Kurz und kritisch

Thorsten Körner zeichnet in seiner Biografie über Götz George ein sensibles Porträt des vielschichtigen Schauspielers. Harald Schumann und Christiane Grefe gehen in „Der globale Countdown“ der Frage nach, wie die Globalisierung gerecht gestaltet werden kann. Martin Reichert nimmt sich in einer schwarzhumorigen Miliestudie die „Generation Umhängetasche“ vor.
Thorsten Körner: Götz George. Mit dem Leben gespielt
Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2008

Wer bei der TV-Legende Götz George zwangsläufig an den raubeinigen Kommissar Schimanski denkt, überprüfe sein Bild mit der Wirklichkeit. Denn: Jetzt gibt es die bislang einzige autorisierte Biografie des wohl vielseitigsten deutschen Schauspielers: „Götz George. Mit dem Leben gespielt“, heißt die von Thorsten Körner verfasste Biografie des nunmehr 70-jährigen Mimen, der zeitlebens vergeblich gegen seinen berühmten Vater Heinrich George anspielte. Mit der Biografie ist Torsten Krömer zweifellos ein sensibles und vielschichtiges Porträt gelungen. Eine empfehlenswerte Lektüre über ein tragisches Vater-Sohn-Verhältnis und einen doppelbödigen Charakter, der vielleicht zum allerersten Mal seine Verwundbarkeit offenbart. Die übliche und mitunter etwas selbstgefällige „Machomaske“ wird dankenswerter Weise überwiegend dort belassen, wo sie eigentlich hingehört: ins Vorabendprogramm.


Harald Schumann und Christiane Grefe: Der globale Countdown. Gerechtigkeit oder Selbstzerstörung – die Zukunft der Globalisierung
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008

Wie die Globalisierung gestalten? Oder droht etwa das unweigerliche Abdriften in Richtung Klimawandel, Kriege, Ressourcenknappheit, gar die endgültige Spaltung von Arm und Reich? Gibt es noch eine Möglichkeit, das instabile Schiff auf Kurs zu bringen? Wer darauf ernsthafte Antworten erwartet, findet einige zumindest im neuen Buch von Harald Schumann und Christiane Grefe: „Der globale Countdown. Gerechtigkeit oder Selbstzerstörung- Die Zukunft der Globalisierung“, so der Titel. Ohne Zweifel ein erhellendes Kursbuch in Sachen Globalisierungsmanagement. Das Mantra: Ohne globale Zusammenarbeit und Verflechtung wird es keine nationale Sicherheit mehr geben. Das machen die Autoren überzeugend deutlich. Denn noch nie zuvor waren die Völker und Staaten so voneinander abhängig wie jetzt. Solide recherchiert, vielschichtig analysiert, eingebunden in einen flotten Erzählstil, hebt sich „Der globale Countdown“ wohltuend von den Kassandrarufen der üblichen globalisierungskritischen Literatur ab.


Martin Reichert: Wenn ich mal groß bin –
Das Lebensabschnittsbuch für die Generation Umhängetasche

Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2008

Was eigentlich hat Alter mit Reife gemein? Nicht viel, dämmert es einem nach der Lektüre des Buchs „Wenn ich mal groß bin. Das Lebensabschnittsbuch für die Generation Umhängetasche“. Darin hält der Journalist Martin Reichert – selbst Mitglied der von ihm geschilderten Zielgruppe, der Generation der 35- bis 45-Jährigen – seinen Altersgenossen – gnadenlos den Spiegel vor. Einer Generation, die sich scheinbar 100-prozentig einer „Wellness- & Caffe-Latte-Ideologie“ verschrieben hat. Es sind die Bobos: Bourgeoise Bohemiens, die sich ihren aufwendigen „Lifestyle“ ohne Unterstützung der Eltern gar nicht leisten könnten. Nahtlos löst – so scheint es – die Midlifecrisis die Spätpubertät ab. Eine schwarzhumorige Milieustudie für kühlere Sommertage: Schonungslos überspitzt, ein eindringliches – mitunter schrecklich komisches – Plädoyer zum Erwachsenwerden.

Buchtipp von Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt:
Fünf Deutschland und ein Leben von Fritz Stern, C.H. Beck Verlag, München
Thorsten Körner: Götz George
Thorsten Körner: Götz George© Scherz Verlag
Harald Schumann und Christiane Grefe: Der globale Countdown
Harald Schumann und Christiane Grefe: Der globale Countdown© Kiepenheuer & Witsch
Martin Reichert: Wenn ich mal groß bin
Martin Reichert: Wenn ich mal groß bin© Fischer Taschenbuchverlag