Kurz und kritisch

Sabine Doering-Manteuffels Buch "Das Okkulte" ist eine Kritik moderner Leichtgläubigkeit. Michael Klonovsky bereitet in "Jede Seite ist die Falsche" eine Spezies besonderen Verdruss. In "Last Lecure" zieht der Wissenschaftler Randy Pausch in einer Abschlussvorlesung eine private Lebensbilanz.
Sabine Doering-Manteuffel: Das Okkulte -
Eine Erfolgsgeschichte im Schatten der Aufklärung,

Siedler Verlag 2008, 352 Seiten

Das müssen Außerirdische gewesen sein! Oder wer findet eine nicht paranormale Erklärung für das Logo des Internetbrowsers Firefox als Kornkreismuster? Die Ethnologin Sabine Doering-Manteuffel zum Beispiel. Unerschrocken weist sie dunkle Mächte in ihre Schranken, wiewohl sie den Kampf der Aufklärung für partiell verloren hält: "Der Teufel müsste ein Narr sein, würde er die Chancen, die ihm das World Wide Web bietet, leichtfertig vergeben." Und so verharrt die großartige Monographie nicht bei historischen Fällen von Feenzauber, Poltergeistern und "okkultem Parfüm aus der vierten Dimension", sondern steuert auf eine vernichtende Kritik moderner Leichtgläubigkeit zu, Stichwort Kornkreise und Wikipedia. Vor allem die Datenbank des Scheinwissens ist der Augsburger Professorin ein Dorn im Auge. Mahnend zitiert sie Immanuel Kant: "Ich habe es nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden für mich das verdrießliche Geschäft schon übernehmen." Um wie viel unaufgeklärter eine Welt, in der das Fremddenkenlassen noch nicht einmal etwas kostet!


Michael Klonovsky: Jede Seite ist die Falsche,
Lichtschlag Verlag 2008, 112 Seiten

Auch Michael Klonovsky hadert mit der Torheit der Menschen. Eine Spezies bereitet ihm besonderen Verdruss: "Durch das Gehirn eines Journalisten gequetscht zu werden, ist das Schrecklichste, was einer Wirklichkeit passieren kann." Das klingt kokett, denn der Aphoristiker verdient sein Geld beim Nachrichtenmagazin "Focus" in gehobener Position. Doch liegt da offensichtlich Geistesenergie brach, so dass Klonovsky den verstorbenen Johannes Gross zu beerben vermag. Galligere Bonmots hat man hierzulande schon lange nicht mehr gelesen: "In der Ablehnung des Schleiers sind sich der Pornograph und die Feministin abwechslungshalber mal einig." Oder: "Wenn sich ein Deutscher und ein Immigrant prügeln und der Immigrant gewinnt, handelt es sich um ein Integrationsproblem. Gewinnt der Deutsche, ist es Rechtsextremismus." Wer hinter diesen Worten eine verdächtige Tendenz wittert, höre gut zu: "Gesinnungen sind biografisch bedingt und fast immer tolerierbar. Unverzeihlich bleibt allein die Denunziation." Ach, schrieben sich die Deutschen das nur hinter ihre Ohren.


Randy Pausch: Last Lecture - Die Lehren meines Lebens,
C. Bertelsmann 2008, 240 Seiten

Ich habe in der Elternlotterie gewonnen. Ich wurde mit einem Gewinnschein geboren.” Eine Wertung am Lebensende, wie man sie selten findet. Der amerikanische Computerwissenschaftler Randy Pausch starb 47-jährig an einem Pankreaskarzinom. In Kenntnis der tödlichen Diagnose verwandte er seine Abschlussvorlesung - "Last Lecture” - zur privaten Lebensbilanz. Bei Youtube im Internet war das ein Quotenrenner, als Buch ist es ein internationaler Bestseller. Warum? Pausch verschweigt alle Schmerzen (oder unterdrückt sie) und gibt ein Bild amerikanischer Heiterkeit bis hin zum studentischen Scherzbold ab. De mortui nihil nisi bene ... im vorliegenden Fall schreibt der Verstorbene selbst nur Gutes, Menschenfreundliches, Motivierendes, und das ist vielleicht ein bisschen zuviel desselben. Ein Stoiker im Mickymauskostüm – keine Lektüre für schwerblütige Sinnsucher.

Buchtipp: Alois Glück, Präsident des Bayerischen Landtags: Alexander Huber: Der Berg in mir – Klettern am Limit, Malk-Verlag
Cover: "Sabine Doering-Manteuffel: Das Okkulte"
Cover: "Sabine Doering-Manteuffel: Das Okkulte"© Siedler Verlag
Cover: "Michael Klonovsky: Jede Seite ist die Falsche"
Cover: "Michael Klonovsky: Jede Seite ist die Falsche"© Lichtschlag Verlag
Cover: "Randy Pausch: Last Lecture - Die Lehren meines Lebens"
Cover: "Randy Pausch: Last Lecture - Die Lehren meines Lebens"© C. Bertelsmann