Landestheater Schleswig-Holstein

Neustart mit Neubaudebakel

11:35 Minuten
Ute Lemm, die neue Generalintendentin am Landestheater Schleswig-Holstein
Ute Lemm, die neue Generalintandentin am Landestheater Schleswig-Holstein sagt: Der umstrittene Neubau sei für das Kulturleben im ganzen Bundesland wichtig. © Lutz Edelhoff
Ute Lemm im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 15.08.2020
Audio herunterladen
In Schleswig wird über einen Theaterneubau entschieden: Das Projekt über zwölf Millionen Euro droht den Folgen der Coronakrise zum Opfer zu fallen. Die neue Generalintendantin Ute Lemm erklärt, warum sie dagegen kämpft und wo sie neue Akzente setzen will.
Schleswig braucht einen Theaterneubau – das jedenfalls findet die neue Generalintendantin des Landestheater Schleswig-Holsteins, Ute Lemm: "Ein Neubau ist für uns sehr wichtig, denn derzeit können wir in Schleswig gar kein Musiktheater und Ballett anbieten". Seit Jahren spielt das Ensemble des größten deutschen Landestheaters in Interimsspielstätten. Nur: Derzeit ist das Projekt umstritten. Vor ein paar Monaten hatte ein FDP-Ratsherr den Stopp der Planung gefordert, mit der Begründung, nach Corona würden die Steuereinnahmen sinken. Auch die Freien Wähler stellen den Neubau in Frage. Schleswig sei ohnehin schon hochverschuldet und könne sich dieses Theater nicht mehr leisten, so ein Politiker vom Bündnis für Bürger.
Ute Lemm ist optimistisch, dass es bei der Entscheidung für einen Neubau bleibt. Diese intensiven Diskussionen in Schleswig, so habe sie gehört, hätten eine lange Tradition. "Ich glaube, es war sehr wichtig, dass Ende letzten Jahres der Architektenwettbewerb stattgefunden hat, dass eben drei Entwürfe ausgewählt wurden." Damit sei bereits ein Prozess des Neubaus auf dem Weg. So etwas ziehe sich erfahrungsgemäß lange hin. "Ich kann immer nur darauf hinweisen, dass es für uns als Landestheater wichtig ist, in Schleswig einen guten Spielort zu haben und da viel Publikum anziehen zu können." Letztlich sei das aber auch für das Kulturleben in Schleswig-Holstein wichtig, "denn wir sind hier einer der ganz großen Player".

Anders vorgehen als viele Intendantinnen

Als neue Generalintendantin setzt Lemm vor allem auf familienfreundliches Arbeiten. "Das ist ja vor allem eine Frage des Umgangs miteinander." Etwa wie man darauf reagiere, wenn Kolleginnen oder Kollegen mit Anfragen kämen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betreffen. "Ich habe den Eindruck, dass da der Ton die Musik macht."
Sie findet es eine "Katastrophe, dass Familiengründung – überhaupt soziale Verpflichtungen –, dass das oft noch als Ballast empfunden wird, etwas, dass einem beruflich im Wege liegt. Das kann sich unsere Gesellschaft überhaupt nicht leisten, da muss sich vieles ändern."
Sie wolle aber anders vorgehen als viele Intendantinnen, betont Ute Lemm: "Wir gucken zuallererst, dass es zusammenpasst. Ob dass Männer oder Frauen sind, gucke ich erst in einem zweiten oder dritten Schritt." Sie persönlich sei immer wieder erstaunt, dass das noch immer ein Thema sei. "Ich bin sehr vertraut damit gewesen – das kommt vielleicht aus meiner ostdeutschen Sozialisation – dass Frauen gleichermaßen wie Männer im Berufsleben eingebunden sind. Trotzdem ist mir natürlich völlig bewusst, dass wir diese Gleichheit noch längst nicht geschafft haben, deshalb finde ich wichtig, dass es da so viele Initiativen gibt."
(sub)
Mehr zum Thema