Kurz und kritisch

Uninspirierte Mauergeschichten

DDR-Bürger heben 1989 einen Teil der Berliner Mauer ab
Bei Ewald König dürfen auch die Mauerspechte noch einmal ihre Brocken aus dem Beton klopfen. © afp/Patrick Hertzog
Rezensiert von Holger Heimann |
Neues erfährt der Leser in "Menschen. Mauer. Mythen" nicht, nur Altbekanntes. Warum der Wiener Korrespondent Ewald König so 25 Jahre nach dem Mauerfall noch einmal vom Ende der DDR erzählen will, bleibt sein Geheimnis.
Mauergeschichten gibt es zuhauf. Die Beobachtungen von Zeitzeugen füllten erst Journale oder wurden übers Fernsehen verbreitet, später landeten sie in den Buchhandlungen.
Jetzt hat auch Ewald König, der für die österreichische Zeitung "Die Presse" in Berlin war, ein Buch herausgebracht. "Menschen. Mauer. Mythen" beginnt so:
Buchcover: "Menschen, Mauer, Mythen" von Ewald König
Buchcover: "Menschen, Mauer, Mythen" von Ewald König© Mitteldeutscher Verlag
"Schon alles über Mauerfall und Wiedervereinigung gelesen? Aber noch nicht von mir."
Der missglückte Einstieg verrät viel über das Werk, dem jegliche Originalität abgeht.
Wer 25 Jahre nach dem Mauerfall noch einmal vom Ende der DDR erzählen will, der sollte mit besonderen Erinnerungen oder zumindest einem eigenen Ton aufwarten. König aber schreibt bloß abermals auf, wie lange man auf ein neues Auto warten musste oder dass ein Restaurantbesuch in der DDR kein allzu großes Vergnügen war.
Da dürfen auch die Mauerspechte noch einmal ihre Brocken aus dem Beton klopften und verscherbeln. Neues erfährt man von diesem Wiener Korrespondenten nicht und Altbekanntes wird auf uninspirierte Art erzählt. Zu welchem Zweck – das wüsste man nachträglich gern.

Ewald König: Menschen. Mauer. Mythen. Deutsch-deutsche Notizen eines Wiener Korrespondenten
Mitteldeutscher Verlag
256 Seiten, 14,95 Euro