Kurz und kritisch

Von Gabriele Kalmár |
Wilfried Nippel will mit seiner Biographie das Bild des Historikers Johann Gustav Droysen korrigieren und zu einer neuen, kontroversen Diskussion anregen. Joachim Castan zeichnet in "Der Rote Baron" das Leben des Jagdfliegers Manfred von Richthofen nach. Und Berndt Georg Thamm konstatiert in "Der Dschihad in Asien", dass sich immer mehr Muslime in China, Russland und den zentralasiatischen Staaten den islamistischen Terrorristen zuwenden.
Wilfried Nippel: Johann Gustav Droysen - Ein Leben zwischen Wissenschaft und Politik
Verlag C.H. Beck, München

Ein Großer seiner Zeit: Johann Gustav Droysen, einer der bedeutendsten deutschen Historiker des 19. Jahrhunderts. Er bereicherte die Geschichtswissenschaft mit neuen Ansätzen und war doch war mehr als ein engagierter akademischer Lehrer in Jena und Berlin. Droysen saß als Abgeordneter in der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, und er versuchte, durch politische Publizistik die preußische Politik zu beeinflussen. Sein Ruhm gründet vor allem auf seinen theoretischen Abhandlungen, erschienen unter dem Titel "Die Historik". Und was sonst ist geblieben von Droysen? Der Berliner Historiker Wilfried Nippel will mit seiner Biographie das Droysen-Bild korrigieren und zu einer neuen, kontroversen Diskussion anregen. Sozusagen en passant beleuchtet der Autor eine spannende Epoche deutschen Politik- und Geisteslebens. Nicht nur für Experten.


Joachim Castan: Der Rote Baron - Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen
Verlag Klett-Cotta, Stuttgart

Der Mythos lebt: Manfred von Richthofen ist nie ganz aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden, vor allem in den USA und Großbritannien erfreut sich dieser "fabulous german hero" dank vieler Filme und Comics großer Beliebtheit. Dass sich in Jahrzehnten der Heldenverehrung unzählige historische Fehler eingeschlichen haben, liegt nahe. Ebenso verständlich, dass die Fans des Roten Barons ihre Irrtümer ungern aufgeben – das gilt auch für den historisch nicht einwandfreien neuen Spielfilm. Mehr Genauigkeit findet sich dagegen in der Biographie des Historikers und Dokumentarfilmers Joachim Castan. Er erzählt packend, wie Richthofens Persönlichkeit durch die Extrembelastungen des Luftkriegs zerbrach, er schildert das politische und gesellschaftliche Umfeld des Ersten Weltkriegs. Lieber lesen als gucken.


Berndt Georg Thamm: Der Dschihad in Asien - Die islamistische Gefahr in Russland und China
Verlag dtv, München

Im Westen nichts Neues – in Asien schon: Die Bedrohung durch den Dschihad wächst, denn immer mehr Muslime in China, Russland und den zentralasiatischen Staaten wenden sich islamistischen Terrorristen zu. Diese wiederum nutzen dort ethnische Spannungen und Unabhängigkeits-Bestrebungen, um einen globalen Kalifatstaat zu errichten und damit weltweit das islamische Gesetz einzuführen – schreibt der Sicherheitsexperte Berndt Georg Thamm in seiner neuen Studie. Inzwischen gibt es eine von Russland, China und anderen Staaten der Region gegründete Organisation zur Bekämpfung von Terrorismus und Separatismus, die SCO – wie man lernt, nicht ohne Grund. Und Zentralasien rückt immer mehr in den Fokus der Weltpolitik – wegen seiner Rohstoffe und Pipelines, wegen seiner großen Bedeutung für die Energieversorgung des Westens. Thamms Buch ist sorgfältig recherchiert und angefüllt mit Fakten, die so noch nicht zusammengeführt wurden. Punktlandung.
Wilfried Nippel: Johann Gustav Droysen
Wilfried Nippel: Johann Gustav Droysen© C.H. Beck
Joachim Castan: Der Rote Baron
Joachim Castan: Der Rote Baron© Verlag Klett-Cotta
Berndt Georg Thamm: Der Dschihad in Asien
Berndt Georg Thamm: Der Dschihad in Asien© dtv