Kurz und kritisch

Der Politologe Hans Herbert von Arnim wettert in "Die Deutschlandakte" gegen Vetternwirtschaft, Machtmissbrauch und die Parteienfinanzierung. Volker Ilgen beschreibt in "Care-Paket & Co "spannende Alltagsgeschichten über diverse Liebesgaben, und Carlos A. Gebauer prangert in "Warum wir alle reich sein könnten" staatlichen Regulierungswahn an.
Hans Herbert von Arnim: Die Deutschlandakte
C. Bertelsmann Verlag, München

"Der Intellektuelle sucht nach immer neuen Einsichten", schrieb einmal Robert Leicht, "die Wirksamkeit des Politikers hängt von der Ausdauer ab, mit der er wenige elementare Botschaften ohne Scheu vor Wiederholung vertritt." Was gilt dann für den Intellektuellen als Opponent der Politik? - Wohl dasselbe! Hans Herbert von Arnim, Deutschlands profiliertester Parteienkritiker, ist mit einem neuen Buch auf dem Markt, und es gleicht seinen vorigen bis aufs Wort. Wer noch nicht ausreichend gegen Parteienfinanzierung, Vetternwirtschaft, Machtmissbrauch und strukturelle Deformationen der Demokratie munitioniert ist, mag "Die Deutschlandakte" wie eine Offenbarung lesen. Wer hingegen frühere Arnim-Werke wie "Das System" kennt, wird sich langweilen. Monothematisch und monoton wiederholt der Professor aus Speyer seine Anklagepunkte. Ein Buch für Spätaufsteher und Nachzügler - die allerdings sollten es lesen. Denn inhaltlich ist ja alles richtig.

Volker Ilgen: Care-Paket & Co. - Von der Liebesgabe zum Westpaket
Primus Verlag, Darmstadt

Es verklärt noch heute den Blick auf die Anfangsjahre der Republik: das Care-Paket. Dabei kam es schon in den Hungerzeiten nach dem Ersten Weltkrieg zum Einsatz. Der Historiker Volker Ilgen hat sich auf die Spuren staatlich geförderter "Liebesgaben" gemacht und aus dem Material spannende Alltagsgeschichten des 20. Jahrhunderts gewonnen. Von den privaten Spenden an die Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs, die militärische Versorgungsprobleme zu kaschieren halfen, bis hin zum berühmten Westpaket, das die DDR-Bevölkerung mit "echtem Bohnenkaffee" versorgte, reicht das Spektrum. Man lernt die Geschäftsmodelle cleverer Schuhhändler und die Heuchelei staatlicher Fürsorge kennen. Am Ende halfen Bürger Bürgern schneller und unkomplizierter als offizielle Versorgungseinrichtungen. Einfach Horizonterweiternd!


Carlos A. Gebauer: Warum wir alle reich sein könnten
Lichtschlag Verlag, Grevenbroich

Der Staat kämpft gegen Schwarzarbeit und richtet eine neue Überwachungsbürokratie ein. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass die Kosten dafür alle erzielten Einnahmen übersteigen. Solche Beispiele sind Wasser auf die Mühlen von Carlos A. Gebauer. Der Medizinjurist und Publizist ist ein Trommler für den Minimalstaat, in dem wirtschaftliche Betätigung die Sache von Privatverträgen ohne staatliche Einmischung bleibt. Süffisant und unterhaltsam plädiert der auch als RTL- Fernsehanwalt bekannt gewordene Autor für einen positiv entfesselten Kapitalismus. Von irrigen wie irrsinnigen Restriktionen befreit, kann erst der freie Bürger verantwortungsvoll handeln. Gerade auf seinem angestammten Fachgebiet, dem Gesundheitswesen, holt Gebauer die meisten Punkte. Kunststück, denn hier herrscht ein Regulierungswahn paranoiden Ausmaßes vor. Für Staatsgläubige aller Couleur dürfte dieses Buch eine Provokation sein. Darum ist es notwendig, erfrischend - und der Empfehlung wert.

Buchtipp von Jan Hofer:
Ilse Biberti: Hilfe, meine Eltern sind alt
Ullstein Verlag, Berlin
Hans Herbert von Arnim: Die Deutschlandakte
Hans Herbert von Arnim: Die Deutschlandakte© C. Bertelsmann Verlag
Volker Ilgen: Care-Paket & Co.
Volker Ilgen: Care-Paket & Co.© Primus Verlag
Carlos A. Gebauer: Warum wir alle reich sein könnten
Carlos A. Gebauer: Warum wir alle reich sein könnten© Lichtschlag Verlag