiten, Greening, wo ja die Sojabohne als Leguminose auf den Greeningflächen möglich ist, haben wir eine gewaltige Zunahme erfahren, also es wird sich heuer noch einmal um 30 bis 40 Anbauer erhöhen."
Seit 2010 hat die Anbaufläche in Bayern um 80 Prozent auf 4300 Hektar zugenommen, erklärt das bayerische Landwirtschaftsministerium. Außerdem wird der Sojaanbau ab diesem Jahr über das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP). 120 Euro je Hektar ist dem Freistaat eine unabhängige "Heimische Eiweißfuttermittel" wert.
Mehr zum Thema