Sorglos in den Sommer

War’s das mit der Zeitenwende?

32:27 Minuten
Stoff der gelb-blauen ukrainischen Flagge
Was ist übrig von dem großen Wort „Zeitenwende“ und der bekundeten Solidarität, jenseits von der Frage, ob Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern soll oder nicht? © Getty Images / Yaroslav Kushta
Von Johannes Nichelmann und Elena Gorgis · 16.06.2022
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Als „Zeitenwende“ wurde der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine anfangs bezeichnet. Fast vier Monate später stellt sich die Frage, was von diesem Begriff übrig ist. Das besprechen wir mit der Politikwissenschaftlerin Nataliya Pryhornytska.
Die Corona-Maßnahmen sind locker wie nie, die Sonne strahlt und die Urlaubssaison steht endlich vor der Türe. Warum also nicht mal kurz Klima, Corona und den Krieg in der Ukraine vergessen? Tatsächlich hat Außenministerin Annalena Baerbock schon Ende Mai gewarnt, dass das Interesse am Krieg und die Solidarität mit der Ukraine abebben könnte. Dafür wählte sie damals den umstrittenen Begriff "Kriegsmüdigkeit".

Selbstfürsorge oder Dekadenz

Beginnt da also tatsächlich ein Sommer der kollektiven Krisenverdrängung? Nach dem Motto: Die Menschen in der Ukraine verteidigen gerade europäische Werte wie Freiheit, Demokratie oder individuelle Entfaltungsmöglichkeit mit ihrem Leben, aber wir in Deutschland möchten jetzt doch erst mal das Leben genießen?
Oder sind wir uns sehr wohl bewusst, dass dies kein Sommer wie jeder andere ist, folgen aber eher dem Drang, nochmal auf den Putz zu hauen bevor alles den Bach runtergeht? Was ist übrig von dem großen Wort „Zeitenwende“ und der bekundeten Solidarität, jenseits von der Frage, ob Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern soll oder nicht? Was ist noch gesunde Selbstfürsorge und wo beginnen Hedonismus und Dekadenz?

Individuelles Glück versus Gemeinsinn

Vielleicht müssen wir einfach unseren Gemeinsinn wiederentdecken, so wie das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seinem Vorschlag eines Pflichtdienstes im Sinn hatte. Die breite Ablehnung dagegen könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Zeitenwende in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen ist. Sind wir bereit, das individuelle Wohl zugunsten eines gemeinsamen Ziels hinten anzustellen?
Die Politikwissenschaftlerin Nataliya Pryhornytska ist in der Ukraine geboren und lebt seit 18 Jahren in Deutschland. In dieser Folge von "Lakonisch Elegant" geht es darum, wie sie die Frage nach Aufmerksamkeit für den Krieg und Abschalten von den Kriegsnachrichten beantwortet. Und wie sie auf die ukrainische und die deutsche Gesellschaft blickt und deren jeweiligen Umgang mit der Zeitenwende.

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