Kurz und kritisch

Nicht immer missionarisch

Der Salafist Sven Lau bei einer Kundgebung in Köln 2012
Der Salafist Sven Lau bei einer Kundgebung in Köln 2012 © dpa / picture-alliance / Marius Becker
Von Ernst Rommeney · 04.05.2014
Streng gläubig, aber nicht per se gewalttätig - so wird der Salafismus in dem im Juni erscheinenden Sammelband beschrieben. Die Herausgeber sind bei den Verfassungsschutzämtern in Hamburg und Bremen beschäftigt.
Salafisten haben sich hierzulande als militante Muslime eingeprägt, denn es waren die Gewaltbereiten, die diese religiöse Richtung bekannt gemacht haben. Behnam Said und Hazim Fouad laden ein, gemeinsam mit ihnen genauer hinzuschauen, so wie sie es von Berufs wegen tun, denn sie sind bei den Verfassungsschutzämtern in Hamburg und Bremen beschäftigt.
Doch ihr Sammelband diskutiert nur mittelbar die innere Sicherheit hierzulande, vielmehr setzt er sich mit dem Ringen der Muslime um die Moderne und den Einfluss des Westens auseinander. Salafismus könnte man auf Salaf zurückführen, jenen ersten drei Generationen des Islam, die von den Gefolgsleuten Mohammed und ihren Nachfolgern gebildet wurden. Es ist der Versuch, die Religion allein aus ihren Quellen zu verstehen, sich von einer unislamisch empfundenen Umwelt abzugrenzen.
Der Reformislam und seine gelehrten Väter
Diese Art Reformislam hat viele gelehrte Väter. Nicht alle, die sich auf ihn beziehen, sind politisch aktiv, nicht alle wollen ihre Mitmenschen missionieren, gar mit Gewalt den rechten Glauben durchsetzen. Zuallererst geht es ihnen wie anderen religiösen Menschen um eine ganz persönliche, aber auch gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben. Das ist der sogenannte große Jihad. Kritisch wird es für jede Form der Gemeinschaft, wenn eine Gruppe sich im Besitz absoluter Wahrheit glaubt, als Auserwählte sieht, denen allein das Paradies versprochen sei, die ihre Glaubenstreue durch Taten zu beweisen haben, Taten, die zwar religiös gerechtfertigt werden, aber einen gesellschaftlichen und politischen Machtanspruch ausdrücken. Insofern kommt eine Glaubensrichtung wie der Salafismus zwar streng gläubig daher, muss aber deswegen nicht per se gewalttätig sein, auch wenn sie der Militanz einen gefährlichen Nährboden bietet. Und dies zu erkennen und zu beantworten, regen die Autoren an.

Behnam T. Said und Hazim Fouad (hg.): Salafismus. Auf der Suche nach dem wahren Islam
Herder Verlag Freiburg, Juni 2014
288 Seiten, 19,99 Euro.