Coronakrise trifft Planung für Theater-Neubau
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Die Investitionen für den beschlossenen Neubau der Städtischen Bühnen Frankfurt sind wegen der Coronakrise gestoppt worden. Kulturdezernentin Ina Hartwig hält jedoch an den Planungen fest: Das Projekt sei "überhaupt nicht vom Tisch".
Nach langem Hin und Her wurde Ende Januar beschlossen, dass die Städtischen Bühnen Frankfurt nicht saniert werden sollen, sondern dass ein Neubau kommen soll. Nun könnten die Pläne aber vertagt werden, denn der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann setzt in diesen Krisenzeiten andere Prioritäten und lehnt zurzeit Investitionen ab.
Hilfe für Kulturschaffende hat Vorrang
Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig betont, dass Feldmann die Finanzierung des Projekts nicht in Frage stelle. "Er hat lediglich betont, dass wir uns im Moment auf die Coronakrise konzentrieren und versuchen, die Folgen abzufangen und zu mildern." Viele Betriebe und Kulturschaffende würden langfristig von den Folgen betroffen sein.
"Da gilt unser Augenmerk im Moment erst mal darauf zu helfen, wo wir helfen können. Damit sind aber die Pläne für die städtischen Bühnen überhaupt nicht vom Tisch. Die Planungen laufen ganz normal weiter, und es hätte in diesem Jahr über die Finanzierung ohnehin kein Beschluss angestanden."
Ende Januar hatte die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung beschlossen, das alte Gebäude abzureißen, ohne einen Beschluss über den Ort des Neubaus gefasst zu haben. Das sei geschehen, weil man bei so einem komplexen Vorhaben Schritt für Schritt vorgehen müsse, sagt Hartwig.
"Wir haben ja zunächst einmal prüfen müssen, was an diesem Gebäude noch zu retten ist. Wir wissen alle schon seit vielen Jahren, dass das marode ist." Die von der Stadtverordnetenversammlung in Auftrag gegebene nähere Prüfung habe ergeben, dass das Gebäude nicht zu vertretbaren Konditionen zu retten sei.
Sanierung wäre teuer und wenig sinnvoll
"Eine Sanierung ist natürlich möglich, aber würde unwahrscheinlich viel Geld kosten. Und man hätte im Ergebnis keine wesentlich verbesserte Bühne, sondern hätte lediglich ein aufgehübschtes Gebäude. Man muss die gesamte Technik austauschen, die entspricht überhaupt nicht mehr dem Stand von heute. Auch die Arbeitsschutzrichtlinien haben sich verändert. Man müsste also dieses Gebäude komplett umbauen. Und wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Sanierung unter diesen Konditionen wenig sinnvoll ist."
Die Petition des Architekturprofessors Philipp Oswalt, die sich gegen einen Neubau ausspricht, habe vor allem das Ziel, den Willy-Brandt-Platz als zentralen Ort für die Kultur zu erhalten, sagt Hartwig. "Und das ist auch mein Ansatz. Ich bin der Meinung, dass dieser Ort ideal ist für die Oper und für das Schauspiel, ideal angebunden in der Stadtlandschaft, sehr gut situiert." Deswegen gehe ihr Engagement dahin, Theater und Oper an diesem Standort zu erhalten und weiterzuentwickeln.
"Ich glaube, dass viele Menschen, die diese Petition unterschrieben haben, von Angst getrieben sind, dass womöglich der Willy-Brandt-Platz ausverkauft wird, kommerzialisiert wird." Und sie könne die Ängste der Menschen nachvollziehen, weil es auch einen CDU-Vorschlag gegeben habe, die Städtischen Bühnen an den Osthafen zu verlagern.
"Die Menschen haben auch eine Geschichte mit dem Theater und der Oper an diesem Platz, und an diese Geschichte wollen sie anknüpfen." Sie möchte den guten Geist des Hauses, die Transparenz, das Wolken-Foyer, das was in den 60er-Jahren für den Aufbruch in die demokratische Moderne gestanden habe, in die Gegenwart und Zukunft übersetzen und ins 21. Jahrhundert retten, sagt Hartwig.
(rja)