Lakonisch Elegant

#58 Queen of Drags: Von der Subkultur zum Mainstream?

41:41 Minuten
Mit einem Lächeln auf den Lippen, blick eine gestylte Drag Queen in die Kamera.
Lange waren Drag Queens ausschließlich Teil der Subkultur. Ändert sich das gerade? © Unsplash/ Charisse Kenion
Von Katrin Rönicke und Johannes Nichelmann · 14.11.2019
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Drag Queens im deutschen Privatfernsehen und das zur besten Sendezeit - war's das mit der Subkultur? Ist das Sprengen von Geschlechterrollen jetzt Mainstream? Ein Symbol des gesellschaftlichen Fortschritts gar? Und: Darf die Heidi das moderieren?
Anlässlich des Starts der neuen Pro7-Castingshow "Queen of Drags" taucht Lakonisch Elegant. Der Kulturpodcast in die schillernde und bunte Welt der Drag Queens ein. Die neue Show, die eine Art deutsche Version von "RuPauls Drag Race" darstellt, wird moderiert von Heidi Klum und schon das ist für den Tagesspiegel-Journalisten Matthias Kreienbrink ein kleiner Makel:
"Das Vorbild unterstreicht das Problem. Denn "Drag Race" wird gehostet von der Drag Queen RuPaul, die seit Jahrzehnten tief verwurzelt in der queeren Szene ist. Für Heidi Klum gilt das nicht."
Kreienbrink beschäftigt sich journalistisch immer wieder mit Themen aus der queeren Community und war Montag bei der Premiere in Berlin, wo auch alle teilnehmenden Drag Queens zugegen waren. Ob die Subkultur damit schon im Mainstream angekommen ist, das diskutiert er im Studio mit Johannes Nichelmann und Katrin Rönicke.

Drag als Werkzeug für Gerechtigkeit

Im Vorfeld haben die beiden mit Künstler*innen aus der Szene gesprochen, unter anderem mit der Drag Queen und Aktivistin Pansy, die in Berlin verschiedene Shows organisiert und bei ihrer Arbeit vor allem auf Vielfalt und Sichtbarkeit für marginalisierte Gruppen setzt:
"Ich arbeite mit Darsteller*innen, die sich weder als männlich noch weiblich identifizieren, oder die kein Interesse daran haben, dass ihr Charakter weiblich sein muss. Für mich ist es ein Werkzeug für soziale Gerechtigkeit, es ist ein Weg, zu ermöglichen über Probleme zu sprechen, mit denen Minderheiten zu kämpfen haben, Migranten, Geflüchtete, Queers, Menschen, die oft keine Bühne bekommen."
Eine der bekanntesten Ikonen der Travestie ist Lilo Wanders. Sie ist seit Jahrzehnten im Fernsehen als Moderatorin unterschiedlichster Formate zu sehen und erzählt, wie sie es findet, dass es jetzt auch eine eigene Castingshow gibt und was sie sich davon erhofft für die Gesellschaft.
"Ich weiß durch meine Arbeit auch, wie viele Menschen unglücklich sind, weil sie im Korsett dieser seit Jahrhunderten von Kirche, Gesellschaft und Konventionen vorgegeben Rollen agieren müssen. Und ich denke, dass es eine Befreiung ist, zu sehen: Die machen das aus lauter Lebensfreude und Spaß."

Drag ist offen für alle

Karlie Kant ist 30 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Saarbrücken und wohnt in Berlin Wedding. Seit ungefähr zwei Jahren macht sie Drag und findet es eher komisch, dass es so lange gedauert hat, denn für Mode und Drama hat sie sich immer schon sehr interessiert, und eine starke feminine Seite hatte sie auch. Nur war es in Saarbrücken nicht so weit her mit der Drag-Szene. Karlie erzählt von ihren Shows, was ihr dabei wichtig ist:
"Es gibt nicht die richtige Art, Drag zu machen. Es gibt auch nicht die richtige Art, schwul zu sein. Du musst es so machen, wie es für dich richtig ist, dann brillierst du darin. Als ich das entdeckt habe, ist Karli entstanden."
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