Kurz und kritisch
In Jutta Ditfurths "Rudi und Ulrike" geht es um die Geschichte einer Freundschaft. Helmut Volger setzt sich in "Geschichte der Vereinten Nationen" mit der Weltorganisation auseinander. "Ich bin ein unheilbarer Europäer" von Heike Klapdor dreht sich um Schriftsteller im Exil.
Jutta Ditfurth: Rudi und Ulrike
Droemer Verlag, München
68 als Heiligenlegende, mit Märtyrern und Jungfrauen. Eigentlich hätte man es sich denken müssen: der Heilige Rudi und die Heilige Ulrike in keuscher Liebe vereint. Das geht nur, wenn man als frommer Marxist weiß, dass alles mit allem zusammenhängt, besonders der Fortschritt mit dem Terror. Die Publizistin und frühere Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth packt jetzt noch mal aus. Sie verrät, was eigentlich nur die Reaktionäre behauptet hatten, dass nämlich Rudi ein großer Liebhaber von Gewalt und Terror war und dass Ulrike wer weiß wie lange schon als treues Mitglied der DKP von der DDR gesteuert wurde. Das Ganze ist linker Kitsch mit dem einen oder anderen verräterischen Detail. Vor die Frage gestellt, ob wir einen Band über Rudi und Ulrike oder lieber was Fundiertes lesen, entscheiden wir uns für drei Bände von Leszek Kolakowski über die Hauptströmungen des Marxismus. Für Verklärte und Nostalgiker.
Helmut Volger: Geschichte der Vereinten Nationen
Oldenbourg Verlag, München
Wer erinnert sich noch an den Schweden Dag Hammarskjöld? Warum sprachen sich die USA gegen den Ägypter Boutros Boutros-Ghali aus? Und was hat der Ghanaer Kofi Annan erreicht? Eine Antwort gibt die "Geschichte der Vereinten Nationen". Helmut Volger hat sie bereits 1995 geschrieben, jetzt aber um ein weiteres Jahrzehnt ergänzt. Jede Phase der UNO schließt er mit einem kurzen Resümee ab. Und auch die sieben früheren Generalsekretäre würdigt er in eigenen Artikeln. So entsteht ein Bild beharrlicher Diplomatie, 500 Seiten Zeithistorie - praktisch aufbereitet für engagierte Weltbürger, die gern und viel über die Globalisierung reden, auch wenn das Gedächtnis nicht immer mithält.
Heike Klapdor (Hrsg.): Ich bin ein unheilbarer Europäer - Briefe aus dem Exil, Aufbau Verlag, Berlin
Ein Glück, dass der berühmte Film-Agent Paul Kohner ein so unermüdlicher Briefeschreiber war. Der Nachlass des aus Böhmen stammenden jüdischen Auswanderers erweist sich als wahrer Schatz. Kohners Adresse am Sunset Boulevard in Hollywood wurde nach 1938 zur Drehscheibe der deutschsprachigen Emigranten, mit denen er ausgiebig korrespondierte: Lion Feuchtwanger, Carl Zuckmayer, Max Ophüls, Erich Maria Remarque, Alfred Polgar, Heinrich und Thomas Mann, Klaus und Erika Mann und viele mehr. Es geht um Illusionen von Künstlern, um Erfolg und Scheitern, um Fremde und Heimat. Und um das prekäre Verhältnis von Kunst und Politik. Dass diese Briefe ein so eindrückliches Sittenbild der Exilanten im Rahmen der Zeitgeschichte des Nationalsozialismus vermitteln, liegt auch an den aufschlussreichen Kommentaren und Ergänzungen der Literaturwissenschaftlerin Heike Klapdor. Eine gelungene Edition.
Buchtipp von Bernd Kauffmann, Generalbevollmächtigter der Stiftung Schloss Neuhardenberg:
Edward Gibbon: Verfall und Untergang des Römischen Reiches, Eichborn-Verlag, Frankfurt/Main (und als sechsbändige Taschenbuch-Ausgabe bei dtv, München)
Richard Sennett: Verfall und Ende es öffentlichen Lebens – Die Tyrannei der Intimität, Fischer Taschenbuch-Verlag
Droemer Verlag, München
68 als Heiligenlegende, mit Märtyrern und Jungfrauen. Eigentlich hätte man es sich denken müssen: der Heilige Rudi und die Heilige Ulrike in keuscher Liebe vereint. Das geht nur, wenn man als frommer Marxist weiß, dass alles mit allem zusammenhängt, besonders der Fortschritt mit dem Terror. Die Publizistin und frühere Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth packt jetzt noch mal aus. Sie verrät, was eigentlich nur die Reaktionäre behauptet hatten, dass nämlich Rudi ein großer Liebhaber von Gewalt und Terror war und dass Ulrike wer weiß wie lange schon als treues Mitglied der DKP von der DDR gesteuert wurde. Das Ganze ist linker Kitsch mit dem einen oder anderen verräterischen Detail. Vor die Frage gestellt, ob wir einen Band über Rudi und Ulrike oder lieber was Fundiertes lesen, entscheiden wir uns für drei Bände von Leszek Kolakowski über die Hauptströmungen des Marxismus. Für Verklärte und Nostalgiker.
Helmut Volger: Geschichte der Vereinten Nationen
Oldenbourg Verlag, München
Wer erinnert sich noch an den Schweden Dag Hammarskjöld? Warum sprachen sich die USA gegen den Ägypter Boutros Boutros-Ghali aus? Und was hat der Ghanaer Kofi Annan erreicht? Eine Antwort gibt die "Geschichte der Vereinten Nationen". Helmut Volger hat sie bereits 1995 geschrieben, jetzt aber um ein weiteres Jahrzehnt ergänzt. Jede Phase der UNO schließt er mit einem kurzen Resümee ab. Und auch die sieben früheren Generalsekretäre würdigt er in eigenen Artikeln. So entsteht ein Bild beharrlicher Diplomatie, 500 Seiten Zeithistorie - praktisch aufbereitet für engagierte Weltbürger, die gern und viel über die Globalisierung reden, auch wenn das Gedächtnis nicht immer mithält.
Heike Klapdor (Hrsg.): Ich bin ein unheilbarer Europäer - Briefe aus dem Exil, Aufbau Verlag, Berlin
Ein Glück, dass der berühmte Film-Agent Paul Kohner ein so unermüdlicher Briefeschreiber war. Der Nachlass des aus Böhmen stammenden jüdischen Auswanderers erweist sich als wahrer Schatz. Kohners Adresse am Sunset Boulevard in Hollywood wurde nach 1938 zur Drehscheibe der deutschsprachigen Emigranten, mit denen er ausgiebig korrespondierte: Lion Feuchtwanger, Carl Zuckmayer, Max Ophüls, Erich Maria Remarque, Alfred Polgar, Heinrich und Thomas Mann, Klaus und Erika Mann und viele mehr. Es geht um Illusionen von Künstlern, um Erfolg und Scheitern, um Fremde und Heimat. Und um das prekäre Verhältnis von Kunst und Politik. Dass diese Briefe ein so eindrückliches Sittenbild der Exilanten im Rahmen der Zeitgeschichte des Nationalsozialismus vermitteln, liegt auch an den aufschlussreichen Kommentaren und Ergänzungen der Literaturwissenschaftlerin Heike Klapdor. Eine gelungene Edition.
Buchtipp von Bernd Kauffmann, Generalbevollmächtigter der Stiftung Schloss Neuhardenberg:
Edward Gibbon: Verfall und Untergang des Römischen Reiches, Eichborn-Verlag, Frankfurt/Main (und als sechsbändige Taschenbuch-Ausgabe bei dtv, München)
Richard Sennett: Verfall und Ende es öffentlichen Lebens – Die Tyrannei der Intimität, Fischer Taschenbuch-Verlag

Jutta Ditfurth: Rudi und Ulrike: Geschichte einer Freundschaft© Droemer Verlag

Helmut Vogler: Geschichte der Vereinten Nationen© Oldenbourg-Verlag